Schweizerisches Katholisches Bibelwerk

Bibelpastorale Arbeitsstelle

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Newsletter 30 / September 2008

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

heute bietet Ihnen der Newsletter wirklich ganz aktuelle News. Unsere neue Publikation ist erst in dieser Woche bei einer Vernissage vorgestellt worden und beim Zitat der (kommenden) Woche sind wir der Zeit sogar voraus. Es „läuft“ einiges in der Bibelpastoral. Wir wünschen Ihnen im Sinn der Auslegung von Psalm 126 im Zitat der Woche, dass Sie bei Ihrer Beschäftigung mit der Bibel immer wieder „in Fluss kommen“ und dabei Gott als Bewegendem und Bewegtem begegnen.

 

Herzliche Grüsse vom Team der BPA

Dieter Bauer, Walter Klaus, Peter Zürn

 

Zitat der Woche

"Worum es ging, zeigt sich an der zweimaligen Verwendung des kleinen hebräischen Wortes "schuw" (ändern, wandeln, wiederherstellen). "Wenn JHWH den Zion wiederherstellt" - und - "Stell du, JHWH, uns wieder her". Damit ist der Zion als Ort der Gottesbegegnung nicht mehr nur im Aussen, sondern ganz existentiell mit den Menschen verbunden. Zion - womöglich als Ort im Menschen. Aber was soll im Menschen wiederhergestellt werden? ... Darauf gibt es keine eindeutige Antwort, aber es folgt ein weiteres Bild. "Stell du, JHWH, uns wieder her, so wie die Flüsse im Negev". Die zerfurchten, ausgetrockneten Flusstäler in der Wüste Negev könnten ein Bild für menschliches Austrocknen sein. Im Kontrast dazu könnten die gefüllten Bäche und das fliessende Wasser, das im Winter die Wüste zum Blühen bringt, eine Bewegtheit andeuten. Wenn Menschen wieder in einen inneren Fluss kommen, dann ist das oft begleitet von einem Weinen als einem Bewässern der inneren Trockenheit und Dürre. Auch das Bild von Gott verändert sich damit. Gott als Bewegender und Bewegter, mitten im menschlichen Weinen und Lachen."

 

Barbara Knittel, Notizen zu Psalm 126 in: Dein Wort. Mein Weg. Alltägliche Begegnung mit der Bibel. Zeitschrift für Bibel im Alltag 1. Jahrgang Nr. 4/08 September-November 2008, S. 33.

 

Aktuelle Publikationen

Soeben ist in der Reihe „WerkstattBibel“, die ökumenisch herausgegeben wird vom Schweizerischen Katholischen Bibelwerk und den wtb. Deutschschweizer Projekte Erwachsenenbildung, der 12. Band erschienen: „Erinnern und erzählen. Das Markusevangelium in- und auswendig lernen“.

Heilige Schriften auswendig zu lernen ist eine uralte Tradition vieler Religionen, und die mündliche Überlieferung ist ein wesentlicher Teil der Geschichte von Bibel und Kirche. Wo der deutsche Ausdruck „auswendig lernen“ vielleicht bei manchen zwiespältige Schulerinnerungen aufsteigen lässt, bringen das englische „learning by heart“ und das französische „apprendre a coeur“ deutlicher zum Ausdruck, worum es geht: Texte zu verinnerlichen, sie im Herzen zu bewahren, um in schwierigen Lebenssituationen auf sie zurückgreifen zu können.

Warum gerade das Markusevangelium in- und auswendig lernen? Vielleicht weil das älteste und kürzeste Evangelium verdichtete Texte enthält, die in Erinnerung blieben, die bewahrt, aber auch weiter ausgefaltet wurden. Oder weil das Markusevangelium eine Weggeschichte ist, bei der wesentliche Inhalte mit bestimmten Orten verbunden sind. Schon unter den in der Antike entwickelten Methoden zum Gedächtnistraining findet sich die Loci-Methode, die genauso arbeitet: Was bewahrt werden soll, wird mit Orten und Wegen verknüpft. Die Erzählung von der Salbung in Betanien endet mit Blick auf die salbende Frau mit einem Satz: „Überall auf der Welt, wo das Evangelium verkündet wird, wird man sich an sie erinnern und erzählen, was sie getan hat.“ (Mk 14,9)

Die Reihe WerkstattBibel verbindet jeweils ein biblisches Thema mit einer bestimmten Methode: in diesem Band das In-und-uswendig-lernen. Neben einer theologischen und methodischen Einführung werden konkrete Bibelarbeiten vorgestellt, die in einer Werkstatt entwickelt und erprobt wurden.

 

Peter Zürn (Hg.), Erinnern und erzählen. Das Markusevangelium in- und auswendig lernen, Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2008, 96 Seiten, ISBN: 978-3-460-08512-1, CHF 21,90. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich sowie bei uns an der Bibelpastoralen Arbeitsstelle erhältlich.

Aktuelle Veranstaltungen

Die Veranstaltung zum neuen Buch:

Am 15.11.2008 findet in Zürich ein Einführungstag in den neuen Band der WerkstattBibel statt. Leitung: Brigitte Schäfer und Angelä Wäffler-Boveland.

Nähere Informationen und Detailprospekt bei:
wtb - Deutschschweizer Projekte Erwachsenenbildung
Haus am Lindentor, Hirschengraben 7
8001 Zürich
Tel. 044 258 92 17
Fax 044 258 91 51
Mail: wtb@ref.ch
Homepage: http://wtb.ref.ch

 

Buch des Monats
Dieter Stork, 365 mal Gott. Das ganz andere Andachtsbuch, Luther-Verlag Bielefeld, 2. Aufl, 2008, 470 S. broschiert, ISBN 3-7858-0501-2, CHF 28.90, Euro 15.90

Für jeden Tag des Jahres ein Bibeltext, eine Auslegung und ein Gebet, jeweils im Umfang von einer Seite: Diese Form entspricht weitgehend einem „normalen“ Andachtsbuch – wenn auch das Wort heute leider kaum noch gebraucht wird. Das Buch von Dieter Stork, dem langjährigen Gemeinde-, Jugendpfarrer und Schulreferenten, der seit einigen Jahren im Ruhestand ist, ist aber wirklich „ganz anders“. Besonders ist schon die Auswahl und Anordnung der Bibeltexte. Zwar beginnt das Buch nicht unerwartet mit den Urgeschichten aus der Genesis und endet mit den Weihnachtsgeschichten. Nach den Vätergeschichten (die Stammmütter kommen leider zu kurz) folgen aber Hiob und die Weisheitsliteratur, die Propheten Deuterojesaja und Jona aus exilischer und nachexilischer Zeit und dann die Psalmen. Anhand des Markusevangeliums wird dann der Frage nachgegangen, wie und warum das Zweite Testament entstand und nach den Evangelien geht es zurück in die Mosestraditionen und das Deuteronomistische Geschichtswerk. Beim Buch Rut werden dann (endlich) starke Frauen erwähnt, nach den Königsgeschichten folgen Propheten aus dem Nord- und dem Südreich. Daran schliessen sich die Apostelgeschichte und die Briefliteratur an sowie die Apokalyptik.
An dieser Textauswahl und Gliederung lässt sich schon erkennen, dass Dieter Stork es schafft, ein Andachtsbuch mit intensiver historisch-kritischer Information zu verbinden. Stork ist überzeugt: „Eine Anleitung zu einem historischen und symbolhaften Verstehen von Bibeltexten zerstört nicht den Glauben, wie manche meinen, im Gegenteil, es stärkt und fördert ihn“ (7). Sein Biblisches Tagebuch lädt denn auch nicht nur – wie es im Vorwort heisst – zum selbständigen, selbstbewussten Bibellesen ein. Es bietet dafür auch wichtige und brauchbare Hilfsmittel: einen Registerteil mit 50 Seiten ausführlicher und alphabetisch geordneten Informationen zu Personen und Sachthemen sowie ein differenziertes alphabetisches und ein Bibelstellenregister. Genauso überzeugend und leidenschaftlich wirkt auch die inhaltliche Arbeit mit und an den Bibeltexten. Stork liest die Bibel sozialkritisch, politisch und befreiungstheologisch, dabei lebensbejahend und verheissungsvoll.
Das Buch von Dieter Stork ist ein wirkliches Andachtsbuch, achtsam für die Texte, weit im Denkhorizont und solidarisch-mitfühlend mit den Menschen damals und heute. Es wäre zu wünschen, dass diese Form von Andacht künftig wegweisend wird für eine ganze Reihe dermassen anderer Andachtsbüchern. Ich selbst habe das Buch durch eine Rezension in der Zeitschrift Texte&Kontexte von 2005 entdeckt. Ich freue mich sehr, dass jetzt im Jahr 2008 eine zweite Auflage erschienen ist. Das spricht für die Nachfrage nach dieser Art Andacht.

Peter Zürn