Schweizerisches Katholisches
Bibelwerk
Bibelpastorale Arbeitsstelle
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Newsletter 26 / Mai 2008
Liebe Leserin, lieber Leser,
vor 750 Jahren hatte die Ordensfrau Julienne de Cornillon eine Vision: Sie sah den Vollmond
mit einem dunklen Fleck. In ihren mystischen Visionen interpretierte sie
schliesslich den Mond als die Kirche, der in ihrem Festkreis noch ein Fest zu
Ehren der Heiligen Eucharistie fehlte. Daraus wurde das Fronleichnamsfest, das
wir heute feiern. Wir hoffen, dass Ihnen an diesem Newsletter nichts fehlt. Er
bietet eine Fülle von aktuellen Hinweisen. Besonders spektakulär: das Zitat aus
dem dritten Brief der Apostelin Junia (vgl. Röm 16,7).
Herzliche Grüsse vom Team der BPA
Dieter Bauer, Walter Klaus, Peter Zürn
"1
Junia, berufen allein durch die Verpflichtung gegenüber dem Gebot der
Wahrhaftigkeit, 2 an die feministische Gemeinde der im RomeroHaus Luzern
versammelten Schwestern ... 13 Ihr alle seid berufen, als Seelsorgerinnen den
Menschen zu dienen. 14 Was nun die Frage der Ermächtigung anbelangt, müsst ihr
Folgendes bedenken: Berufung geschieht immer in der Geistkraft Gottes,
Ermächtigung jedoch geschieht mit den Werkzeugen und im Geist der Welt, die
nicht immer oder noch nicht von der Geistkraft, wie sie Jesus, unser Bruder,
verkündet und gelebt hat, erfüllt sind. 15 Daher kann es geschehen, dass Männer
in mächtigen Positionen agieren, deren Berufung aber noch nicht offenbar
geworden ist. Und es kann passieren, dass eine Berufene fast ohne weltliche
Ermächtigung arbeiten muss. Beides erzeugt ungeheure Spannungen ... 25 Ihr seid
zur Freiheit berufen, Schwestern, nur sei die Freiheit kein Vorwand dafür, es
der herrschenden Weltordnung nachzumachen, sondern in Liebe sollt ihr einander
dienen. 26 Wenn ihr euch von der Geistkraft leiten lasst, steht ihr nicht unter
der Gesetzesanordnung. 27 Was jedoch die Gleichschaltung mit der herrschenden
Weltordnung hervorbringt, ist offenbar: Das sind Missbrauch von Sexualität,
Dienst an den Götzen und Hantieren mit bösen Zauberkräften, Feindschaften,
Streit, Eifersucht, Konkurrenzdenken, Missgünsteleien und dergleichen. 28 Von
diesen Dingen sage ich euch voraus, wie ich es schon getan habe: Diejenigen,
die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben. 29 Die Frucht aber der
Geistkraft ist Liebe, Freude, Friede, Grossmut, Freundlichkeit, Treue. Solchen
Dingen steht das Gesetz nicht entgegen!"
Aus
dem dritten Brief der Apostelin Junia an die versammelte Schwesterngemeinde,
aufgeschrieben von Li Hangartner und verlesen an der Tagung "berufen!
ermächtigt?" vom 5. Mai 2008 im RomeroHaus Luzern
Der
Brief im Wortlaut: http://www.bibelwerk.ch/index.php?%20&na=3,4,0,0,d,96136,0,0
Die
Tagung wird in einer eigenen Publikation dokumentiert werden. Wer daran
interessiert ist, kann sich wenden an: RomeroHaus Luzern, Li Hangartner, Mail: vgleitung@romerohaus.ch
„Ich bin auch ein Josef“
– Liturgie mit biblischen Elementen zum Vätertag 2008
Am Sonntag, 15. Juni findet zum zweiten Mal der Schweizer Vätertag statt.
Die BPA ist an der Erarbeitung von Bausteinen zur kirchlichen Arbeiten mit
Vätern und zum Thema "Väter" beteiligt. Diese Bausteine finden sich
im "Ideenpool" unter www.vaetertag.ch
Zum Vätertag 2008 bieten wir Unterlagen für eine liturgische Feier mit
biblischen Elementen für Männer und Väter. im Zentrum steht die Figur Josefs,
des Vaters Jesu.
Die Unterlagen gibt es hier als pdf-Datei zum Herunterladen: http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=1,3,0,0,d
Meilensteine der Bibelforschung
Das Buch der Bücher wird von jeder Generation wieder neu gelesen
– auch in der Forschung. Das Pfarrblatt Bern stellt in einer Reihe von
Porträts Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts vor, die in der wissenschaftlichen
Diskussion Geschichte schrieben.
Alle bisher erschienenen Artikel finden Sie unter
http://www.kathbern.ch/index.php?na=111,1,7,0,d#Meilensteine%20der%20Bibelforschung
KabbalaArt – Ausstellung in der
Wasserkirche Zürich
Kabbala ist der Versuch, Gottes Diesseitigkeit, seine Nähe im Hier und
Heute mit seiner Jenseitigkeit, seinem unerforschlichen Geheimnis als Einheit
zu denken. Eine Technik dafür ist die Zahlenmystik des Hebräischen Alephbets,
bei dem jeder Buchstabe auch einen Zahlenwert hat. Die Ausstellung des Zürcher
Lehrhauses in der Wasserkirche zeigt Arbeiten von Fishel Rabinowicz und dauert
vom 6. bis 29. Mai 2008. Sie wird von Vorträgen, Führungen und einem Konzert
begleitet.
Mehr: http://www.zuercher-lehrhaus.ch/cms/front_content.php?idart=76&idcat=57
Nur "Schweigen, Schmuck und
Schleier"? Paulus und die Frauen in seinen Gemeinden
Vorträge von Prof. Dr. Sabine Bieberstein zum Auftakt des
internationalen Paulusjahres 2008/2009
Freitag, 30. Mai 2008, 20.00 Uhr Pauluszentrum Gossau
Samstag, 31. Mai 2008 14.15 Uhr Priesterseminar St. Beat Luzern
(Wiederholung)
Mehr unter http://www.bibelwerk.ch/index.php?na=4,0,0,0,d,95912
Ausstellung "Unsere Bibel
entdecken - mit allen Sinnen"
St. Martin Birmensdorf ZH 22. Juni-6. Juli 2008
Mehr unter http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=4,0,0,0,d,95900,0,0
Zum Vormerken für alle
Interessierten an Bibliodrama und Bibliolog:
Einführung in den Bibliolog – Herbstspieltag der Interessengemeinschaft Bibliodrama
Praktische Erfahrungen und Reflexion. Leitung: Guido Baur
Samstag, 18. Oktober in Zürich (ganztägig)
Zweites Schweizer
Bibliodrama-Symposion mit internationalen
Gästen
Pfingsten 2009 – Freitag, 29. Mai bis Montag, 1. Juni 2009
In Schloss Beuggen/D (Nähe Rheinfelden)
Nähere Informationen zu beiden Veranstaltungen in Kürze auf http://www.bibliodrama.net
Ilsetraud Köninger / Beatrix Moos,
Auf den zweiten Blick. Chagall und die Bibel
(Katholisches Bibelwerk) Stuttgart 2007, 152 S., Geb., 16,90 €
[D] / 17,40 € [A] / 30,60 CHF
ISBN: 978-3-460-27228-6
Wer stand nicht auch schon einmal staunend vor den prächtigen biblischen
Bildern Marc Chagalls, sei es in der sonnendurchfluteten Fraumünsterkirche in
Zürich, den Chorfenstern von St. Stephan in Mainz oder gar im Musée national
Message Biblique in Nizza? Die Bilder Chagalls sind ungemein beeindruckend. Und
doch sind sie – selbst für langjährige Kenner – immer noch
geheimnisvoll. Sehr vieles kann man ahnen, vieles aber muss man einfach wissen,
sei es aus der Bibel oder aus dem Judentum. Oder aus dem Leben des Malers.
Inzwischen ist ja auch schon manch Hilfreiches zu diesen Bildern
veröffentlicht worden, und vor allem die umfangreiche Dissertation von
Christoph Goldmann (1989) hat manches Licht in den Dschungel der
Interpretationen gebracht.
Was zeichnet nun das vorliegende Büchlein zu „Chagall und die
Bibel“ besonders aus?
Zum einen sind es die beiden Autorinnen selbst, die über viele Jahre in
Schule, Erwachsenenbildung und Therapie tätig sind und einen reichen
Erfahrungsschatz in der Vermittlung der Bildwelt Chagalls mitbringen. Sie haben
eine gute Auswahl von 16 biblischen Bildern getroffen, die sie nicht nur sehr
sensibel beschreiben, sondern deren Hintergründigkeit sie von der Bibel und der
Geschichte des Judentums her zu erschliessen vermögen.
Zum anderen ist es aber auch die Machart des Buches selbst. Manche
mögen vielleicht bedauern, dass durch die Kleinformatigkeit des Buches (10,50 x
13,20 cm) Chagalls querformatige Bilder doch immer wieder über den Falz
gedruckt werden mussten. Aber der Schwerpunkt des Buches liegt nun einmal auf
dem Text. Und dieser wird hervorragend unterstützt durch die eingestreuten
Bildausschnitte, die das Auge des Betrachters immer wieder
„heranzoomen“. Klein und handlich haben die Leserinnen und Leser
hier ein Büchlein vor sich, das nicht nur wichtiges Wissen zum Verständnis der
Bilder vermittelt, sondern vor allem auch zur Meditation einlädt.
Das führt mich zum dritten Punkt, warum ich das Buch so empfehlenswert
finde: Neben den biblischen Texten selbst haben die Autorinnen auch immer
wieder Texte aus der Weltliteratur eingestreut, vor allem von Rainer Maria
Rilke, aber auch von Nelly Sachs, Elisabeth Barrett Browning u. a. Diese
Zusammenstellung eröffnet ein ausgesprochen spannendes Gespräch zwischen den
Bildern, den biblischen Quellen und den Poetinnen und Poeten. So findet
wirklich jede und jeder etwas, das anspricht und einlädt zur weiteren
Betrachtung.
Marc Chagall hat einmal gesagt: „Türen öffnen, das ist gut
– was versuche ich anderes.“ Nichts anderes haben die beiden
Autorinnen versucht. Und es ist ihnen hervorragend gelungen.
Dieter Bauer