Schweizerisches Katholisches
Bibelwerk
Bibelpastorale Arbeitsstelle
Bederstr. 76 8002 Zürich
Tel.: (041) 44 205 99 60 Mail: info@bibelwerk-ch
Newsletter 7 / Oktober 2006
Liebe Leserin, lieber Leser,
im liturgischen Kalender stehen wir vor Erntedank und vor dem
Bibelsonntag. Beides wirkt sich auf unseren Newsletter aus. Wir hoffen, dass
sich bei unseren aktuellen Publikationen, beim Buch des Monats und dem Zitat
der Woche etwas für Ihre Ernte findet und dass Sie am Bibelsonntag (18./19.11.)
von unseren Materialien profitieren können. Herzliche Grüsse vom BPA-Team
Dieter Bauer, Bettina Schulze, Peter Zürn
Bibel heute plus zur Ausgabe 3/2006 von Bibel
heute zu "Ester":
"Wer
weiss, ob du nicht gerade dafür in dieser Zeit Königin geworden bist?"
(Est 4,14)
Bibelarbeit zum Thema "Verantwortung" zu Ester 4,1-5,3. Kosten für 4
Ausgaben pro Jahr jeweils zum aktuellen Heftthema Fr. 15.
Neuer
Band in der Reihe „Frauen der Bibel“.
Ulrike Bechmann, Sara. Herrin
– Rivalin – Ahnfrau, 72 Seiten.
Das Heft entstand im Kontext des Weltgebetstages der Frauen 2007 unter dem
Motto: „Unter Gottes Zelt vereint“. Im Zentrum steht die lachende
Sara aus Gen 18. Ulrike Bechmann bettet diese Erzählung ein in die gesamten
Erzelternerzählungen der Genesis, beleuchtet die Geschichte Saras im
Erzählablauf von Gen 11-23 und legt weitere Sara-Geschichten aus (die Preisgabe
Gen 20, Geburt eines Sohnes und Vertreitung Hagars und Ismaels Gen 21, Tod und
Begräbnis Gen 23). Für die Praxis enthält das Heft mehrer Bibel- und
Textarbeiten sowie Hinweise auf weitere Materialien.
Das diesjährige Bibelsonntagsheft ist im Juli 2006 erschienen und wurde
allen Pfarreien zugesandt. Thema ist der Evangelientext des Sonntags
(18./19.11.), die Markusapokalypse (Mk 13). Was vielen Hörerinnen und Hörern
zunächst einmal Angst macht, entpuppt sich doch bei näherem Hinsehen als eine
hochaktuelle „Sehschule“ für die „Zeichen der Zeit“.
Gerade neu erschienen ist die „Bibel in gerechter
Sprache“. Zwei der zentralen Anliegen dieser Neuübersetzung sind in der
Gütersloher Erzählbibel von Diana Klöpper und Kerstin Schiffner von 2004
bereits realisiert:
ein kritischer Blick auf die Geschlechterrollen und ein kritischer Umgang mit
antijudaistischen Haltungen. Positiv formuliert heisst das:
Die Erzählbibel richtet ein besonderes Augenmerk auf biblische Frauengestalten
und erzählt die Texte mit einem Blick für die Vielfalt von Geschlechterrollen.
„Debora kämpft und Jakob kocht“, heisst es programmatisch im
Nachwort (S. 380). Und die christliche Erzählbibel gibt der jüdischen Bibel
grossen Raum und Eigenwert und erzählt auch von Jesus Christus in der
Verknüpfung mit der jüdischen Tradition. Das sichtbarste Zeichen für diese
Ausrichtung besteht darin, dass die Erzählbibel in der Anordnung der
alttestamentlichen Texte der Hebräischen Bibel folgt, also die Reihenfolge
Tora, Propheten und Schriften aufweist. Ausserdem kristallisieren sich in den
einzelnen Erzählungen biblische Grundthemen heraus, die Erstes und Zweites
Testament eng verknüpfen:
Die
Gütersloher Erzählbibel hat darüber hinaus – gerade im Vergleich zu
anderen Erzählbibeln - einige wertvolle Besonderheiten:
Sie achtet die Fremdheit der biblischen Texte und will sie gerade als fremde
vertrauter machen. Dies wirkt sich zum Beispiel darin aus, dass Texte
aufgenommen wurden, die sich in anderen Erzählbibeln für Kinder und Jugendliche
oft nicht finden, wie zum Beispiel manche prophetische Texte. Oder dass Texte
in ihrer sprachlichen Eigenart auch in der Nacherzählung bewahrt bleiben, der
erste Schöpfungsbericht etwa, der als poetisches Gedicht wiedergegeben wird.
Die Erzählbibel orientiert sich an der Vielfalt des biblischen Redens von Gott
und bewahrt sie. Damit schafft sie – neben der Relativierung einseitig
patriarchal geprägter Gottesbilder - Raum für die Begegnung mit anderen
Erfahrungen und Vorstellungen als die mit dem „lieben“ Gott.
Im gleichen Kontext steht die Entscheidung, nicht nur „schöne“
Bibeltexte wiederzugeben. Die Welt der biblischen Geschichten ist keine heile
Welt, genauso wenig wie die Welt der Kinder und Jugendlichen heute. Die Erzählbibel
bietet u.A. Raum für die Auseinandersetzung mit Gewaltgeschichten wie z.B. der
Geschichte von Dina (Gen 34), von Jiftachs Tochter (Ri 11) und der Geschichte
Tamars (2 Sam 13).
Das Nachwort (S. 376-390) beschreibt sehr dicht und nachvollziehbar die theologischen
und pädagogischen Grundentscheidungen, die die Erzählbibel geprägt haben. Es
ist sehr zu empfehlen, auch für die Reflexion des eigenen Umgangs mit
biblischen Texten.
Einen besonderen Service stellen die Einführungen in die grossen Textteile
– Tora, Prophetie, Schriften, Neues Testament – dar, die sich
jeweils am Anfang des Textteils finden.
Die
augenfälligste Besonderheit der Gütersloher Erzählbibel sind die Bilder der
Malerin Juliane Heidenreich. Sie sind in enger Kooperation mit den Autorinnen
entstanden und viel mehr als blosse Illustrationen. Sie sind eigene Auslegungen
der Geschichten und machen die Vielschichtigkeit der Geschichten sichtbar. Dem
entspricht es, dass die Bilder oftmals in Collagetechniken gestaltet sind, die
Motive aus anderen Kontexten in einen neuen Zusammenhang bringen. Neben
ganzseitigen Bildern gibt es immer wieder die Form des „erzählenden
Bilderrahmens“, der die Erzählung begleitet. Im Zentrum der Bilder steht
aber die Gestaltung individueller Menschen als Personen zum Anfassen,
Identifizieren, Auseinandersetzen.
Ein besonderes Angebot der Gütersloher Erzählbibel ist denn auch das
Ergänzungsbuch zu den Bildern mit Beschreibungen und Deutungen sowie einigen
Praxistipps, die allerdings eher knapp ausgefallen sind. Die beigefügte CD-Rom
mit den Bildern schafft aber vielfältige Möglichkeiten für das Arbeiten mit
diesen Bildern. Leider ist das Ergänzungsbuch im Verhältnis zur Erzählbibel
sehr teuer.
Die
Gütersloher Erzählbibel richtet sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche.
Sie ist aber meiner Erfahrung nach sehr gut auch für die Bibelarbeit mit
Erwachsenen geeignet.
Peter
Zürn
Diana
Klöpper, Kerstin Schiffner, Gütersloher Erzählbibel. Mit Bildern von Juliane
Heidenreich. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, 400 Seiten, ISBN:
3-579-05466-X, CHF 36,10 und diess., Gütersloher Erzählbibel. Die Bilder.
Beschreibungen – Deutungen – Praxis-Tipps. Mit CD-Rom. Gütersloher
Verlagshaus, Gütersloh 2005, ISBN: 3-579-05467-8, CHF 52,90
Zitat der Woche
"Es gibt ein neues Gefängnis,
dass Menschen nur noch Gefangene ihrer eigenen Herzen sind. Dass sie keine
Texte, keine Bilder, keine Lieder, keine Gedichte, keine Sprichwörter, keine
Gruppe haben, die einem die Welt aufschliessen. Welt liegt dem Menschen nicht
offen zu Füssen, die Wirklichkeit kann nicht einfach betreten werden. Wer keine
Führer - ach, ich sage doch besser wer keine Lehrerin hat - kann sich in der
Wirklichkeit nicht einfach zu Recht finden und erkennen, was sie hat und was
ihr fehlt. Texte, die man sich erwählt hat, auf die man setzt, die zum Kanon
geworden sind, indem man ihnen vorrangig vertraut, öffnen die Augen für die
Gegenwart. Die pure Gegenwart ist aus sich selbst heraus nicht lesbar. Sie
blendet. Die pure Gegenwart verblendet."
Fulbert
Steffensky, zitiert nach der Einladung zur Preisverleihung für den Preis des
religiösen Buches 2006 der Vereinigung des Katholischen Buchhandels der
Schweiz. Die Preisverleihung findet statt am Freitag, 3. november 2006 um 18.00
Uhr in der Paulusakademie Zürich, Carl-Spitteler-Strasse 38.
Herzlichen Glückwunsch auch von uns!!