Liebe Filmfreunde
Anbei finden Sie den Film des Monats Juni, «Clash», der letzten
Donnerstag in den Kinos angelaufen ist und einen Besuch – das Wetter
wird sich ja auch einmal ändern... – absolut wert ist!
Ich wünsche Ihnen erholsame Pfingst-Feiertage und sende freundliche Grüsse
Natalie Fritz
Natalie Fritz
Redaktorin Medientipp
Katholisches Medienzentrum
Pfingstweidstr. 10
8005 Zürich
medientipp(a)kath.ch
www.medientipp.ch
Film des Monats
Juni 2017 by kath.ch
Clash
Mohamed Diabs «Clash» gibt die instabilen Verhältnisse nach der
ägyptischen Revolution ungefiltert wider und wird dadurch zu
einer verstörend intensiven Erfahrung
2013. Ägypten während der Aufstände nach Mursis Absetzung. Die
Journalisten Zein und Adam, die im Auftrag von AP die Unruhen
dokumentieren, werden in einen Polizeitransporter gesperrt. Sie bleiben
nicht lange allein: Auch Anhänger der Armee und Unterstützer der
Muslimbruderschaft werden in die mobile Zelle gepfercht. Auf
klaustrophobischen 8 m2 harren die Schicksalsgenossen in der Hitze und
mit der Angst der Ungewissheit aus und versuchen, trotz ihrer
ideologischen Verbohrtheit, ihre Menschlichkeit nicht zu verlieren.
Immer wieder schwankt die Stimmung zwischen zwangssolidarischem
Galgenhumor und kaum unterdrückter Gewaltbereitschaft. Bei jeder
Demonstration, die der Transporter passieren muss, kommt es zu
Ausschreitungen inner- und ausserhalb des Wagens. Man kann sich diesem
«huis clos»-Drama von Mohamed Diab nicht entziehen, weil die Kamera
stets ganz nahe an den Protagonisten dran ist. Man hört den Lärm der
Steine, die auf dem Gefängniswagen aufprallen und riecht die
Verzweiflung der Insassen beinahe förmlich. Die Instabilität der
Situation im Innern des Vans und draussen, auf den Strassen, wird durch
die Verwendung einer Handkamera auch ästhetisch umgesetzt und führt zu
einer verstörend intensiven Erfahrung. «Clash» macht deutlich, wie
schmal der Grat zwischen Glaube und Ideologie, zwischen Freiheit und
Unterdrückung und wie labil das Verhältnis zwischen Menschlichkeit und
Unmenschlichkeit ist.
Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp
«Clash» («Eshtebak»), Ägypten/Frankreich/Vereinigte Arabische
Emirate/Deutschland, 2016, Regie: Mohamed Diab, Besetzung: Nelly Karim,
Hany Adel, Mohamed El Sebaey; Verleih: cineworx, www.cineworx.ch
Kinostart: 25.05.2017
http://cineworx.ch/movie/clash-2/https://www.medientipp.ch/events/clash/
Liebe Filmfreundinnen und -freunde
Ich freue mich, Ihnen hiermit den ersten *Film des Monats* im «neuen
Gwändli» präsentieren zu dürfen. «Denial» ist ein wichtiges Werk in
Zeiten von Fake-News und neo-nationalistischen Tendenzen. Ein
Kinoerlebnis, das nachdenklich stimmt, sich aber allein schon wegen der
ausgezeichneten Schauspielleistung lohnt – auch wenn die hoffentlich
nahenden, lauen Mainächte zum Draussenbleiben verlocken könnten...
In diesem Sinne einen Guten Start in den Frühling und beste Grüsse
Natalie Fritz, Redaktorin Medientipp
Film des Monats
Mai 2017 medientipp by kath.ch
Denial
«Denial» ist ein intensives Gerichtsdrama, in dem eine jüdische
Akademikerin die Shoa nachweisen muss und mit der Tatsache
konfrontiert wird, dass Erinnerung eine subjektive Konstruktion ist.
Denial
Die US-Historikerin Deborah E. Lipstadt schreibt ein Buch, durch das
sich der britische Hitlerverehrer und Holocaustleugner David Irving
diffamiert fühlt. Irving verklagt Lipstadt und ihren britischen Verlag
wegen Verleumdung. Nach britischem Recht muss die Historikerin vor
Gericht nicht nur beweisen, dass Irving Fakten bewusst verdreht hat,
sondern auch, dass der Holocaust tatsächlich stattfand, um ihrem Gegner
den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie engagiert ein ambitioniertes Team
aus Anwälten und Experten und ein aufsehenerregender Prozess beginnt.
«Bodyguard»-Regisseur Mick Jackson verfilmte die wahre Geschichte, die
Deborah Lipstadt in ihrem Buch «History on Trial: My Day in Court with a
Holocaust Denier» festhielt Er macht das faktenorientiert und mit
grossartigen Darstellern. Rachel Weisz als getriebene Akademikerin, die
Irvings Aussagen nicht nur gefährlich findet, sondern auch aus
persönlichen Gründen nicht akzeptieren kann, geht einem nahe, obwohl sie
seltsam unnahbar bleibt. Timothy Spall als Irving ist noch weniger
fassbar. Man hat keine Ahnung, was in diesem Mann vorgeht, der seine
kleine Tochter mit seinen kruden Ansichten indoktriniert hat. Diese
teils kühle Distanz ist ein Gewinn für den Film, weil sie das
Grundproblem unterstreicht: Den spannenden Kampf zwischen Logik und
Emotion. Ist es am Ende wichtiger, den Fall zu gewinnen oder dem Gefühl
nachzugeben, Irving die Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, die er will?
Sarah Stutte, Filmjournalistin
«Denial», GB/USA 2016, Regie: Mick Jackson; Besetzung: Rachel Weisz,
Timothy Spall, Tom Wilkinson; Verleih: Filmcoopi, www.filmcoopi.ch
Kinostart: 4. Mai 2017
https://www.youtube.com/watch?v=1hzD5zsABvohttp://www.medientipp.ch/events/denial/