Schweizerisches Katholisches
Bibelwerk
Bibelpastorale Arbeitsstelle
Bederstr. 76 8002 Zürich
Tel.: 044 205 99 60 Fax: 086 044 205 99 60
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Newsletter 30 / September 2008
Liebe Leserin, lieber Leser,
heute bietet Ihnen der Newsletter wirklich ganz aktuelle News. Unsere
neue Publikation ist erst in dieser Woche bei einer Vernissage vorgestellt
worden und beim Zitat der (kommenden) Woche sind wir der Zeit sogar voraus. Es „läuft“
einiges in der Bibelpastoral. Wir wünschen Ihnen im Sinn der Auslegung von
Psalm 126 im Zitat der Woche, dass Sie bei Ihrer Beschäftigung mit der Bibel
immer wieder „in Fluss kommen“ und dabei Gott als Bewegendem und Bewegtem
begegnen.
Herzliche Grüsse vom Team der BPA
Dieter Bauer, Walter Klaus, Peter Zürn
"Worum es ging, zeigt sich an der zweimaligen Verwendung des
kleinen hebräischen Wortes "schuw" (ändern, wandeln,
wiederherstellen). "Wenn JHWH den Zion wiederherstellt" - und -
"Stell du, JHWH, uns wieder her". Damit ist der Zion als Ort der
Gottesbegegnung nicht mehr nur im Aussen, sondern ganz existentiell mit den
Menschen verbunden. Zion - womöglich als Ort im Menschen. Aber was soll im Menschen
wiederhergestellt werden? ... Darauf gibt es keine eindeutige Antwort, aber es
folgt ein weiteres Bild. "Stell du, JHWH, uns wieder her, so wie die
Flüsse im Negev". Die zerfurchten, ausgetrockneten Flusstäler in der Wüste
Negev könnten ein Bild für menschliches Austrocknen sein. Im Kontrast dazu
könnten die gefüllten Bäche und das fliessende Wasser, das im Winter die Wüste
zum Blühen bringt, eine Bewegtheit andeuten. Wenn Menschen wieder in einen
inneren Fluss kommen, dann ist das oft begleitet von einem Weinen als einem
Bewässern der inneren Trockenheit und Dürre. Auch das Bild von Gott verändert
sich damit. Gott als Bewegender und Bewegter, mitten im menschlichen Weinen und
Lachen."
Barbara Knittel, Notizen zu Psalm 126 in: Dein Wort. Mein Weg. Alltägliche
Begegnung mit der Bibel. Zeitschrift für Bibel im Alltag 1. Jahrgang Nr. 4/08
September-November 2008, S. 33.
Soeben ist in der Reihe „WerkstattBibel“, die ökumenisch
herausgegeben wird vom Schweizerischen Katholischen Bibelwerk und den wtb.
Deutschschweizer Projekte Erwachsenenbildung, der 12. Band erschienen: „Erinnern
und erzählen. Das Markusevangelium in- und auswendig lernen“.
Heilige Schriften auswendig zu lernen ist eine uralte Tradition vieler
Religionen, und die mündliche Überlieferung ist ein wesentlicher Teil der
Geschichte von Bibel und Kirche. Wo der deutsche Ausdruck „auswendig
lernen“ vielleicht bei manchen zwiespältige Schulerinnerungen aufsteigen
lässt, bringen das englische „learning by heart“ und das französische
„apprendre a coeur“ deutlicher zum Ausdruck, worum es geht: Texte
zu verinnerlichen, sie im Herzen zu bewahren, um in schwierigen
Lebenssituationen auf sie zurückgreifen zu können.
Warum gerade das Markusevangelium in- und auswendig lernen? Vielleicht
weil das älteste und kürzeste Evangelium verdichtete Texte enthält, die in
Erinnerung blieben, die bewahrt, aber auch weiter ausgefaltet wurden. Oder weil
das Markusevangelium eine Weggeschichte ist, bei der wesentliche Inhalte mit
bestimmten Orten verbunden sind. Schon unter den in der Antike entwickelten
Methoden zum Gedächtnistraining findet sich die Loci-Methode, die genauso
arbeitet: Was bewahrt werden soll, wird mit Orten und Wegen verknüpft. Die
Erzählung von der Salbung in Betanien endet mit Blick auf die salbende Frau mit
einem Satz: „Überall auf der Welt, wo das Evangelium verkündet wird, wird
man sich an sie erinnern und erzählen, was sie getan hat.“ (Mk 14,9)
Die Reihe WerkstattBibel verbindet jeweils ein biblisches Thema mit
einer bestimmten Methode: in diesem Band das In-und-uswendig-lernen. Neben
einer theologischen und methodischen Einführung werden konkrete Bibelarbeiten
vorgestellt, die in einer Werkstatt entwickelt und erprobt wurden.
Peter Zürn (Hg.), Erinnern und
erzählen. Das Markusevangelium in- und auswendig lernen, Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2008, 96 Seiten, ISBN:
978-3-460-08512-1, CHF 21,90. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich sowie bei uns
an der Bibelpastoralen Arbeitsstelle erhältlich.
Die Veranstaltung zum neuen Buch:
Am 15.11.2008 findet in Zürich ein Einführungstag
in den neuen Band der WerkstattBibel statt. Leitung: Brigitte
Schäfer und Angelä Wäffler-Boveland.
Nähere Informationen und Detailprospekt bei:
wtb - Deutschschweizer Projekte Erwachsenenbildung
Haus am Lindentor, Hirschengraben 7
8001 Zürich
Tel. 044 258 92 17
Fax 044 258 91 51
Mail: wtb@ref.ch
Homepage: http://wtb.ref.ch
Buch des Monats
Dieter
Stork, 365 mal Gott. Das ganz andere Andachtsbuch, Luther-Verlag Bielefeld, 2.
Aufl, 2008, 470 S. broschiert, ISBN 3-7858-0501-2, CHF 28.90, Euro 15.90
Für jeden Tag des Jahres ein Bibeltext, eine Auslegung und ein Gebet,
jeweils im Umfang von einer Seite: Diese Form entspricht weitgehend einem
„normalen“ Andachtsbuch – wenn auch das Wort heute leider
kaum noch gebraucht wird. Das Buch von Dieter Stork, dem langjährigen
Gemeinde-, Jugendpfarrer und Schulreferenten, der seit einigen Jahren im
Ruhestand ist, ist aber wirklich „ganz anders“. Besonders ist schon
die Auswahl und Anordnung der Bibeltexte. Zwar beginnt das Buch nicht
unerwartet mit den Urgeschichten aus der Genesis und endet mit den
Weihnachtsgeschichten. Nach den Vätergeschichten (die Stammmütter kommen leider
zu kurz) folgen aber Hiob und die Weisheitsliteratur, die Propheten
Deuterojesaja und Jona aus exilischer und nachexilischer Zeit und dann die
Psalmen. Anhand des Markusevangeliums wird dann der Frage nachgegangen, wie und
warum das Zweite Testament entstand und nach den Evangelien geht es zurück in
die Mosestraditionen und das Deuteronomistische Geschichtswerk. Beim Buch Rut
werden dann (endlich) starke Frauen erwähnt, nach den Königsgeschichten folgen
Propheten aus dem Nord- und dem Südreich. Daran schliessen sich die Apostelgeschichte
und die Briefliteratur an sowie die Apokalyptik.
An dieser Textauswahl und Gliederung lässt sich schon erkennen, dass Dieter
Stork es schafft, ein Andachtsbuch mit intensiver historisch-kritischer
Information zu verbinden. Stork ist überzeugt: „Eine Anleitung zu einem
historischen und symbolhaften Verstehen von Bibeltexten zerstört nicht den
Glauben, wie manche meinen, im Gegenteil, es stärkt und fördert ihn“ (7).
Sein Biblisches Tagebuch lädt denn auch nicht nur – wie es im Vorwort
heisst – zum selbständigen, selbstbewussten Bibellesen ein. Es bietet
dafür auch wichtige und brauchbare Hilfsmittel: einen Registerteil mit 50
Seiten ausführlicher und alphabetisch geordneten Informationen zu Personen und
Sachthemen sowie ein differenziertes alphabetisches und ein Bibelstellenregister.
Genauso überzeugend und leidenschaftlich wirkt auch die inhaltliche Arbeit mit
und an den Bibeltexten. Stork liest die Bibel sozialkritisch, politisch und
befreiungstheologisch, dabei lebensbejahend und verheissungsvoll.
Das Buch von Dieter Stork ist ein wirkliches Andachtsbuch, achtsam für die
Texte, weit im Denkhorizont und solidarisch-mitfühlend mit den Menschen damals
und heute. Es wäre zu wünschen, dass diese Form von Andacht künftig wegweisend
wird für eine ganze Reihe dermassen anderer Andachtsbüchern. Ich selbst habe
das Buch durch eine Rezension in der Zeitschrift Texte&Kontexte von 2005
entdeckt. Ich freue mich sehr, dass jetzt im Jahr 2008 eine zweite Auflage
erschienen ist. Das spricht für die Nachfrage nach dieser Art Andacht.
Peter
Zürn