Bibelpastorale Arbeitsstelle
Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
Bederstr. 76
8002 Zürich
Tel. 044 205 99 60
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www.bibelwerk.ch
Newsletter 10 / Januar 2007
Liebe Leserin, lieber Leser ,
viel Aktuelles haben wir für Sie im ersten Newsletter des Neuen Jahres. Darum fassen wir
uns ganz kurz und beschränken uns auf herzliche Grüsse
Ihr BPA-Team: Dieter Bauer, Bettina Schulze, Peter Zürn
Aktuelle Publikationen
Das neue Bibel heute plus zum Heft 4/2006 "Mit Psalmen leben" ist da:
"Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten" - Bibelarbeit zu Psalm 126
Alle Informationen zu Bibel heute plus unter
http://www.bibelwerk.ch/index.php?na=4,0,0,0,d,57398
Aktuelle Veranstaltungen
"Alles ist möglich" (Mk 9,23) Fachtagung der IG Bibliodrama
Sonntag – Montag, 22./23. April 2007 - Paulusakademie Zürich
Eine grosse Menschenmenge in heftiger Auseinandersetzung: Schriftgelehrte, Jesus mit
seinen Jüngerinnen und Jüngern, ein Vater mit seinem Sohn... Die Streitfrage: Wie gehen
wir um mit Geistern, die das Leben bedrohen, mit Geistern, die stumm und taub machen? -
"Alles ist möglich" sagt Jesus in diesem Text aus dem Markusevangelium (Mk
9,14-29).
Mit diesem Titel laden wir Bibliodramaleiterinnen und Bibliodramaleiter zur Fachtagung am
22./23. April 2007 ein. Sie knüpft an die Erfahrungen des Bibliodrama-Symposions vom Mai
2006 an. Sie bietet die Möglichkeit, drei verschiedene Formen von Bibliodrama zu erleben
und zwar jeweils zum gleichen Text. Neben dem Spiel steht die Reflexion der erfahrenen
Bibliodramamethoden im Zentrum der Tagung. Weitere Informationen unter:
http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=2,1,0,0,d,66304,0,0
Buch des Monats
Israel Finkelstein / Neil A. Silberman, Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische
Wahrheit über die Bibel, (Verlag C. H. Beck) München 2002 (Sonderausgabe 2006), 381 S., 27
Ktn u. Abb., Geb., 18,00 € [D] / 18,50 € [A] / 31,90 sFr. ISBN 3-406-55531-4
Lange Zeit diente die "biblische Archäologie" vor allem dazu, das in der Bibel
Erzählte historisch zu belegen bzw. die Besitzansprüche Israels auf sein Land zu
untermauern. Bücher wie der Longseller "Und die Bibel hat doch recht" hatten
eine unglaubliche Wirkung auf das Bewusstsein der Gläubigen, und bis heute schöpft
manche/r ReligionslehrerIn gerne aus solch archäologischen "Beweisen", um den
Bibelunterricht glaubwürdiger zu gestalten.
Von der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat die Archäologie längst vieles
korrigiert, was in der ersten Begeisterung als historischer Beleg biblischer Erzählkunst
gegolten hatte. Und auch die historisch-kritische Exegese hat das ihrige dazu beigetragen,
dass ein völlig neues Gesamtbild vom Werden des Judentums und seiner biblischen
Überlieferungen entstand. Die beiden international renommierten Archäologen Israel
Finkelstein und Neil A. Silberman haben die Forschungsergebnisse der vergangenen 50 Jahre
im Jahr 2002 in einem grossen Wurf zusammengefasst, was den SPIEGEL (wieder einmal) dazu
bewog, den "Tod Gottes" zu konstatieren.
Ganz so schlimm ist es zwar nicht, was die beiden Autoren in ihrem – seit neuestem in
einer erschwinglichen Sonderausgabe vorliegenden – Buch darlegen. Aber je nachdem, wie
viel man von den neueren Forschungen mitbekommen hat, dürfte doch manches überraschend neu
zu überdenken sein. Das Grossreich Davids und Salomos wird als Legende aus viel späterer
Zeit entlarvt, in der Eisenzeit war Jerusalem höchsten ein grösseres Dorf. Die Erzählungen
vom Exodus und der Landnahme, wie sie heute vorliegen, dienten der nationalen
Identitätsfindung nach der Katastrophe des Exils. Das schon länger identifizierte
"deuteronomistische Programm" der "Geschichtsschreibung" Israels in
sieben "Bänden" vom Buch Deuteronomium bis zum 2. Buch der Könige ist
Tendenzgeschichte des Königreiches Juda bzw. der nachexilischen "Restauration"
u. s. w.
Das gut lesbar und streckenweise geradezu spannend geschriebene Buch nimmt die Leserinnen
und Leser mit auf den Weg der archäologischen Forschung und führt sie Schritt für Schritt
von der "Suche nach den Erzvätern" bis zu "Exil und Rückkehr" der
Deportierten. Mit fast detektivischem Spürsinn wird als "Kern" der Entstehung
der Bibel die Zeit Joschijas (639-609) ausgemacht, als das Königreich Juda seine grösste
Ausdehnung erreichte und Anspruch auf die Gebiete "Gesamtisraels" erhob. Von
dort aus gesehen wird vieles an den biblischen Texten wesentlich plausibler.
Das Buch ist versehen mit einem sehr detaillierten Literaturverzeichnis und durch ein
ausführliches Register gut erschlossen. Diese "herausragendste und erfrischendste
Synthese zur biblischen Archäologie in den letzten fünfzig Jahren" – so Baruch
Halpern, der Ausgräber von Megiddo – sei "allen, die morgens gerne kalt duschen ...
wärmstens empfohlen" (David Noel Freedmann, ebenfalls ein Kollege der beiden
Autoren). Dieter Bauer
Zitat der Woche
"In der arabischen Kultur kennen wir zwei grosse Texte, die prägend sind, nämlich den
Koran und die Erzählungen aus 1001 Nacht. Ich habe den Eindruck, dass der Koran als Text
vom Himmel dasteht, der uns sagt, wie wir zu leben haben. Und ihm antworten die
Geschichten aus 1001 Nacht, indem sie aufzeigen, wie wir leben möchten. Zwischen diesen
Texten steht diese ganze Kultur."
Nacer Khemir, Von der Kunst des Erzählens und des Lebens, in: DVD-Bonusheft zum Film
"Bab´Aziz (Trigon-Film 2005), S. 3