Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde
Frühling ist mehr als spriessende Blumen und tränende Augen: es ist
Film-Festival-Saison und viele wunderbare Filme finden den Weg in die Kinos.
Für den Mai möchten wir Ihnen «In den Gängen» ans Herzen legen. Der Gewinner
des diesjährigen Preises der Ökumenischen Jury an der Berlinale erzählt eine
wunderbare, kleine Geschichte in den weiten Gängen eines Grosslagers. «In
den Gängen» von Thomas Stuber macht deutlich, dass ein grosses Kinoerlebnis
nicht zwingend eines grossen Bumbums oder ausgeklügelter Animationen bedarf.
Mit frühlingshaften Grüssen
Natalie Fritz, Redaktorin Medientipp
Film des Monats
Mai 2018 by kath.ch
In den Gängen
«In den Gängen» nähert sich den Angestellten eines Grosslagers mitsamt ihren
Träumen, Hoffnungen und Ängsten an und würdigt damit nicht nur ihre Arbeit,
sondern die Schönheit des Lebens in all seinen Facetten
Ein junger Mann in einem neuen Beruf das ist ein ebenso banales wie
aufregendes Sujet. Regisseur Thomas Stuber macht daraus eine Ballade über
das Leben des Grosslager-Personals irgendwo in der ostdeutschen Provinz. In
den langen Gängen der Lagerhallen befinden sich Getränke, Nudeln und
Süsswaren, die mit Gabelstaplern in der Horizontalen und Vertikalen hin- und
herbewegt werden. So beginnt auch der Film mit einer Fahrt durch das Lager
zu den Klängen von Strauss «Auf der schönen blauen Donau.» Diese
Kamerafahrten sind das ästhetische Programm des Films. Sie sind aber auch
die Grundbewegung des Lebens von Christian.
«In den Gängen» ist eine gelungene Mischung aus Drama, Tragik und Romantik.
Christian begegnet am Kaffeeautomaten Marion, eine berührende Geschichte,
die von kleinen Gesten und liebevollen Blicken lebt, beginnt. Auch wenn
Christian von Marion als «Frischling» bezeichnet wird, hält ihn das nicht
davon ab, sich ihr zu nähern: in all seiner Verletzlichkeit und
Unbeholfenheit. Diese kleine Geschichte im grossen Lagermarkt blüht langsam
auf und gibt den Blick für einen reichhaltigen Mikrokosmos frei.
Die Qualität dieses Erzählens des Kleinen im Grossen, wurde in Berlin mit
dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet. Wer mit diesem Film Geduld
hat, wird reichlich belohnt. In der Verbindung von horizontalen und
vertikalen Bewegungen erschliesst sich bei genauem Schauen auch eine
christliche Sicht aufs Leben.
Charles Martig, Film, Journalist kath.ch
«In den Gängen», Deutschland 2017, Regie: Thomas Stuber, Besetzung: Franz
Rogowski; Sandra Hüller; Peter Kurth Verleih: Name, Internet:
http://www.xenixfilm.ch/
Kinostart: 26.04.2018
https://vimeo.com/261989812https://www.medientipp.ch/events/in-den-gaengen/
Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde
Ich hoffe, dass Sie alle die Osterfeiertage genutzt haben, um das zu tun, was sie gerne machen. Vielleicht ergab sich ja auch die Möglichkeit, den einen oder anderen Film-Klassiker – wie etwa «The Robe» oder «Ben Hur» – am TV anzuschauen. Auch der Film des Monats April, «Foxtrot», spielt in der näheren und weiteren Umgebung von Jesu Geburts- und Wirkungsstätten, aber in diesem bereits mehrfach preisgekrönten Werk von Samuel Maoz ist Veränderung nicht erwünscht.
Ein Film der aufwühlt, weil er die Absurdität der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern ungeschönt zeigt. Ein Film, der aber auch Hoffnung sät, weil er deutlich macht, dass wie und was wir erinnern, formbar ist und die nächste Generation es besser machen könnte, wenn sie sich anstrengt und alte Muster hinter sich lässt…
Mit frühlingshaften Grüssen
Natalie Fritz, Redaktorin Medientipp
Film des Monats
April 2018 by kath.ch
Foxtrot
«Wir tanzen den Foxtrot, jede Generation macht das. Wir enden immer wieder am Start». Der israelische Filmemacher Samuel Maoz verarbeitet mit viel Einfühlungsvermögen und einer grossen Portion zynischem Humor sein persönliches Kriegstrauma und die lähmende Angst vor Veränderung, die in seiner Heimat vorherrscht
Die Tür geht auf und das Unheil kommt herein. Drei Armeeangehörige treten ein und teilen dem Ehepaar Feldmann mit, dass ihr Sohn Jonathan im Dienst gefallen ist. Während die Mutter zusammenbricht, ist der Vater wütend und allein mit seiner Verzweiflung. Dann sieht man Jonathan und seine drei Kameraden bei der Grenzbewachung irgendwo im Nirgendwo, jedoch nicht als Rückblende. Denn die Geschichte ist hier noch nicht zu Ende erzählt. Sie fängt gerade erst an.
Samuel Maoz verarbeitet, nach seinem erfolgreichen Spielfilmdebüt «Lebanon», das 2009 in Venedig den Goldenen Löwen gewann, ein zweites Mal und ebenfalls schon mehrfach prämiert, sein persönliches Kriegstrauma. Intelligent erzählt, provokant und zynisch legt er den Finger auf die offenen Wunden der israelischen Gesellschaft. Im Blick sind dabei stets die Menschen, ihre inneren Kämpfe, ihre Narben.
Mit «Foxtrot» ist Maoz aber nicht nur ein inhaltliches Glanzstück gelungen, sondern auch ein visuell eindrückliches. Während die Beklemmung der Eltern in ihrer grossen und modernen Wohnung aus einer Vogelperspektive nachvollziehbar gemacht wird, muten die rostbraunen Panorama-Bilder aus dem Niemandsland surrealistisch an. Ein Kamel, eine Schranke, ein Tanz und die Einsicht, dass man Dinge nur ändern kann, wenn man Veränderung zulässt. «Wir tanzen den Foxtrot, jede Generation macht das. Wir enden immer am Start», sagte Samuel Maoz beim Interview in Zürich. Eine Einsicht, so traurig wie wahr.
Sarah Stutte, Filmjournalistin
«Foxtrot» hat am 32. Festival International de Films de Fribourg (FIFF) den Preis der Ökumenischen Jury gewonnen. http://www.inter-film.org/de/festivals/festival-international-de-films-de-f…
«Foxtrot», Israel/Deutschland/Frankreich 2017, Regie: Samuel Maoz, Schauspieler: Lior Ashkenazi, Sarah Adler, Yonatan Shiray,Verleih: Filmcoopi, www.filmcoopi.ch <http://www.filmcoopi.ch> ; https://www.filmcoopi.ch/movie/foxtrot
Kinostart: 5. April 2018
https://www.youtube.com/watch?v=8Qo-GENw92Ihttps://www.medientipp.ch/events/foxtrot/