Schweizerisches Katholisches Bibelwerk

Bibelpastorale Arbeitsstelle

Bederstr. 76 8002 Zürich

Tel.: (0041) +44 205 99 60 Mail: info@bibelwerk.ch

www.bibelwerk.ch

 

Newsletter 29 / August 2008

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

wir fassen uns kurz angesichts der Fülle von Veranstaltungen und Veröffentlichungen, über die wir Sie gerne informieren.

 

Herzliche Grüsse vom Team der BPA

Dieter Bauer, Walter Klaus, Peter Zürn

 

Zitat der Woche

"Deutlich malt der Inhalt vor Augen, wie tief das Zweite Testament im Ersten verwurzelt ist, das Zweite Testament erweist sich so als messianischer Kommentar zum Ersten, zur Bibel der Juden. Die Schreiber des Zweiten Testaments sind der jüdischen Denkweise, Lebensphilosophie und Auslegungspraxis des Ersten Testaments tief verbunden. Bleiben wir in ihrer Nähe, ersparen wir uns Auslegungsirrwege und Denkversperrungen. Die Auslegung wird einfacher, so wird sich zeigen: Die Bibel legt sich durch sich selbst aus."

 

Dieter Stork, 365 mal Gott. Das ganz andere Andachtsbuch, Luther-Verlag Bielefeld 2. Aufl. 2008, S. 7.

 

Aktuelle Veranstaltungen

 

Vernissage des 12. Bandes der WerkstattBibel:

Erinnern und erzählen. Das Markusevangelium in- und auswendig lernen.

7 Bibelarbeiten zum Auswendiglernen von Texten aus dem Markusevangelium. Mit Beiträgen von Katharina Funk, Verena Hartmann-Roffler, Sidonia Kasper, Hanspeter Köhle, Thomas Portmann, Brigitte Schäfer, Regina Strubel, Josef Zimmermann, Dieter Bauer und Peter Zürn.

Datum: Dienstag, 16. September 2008

Zeit: 16.30 – ca. 18.00 Uhr

Ort: Haus am Lindentor, Hirschengraben 7, 8001 Zürich

Programm:

16.30 Uhr Peter Zürn: Auswendig lernen mit der Loci-Methode – ein Gang durchs Markusevangelium

17.00 Uhr Hermann-Josef Venetz: Das Evangelium nach Markus

18.00 Uhr Apéro

Herzliche Einladung an alle Interessierten!

 

Best bible stories

Die reformierte Kirche Basel Stadt führt vom 31.8. bis 7.9. eine besondere Woche durch, bei der alle Kirchgemeinden und Fachstellen sich jeweils eine Woche mit einer „best bible story“ befassen. Hier das Programm des „Forum für Zeitfragen“ zu Off 21-22

1. Zur Eröffnung - Vesper am Sonntag, 31. August  18.15 Leonhardskirche

„Der Himmel, der ist, ist nicht der Himmel, der kommt“ (Kurt Marti)

Cantate Konzertchor unter Leitung von Tobias v. Arb. Liturgie: Marianne Graf

2. Der Garten Gottes in der Stadt ohne Frauen

Das Himmlische Jerusalem und warum Offb 21-22 trotzdem eine Best Bible story ist.

Vortrag von Ulrike Sals (Assistentin am Lehrstuhl für Altes Testament und Biblische Umwelt  an der Universität Bern - Donnerstag, 4. September 2008  20.00 Forum für Zeitfragen

3. Lebendiges Wasser und Bäume des Lebens

Bibliodramawerkstatt mit Heidemarie Langer und Dorothee Dieterich zu Off. 22

Samstag 6. September 2008, 10.00 – 17.00

Die Geschichten im Buch der Offenbarung münden in Visionen und Weissagungen für einen neuen Himmel und eine neue Erde, die neue Stadt, in der Gott unmittelbar bei den Menschen wohnen wird. Große Visionen wie diese können uns anregen und ermutigen, unsere eigenen inneren Bilder und Vorstellungen von einer lebendigen und heilenden Zukunft zu entdecken. Diesen Weg begehen wir in unserer Bibliodrama-Werkstatt.

Ort: Forum für Zeitfragen, Leonhardskirchplatz11, 4058 Basel

Kosten:  (inkl. einfacher Imbiss) 80 Fr.

4. „Alles wird neu – wohin mit dem Alten?“

Gottesdienst zu Off 21-22

Sonntag, 7. September 11.00 Uhr Leonhardskirche

Liturgie: Pfrn. Marianne Graf und Pfrn. Agnes Leu, an der Orgel Susanne Doll

Weitere Informationen und Anmeldung (nur fürs Bibliodrama): Forum für Zeitfragen, info@forumbasel.ch; Tel 061 264 92 00

 

Buch des Monats

 

Welt und Umwelt der Bibel 3/2008, Die Anfänge Israels. Die Diskussionen um die Landnahme. 80 Seiten, CHF 19.00. Erhältlich bei der Bibelpastoralen Arbeitsstelle Zürich, Tel. 044 205 99 60, Mail: infobibelwerk.ch

Für einmal ist unser Buch des Monats kein Buch, sondern eine Zeitschrift: die neue Ausgabe von Welt und Umwelt der Bibel. Für unsere Wahl gibt es gute Gründe:
1. Die Aktualität des Themas, auf die im Vorwort verwiesen wird: „Am 14. Mai 2008 feierte der Staat Israel sein 60-jähriges Bestehen … Am 15. Mai 2008 beklagten die Palästinenser zum 60. Mal ihre Nakba, die „Katastrophe“ … Bietet das „Gelobte Land“ nicht Platz für beide Völker …? (S. 1). Der Bezug zu dieser brennend aktuellen Situation wird in den einzelnen Artikel immer wieder auf der Grundlage differenzierter historischer und bibeltheologischer Argumentationen hergestellt. Dabei beziehen die AutorInnen auch klare Positionen.
2. Die Fülle an Zugängen zum Thema, die jedem Buch zur Ehre gereichen würden: Welt und Umwelt der Bibel bietet Überblick über die archäologischen Ausgrabungen der letzten 150 Jahre am Beispiel Jerichos und über den aktuellen Stand der archäologischen Diskussion, über die Geschichte der verschiedenen Erklärungsmodelle für die sogenannte Landnahme, über Inschriftenzeugnisse, über die Geschichte Palästinas während der frühen Eisenzeit mit Blick auf Töpfereierzeugnisse und Hausbau, über die Beziehung Israels zu anderen Völkern am Beispiel der Philister, über die Entstehung der Texte von der Landnahme (durch Josua und durch Abraham), über ihre historischen Hintergründe und ihre theologischen Absichten, über die verschiedenen biblischen Modelle der Grenzen des verheissenen Landes, über die Herkunft der Gottesvorstellung, über den problematischen Begriff der Vernichtungsweihe (hebr. Cherem), über die Bedeutung des Landes in der jüdischen Bibelauslegung und Tradition sowie über die aktuelle Siedlungs- und Ausgrenzungspolitik des modernen Staates Israel. Alle diese Artikel setzen bewährte Traditionen von Welt und Umwelt der Bibel fort: Sie sind wissenschaftlich fundiert und differenziert, dabei gut lesbar und mit vielen Bildern, Tabellen und Grafiken versehen, die sich für die eigene Bildungsarbeit zum Thema aufs Beste brauchen lassen.
Drei Artikel aus dieser Fülle seien besonders hervorgehoben:
Estelle Villeneuve beschreibt unter dem Titel „Die Suche nach den Mauern von Jericho“ die Ausgrabungsgeschichte Jerichos so spannend wie ein Krimi. Was gegenwärtig in Zürich im Rahmen der Ausstellung „Tutanchamun“ möglich ist - sich von einem Archäologen zu „seinen“ Ausgrabungen und sensationellen Funden mitnehmen zu lassen - liesse sich durchaus auch für die Ausgrabungen in Jericho gestalten.
Der Artikel von Detlef Jericke beginnt mit einer Frage im Titel: „Woher kam das Volk Israel?“ Er antwortet darauf, indem er die verschiedenen Modelle für die Landnahme inklusive ihrer politischen Hintergründe und Konsequenzen vorstellt. In gesonderten Kästchen, die den Artikel durchziehen, werden präzise und dichte Antworten auf weitere wesentliche Fragen gegeben: Was und wen bezeichnet der Name „Israel“? „Wer war die Mosegruppe aus Ägypten?“ Ist das Josuabuch eine historische Erzählung oder nicht?“
Klaus Bieberstein vergleicht zwei biblische Landnahmeerzählungen, die der Erzeltern und die unter Josua, miteinander und mit archäologischen und historischen Erkenntnissen. Beide sind „erfunden und wahr zugleich“ (so der Titel seines Artikels). Indem er die Erzählungen von der Zeit her liest, in der sie ihre heutige Gestalt angenommen haben, entwirft er eine faszinierende Theologie biblischer Anfangsgeschichten. Danach geht es den Landnahmeerzählungen unter Josua, die nach 733 entstehen, nicht darum, Gewalt zu predigen. Sie sind im Kolorit der assyrischen Kriegspropaganda ihrer Zeit gemalt, wollen aber dem Volk, das sein Land gerade weitgehend verloren hat, erzählen, dass dieses Land Geschenk Gottes war und dieses Geschenk leichtfertig verspielt wurde. Ernst Axel Knauf bringt das im folgenden Artikel auf den Begriff, indem er schreibt, dass die Bibel gar nicht von der Landnahme, sondern von der Landgabe spricht. Die Landnahmeerzählung durch die Erzeltern wird schliesslich im späten 6. Jahrhundert so gestaltet, dass sie die nach Babylon deportierte Oberschicht, die das Leben im Exil viel behaglicher fand, dazu motivieren sollte, es Abraham gleichzutun und ins verheissene Land aufzubrechen (aus Ur in Chaldäa notabene). Die Zusammenfassung dieser These Biebersteins ist als Zitat der Woche 32/2008 unter http://www.bibelwerk.ch/index.php?&na=3,4,0,0,d,101264,0,0 zu lesen.

Die Auseinandersetzung mit dem Heftthema wird wie immer bei Welt und Umwelt der Bibel ergänzt durch einen Serviceteil. Neben einer einführenden Beschreibung der aktuellen Babylon-Ausstellung in Berlin (S. 3-7) und dem Überblick über archäologische Aktualitäten und laufende Ausstellungen (S. 78-79) ist hier vor allem der Überblick über 60 Jahre Archäologie in Israel sowie die Darstellung von Kopfbedeckungen von Frauen im Alten und Neuen Testament aus der Reihe „Biblischer Alltag“ (S. 74-77) hervorzuheben.

Ein rundum empfehlenswerter Band. Ich fühlte mich beim Lesen immer wieder an die beglückende Anfangszeit meines Theologiestudiums erinnert, als mir die historisch-kritische Exegese zahllose Aha-Erlebnisse und Augenöffner zur Bibel bescherte.
Zum Schluss noch die Stimme eines Religionslehrer aus dem Internet zum Heft:
„Heute war wieder mal der wunderschöne Nachmittag, an dem alle Notenkonferenzen stattfinden. 12er, 11a, 11b, 11c, 7a, 7b,… Dazwischen rumsitzen und warten, auf Abruf bereit sein, alle Lehrerinnen und Lehrer wissen, wie schön das sein kann Gut, wenn es interessante Lektüre gibt, die die Zwischenzeit füllen kann. Das Katholische Bibelwerk gibt u.a. die Zeitschrift Welt und Umwelt der Bibel heraus. Das aktuelle Heft ist so interessant, wie schon lange keines mehr (meine subjektiv geprägte Ansicht). Als Theologe finde ich die kritische Auseinandersetzung mit ‘klassischen’ Ansichten (z.B. zur Landnahme, zur Existenz biblischer Personen wie David etc.) total interessant. Ich sehe darin nicht die Gefahr, den ‘wahren Glauben’ zu verlieren. Wenn Glaubensinhalte starr, sklerotisch werden, verlieren sie ihre Tauglichkeit für das Leben. Wahre Aussagen können auch heute noch vermittelt werden, denn sie lassen sich auch unter veränderten Lebensverhältnissen erkennen.“ Mehr über diesen Reli-Blog unter ru-blue.de/wp/?page_id=11

Peter Zürn