Bibelpastorale Arbeitsstelle
Schweizerisches Katholisches Bibelwerk
Bederstr. 76
8002 Zürich
Tel. 044 205 99 60
Mail: info(a)bibelwerk.ch
www.bibelwerk.ch
Newsletter 9 / Dezember 2006
Liebe Leserin, lieber Leser ,
diesmal kommt unser Newsletter früher. Früh genug, falls Sie noch Weihnachtsgeschenke
brauchen. Verschenken Sie doch einfach unser "Buch des Monats". Es lohnt sich!
Wir wünschen Ihnen beim Lesen und beim Verschenken viel Freude und gesegnete Weihnachten!
Ihr BPA-Team
Bettina Schulze, Dieter Bauer, Peter Zürn
Bitte beachten Sie: Die BPA bleibt vom 21. Dezember bis 2. Januar geschlossen.
Neu erschienen im Bibelwerk
Von Petrus zum ungläubigen Thomas
"entdecken: apostel" lautet der Titel eines soeben vom Katholischen Bibelwerk
Stuttgart herausgegebenen Lese- und Arbeitsbuches zur Bibel.
Für die einen sind sie "Apostelfürsten", für die anderen "Menschen wie du
und ich": Andreas - einer der Erstberufenen. Judas - ein Jünger mit dunklen Seiten.
Petrus - ein nicht unumstrittener Apostelfürst. Thomas - der ehrliche, skeptische
Zweifler. Paulus - grandioser Bote des Evangeliums und Apostel durch Offenbarung. Maria
von Magdala, die von Augustinus "Apostolin der Apostel" genannt wird. Im
neuesten Band der Reihe "entdecken" werden diese unterschiedlichen Figuren
vorgestellt. Und überrascht darf man feststellen, dass das Apostelbild auch innerhalb des
Neuen Testaments nicht eindeutig ist. Das gibt den Leserinnen und Lesern die Chance, sich
"ihrem" Apostel ganz persönlich zu nähern. Dazu verhelfen auch die vielfältig
eingestreuten Impulse aus Kunst und Dichtung. Und wer dann von dem neu Entdeckten etwas
weitergeben möchte, findet in diesem Buch sorgfältig ausgearbeitete Bibelarbeiten zu jedem
Beitrag.
entdecken: apostel. Lese- und Arbeitsbuch zur Bibel, Hg. Katholisches Bibelwerk e.V.,
Stuttgart 2006, 144 S., Fr 18.-, erhältlich bei der BPA
Buch des Monats
Fulbert Steffensky, Schöne Aussichten. Einlassungen auf biblische Texte. Radius-Verlag
Stuttgart 2006, 219 Seiten, 29,00 Fr., 18 Euro, ISBN 3-87173-360-1
Fulbert Steffensky lässt sich auf Bibeltexte ein, er geht - so sein Bild dafür - in
Bibeltexten spazieren und lädt uns ein ihn zu begleiten. Dabei öffnen sich weite Räume. Im
ersten Teil seines Buches - Auslegungen überschrieben - spaziert er durch 30 Bibeltexte,
von Genesis 4 ("Kains Lebenszeichen") bis Offenbarung 21 ("Und ich sah
einen neuen Himmel und eine neue Erde"). Im zweiten Teil - Überlegungen - unternimmt
er themenbezogene Spaziergänge, etwa zur "Väterlichkeit Gottes", zur Frage nach
Tiersegnungen oder zu den Psalmen als "Liedern aus der Fremde". Zwei Räume sind
es, die er dabei besonders aufsucht und begeht: der Raum der Kirche, wie sie ist und wie
sie sein kann und der Raum der Begegnung mit unseren Toten, die Erinnerung an sie, ihr
Gottesgespräch als Hinterlassenschaft für uns.
Der erste Teil des Buches geht also von Texten aus, der zweite von einer Gruppe von
Menschen. Beides gehört für Steffensky eng zusammen, "Gruppe und Text gehören immer
zusammen", es geht ihm um die Bibel und die Kirche, die sie liest und die durch das
gemeinsame Lesen erst ihre wahre Kraft zur Entfaltung bringt.
Das Buch sammelt Texte Steffenskys aus verschiedenen Zeiten und zu verschiedenen Anlässen.
Aktueller Ausgangspunkt des Buches ist das "Leiden an Texten". Nicht mehr in
erster Linie das Leiden daran, dass die eigenen Erfahrungen von biblischen und kirchlichen
Texten reglementiert, eingeengt und beherrscht werden. Sondern das Leiden daran, dass
Menschen heute immer weniger Texte haben, die die Welt aufschliessen, dass sie "nur
noch Gefangene ihrer eigenen Herzen sind". Steffenskys Buch ist eine
leidenschaftliche Rechtfertigung für die Bewahrung alter Texte, der biblischen in erster
Linie und ihre Weitertradierung in der Kirche. Die Bibel ist für ihn "das
Gottesgespräch unserer Toten", biblische Texte borgen Erfahrungen aus, Erfahrungen
von Niederlagen und von Gelingen, Erfahrungen, in die wir uns bergen können; die Texte und
die Kirche, die sie tradiert, sind eine "Hoffnungsverleihanstalt" (alle Zitate
aus dem Vorwort "Was finde ich an der Bibel?" S. 7-10).
Die einzelnen Beiträge des Buches sind relativ kurz - die 200 Seiten des Buches umfassen
50 Texte, d.h. die Texte sind überaus verdichtet, immer wieder verwandelt sich die Prosa
gleichsam in poetische und liturgische Sprache, genährt von der Sprache der Bibel.
Wesentliche Überzeugungen Steffensky tauchen immer wieder auf, wiederholen sich bis in die
Formulierung hinein. Das mag manche stören, die immer wieder Neues erwarten. Aber die
Spaziergänge Steffenskys führen uns auf verschiedenen Wegen immer wieder an die Orte mit
besonderer Bedeutung und diese Orte gewinnen dadurch an Tiefe. Ein Verzeichnis der
ausgelegten Bibelstellen ist vorhanden. Die Bibeltexte zu denen die Spaziergänge führen,
stammen mehrheitlich aus dem Neuen Testament, die Briefliteratur ist gut vertreten. Ich
hätte mir gerne noch mehr aus dem Alten Testament gewünscht. Es gibt aber kaum einen
Beitrag, dem ich nicht eine wesentliche Entdeckung verdanke. Peter Zürn
Zitat der Woche
"Damals
als Gott
im Schrei der Geburt
die Gottesbilder zerschlug
und
zwischen Marias Schenkeln
runzlig rot
das Kind lag."
Kurt Marti, Gedichte am Rand