Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde
Naomi Kawase ist eine Regisseurin, die sich immer wieder mit dem Thema
Familie und Beziehungsgeflechte auseinandergesetzt hat. Familie, das
wird bei Kawase schnell deutlich, ist ein Gefühl und hat aus ihrer Sicht
nur teilweise mit Genetik und Verwandtschaft zu tun. Insofern passt
«True Mothers» wunderbar in den kalten und nebligen November, wo wir uns
nach Wärme und Geborgenheit sehnen. Denn der Film nimmt dieses
melancholische Herbstgefühl zwar auf, durchbricht es aber immer wieder
mit strahlenden Momenten der Zusammengehörigkeit und Nähe.
Der Film erhielt am diesjährigen «Festival International de Films de
Fribourg» (FIFF) den Preis der Ökumenischen Jury,
https://www.inter-film.org/festivals/festival-international-de-films-de-fri….
Herbstsonnige Grüsse
Eva Meienberg und Natalie Fritz
FILM DES MONATS NOVEMBER
November 2021
TRUE MOTHERS
DIE ADOPTIVELTERN DES KLEINEN ASATO WERDEN PLÖTZLICH DAMIT KONFRONTIERT,
DASS DIE LEIBLICHE MUTTER IHREN SOHN ZURÜCKHABEN MÖCHTE. DOCH IST DIE
FRAU TATSÄCHLICH ASATOS MUTTER? UND WAS BEDEUTET MUTTERSEIN EIGENTLICH?
Satoko und Kiyokazu sind ein glücklich verheiratetes Ehepaar, das keine
Kinder bekommen kann und sich deshalb zur Adoption entschliesst. Sie
erfahren von einer Agentur, die ungewollte Babys an kinderlose Paare
vermittelt.
Nach einiger Zeit können sie einen kleinen Jungen bei sich aufnehmen,
den sie Asato nennen. Seine leibliche Mutter ist die 14-jährige Hikaru,
die sich sehr um ihr Baby sorgt und Satoko bei der einzigen Begegnung
nach der Geburt einen Brief an ihren Sohn mitgibt. Fünf Jahre später
bekommt Satoko einen Anruf von einer Frau, die behauptet Hikaru zu sein
und ihren Sohn zurückhaben will.
Auch wenn die Handlung auf einem Roman der Krimiautorin Mizuki Tsujimura
basiert, trägt das berührende Drama die Handschrift von Regisseurin
Naomi Kawase. Sie setzt sich hier einmal mehr mit dem Thema Familie
auseinander sowie ihrer eigenen Erfahrung als Kind, das von den Eltern
verlassen wurde.
Kawases Erzählung beginnt bei Satoko und Kiyokazu und wechselt dann zur
Perspektive von Hikaru. Dabei erfährt der Zuschauer, wie traumatisch die
Ereignisse für sie waren. Von der Erzählstruktur über die
schauspielerischen Leistungen bis zur visuellen Ästhetik -
halb-dokumentarische Einschübe oder poetische Aufnahmen, die die
Leinwand in ein strahlendes Sonnenlicht tauchen, während der Wind durch
die Äste weht - ist der melancholische Film ein Erlebnis, sensibel
erzählt, nachdenklich stimmend darüber, was das Muttersein ausmacht und
mit einem überraschenden Ende.
Sarah Stutte, Filmjournalistin
«True Mothers», Japan 2020, Regie: Naomi Kawase, Besetzung: Hiromi
Nagasaku, Aju Makita, Arata Iura, Verleih: Filmcoopi, www.filmcoopi.ch;
Filmwebseite: https://www.filmcoopi.ch/fr/movie/true-mothers
Kinostart: 25. November 2021
https://www.youtube.com/watch?v=FJaMPAVx-Ykhttps://www.medientipp.ch/events/true-mothers/