Liebe Filmfreund*innen
Entgegen allen Hoffnungen begleiten uns Masken und Teststäbli auch heute
noch. Die Pandemie ist leider noch längst nicht überwunden. Da sind
sogenannt «kleine Fluchten» umso wichtiger. In Kino beispielsweis!
Auch in Pedro Almodóvars neuestem Spielfilm «Madres paralelas» spielen
Speicheltests eine gewichtige Rolle; allerdings nicht zum Nachweis eines
Virus, sondern einer Mutterschaft. Mütter und Familienbande sind seit
jeher das grosse Thema im Œuvre des spanischen Filmemachers. Auch in
«Madres paralelas» spürt er äusserst gekonnt der Frage nach, was
Muttschaft und Familie denn ausmacht. Almodóvar präsentiert keine
eindeutigen Antworten, vielmehr macht er deutlich, dass das Gefühl
familiärer Verbundenheit oder mütterliche Fürsorge und Liebe nicht an
biologische Tatsachen gebunden sind. Familie ist, wer füreinander da ist
- unter allen Umständen. Und «Mutterschaft» bedeutet in Almodóvars
Kosmos in erster Linie Hingabe - die ist weder geschechtsspezifisch noch
biologisch begründet. Ein hochpolitisches Statement in einem
hochemotionalen Spielfilm, der gerade vor Weihnachten, der Zeit der
Familie, wohl niemanden kalt lässt.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine besinnliche Adventszeit und
frohe Festtage
Eva Meienberg und Natalie Fritz
FILM DES MONATS DEZEMBER
Dezember 2021
MADRES PARALELAS
ZWEI FRAUEN BEKOMMEN ZUR GLEICHEN ZEIT IM SELBEN SPITAL IHRE TÖCHTER.
MONATE SPÄTER TREFFEN SIE SICH WIEDER. DURCH DRAMATISCHE UMSTÄNDE SIND
SIE WEITAUS ENGER MITEINANDER VERBUNDEN, ALS SIE ERAHNEN KÖNNEN... MIT
«MADRES PARALELAS» HAT PEDRO ALMODÓVAR EINE HOCHEMOTIONALE HOMMAGE AN
ALLE MÜTTER UND DIE FAMILIE INSZENIERT – SO DIVERS UND UNGEWÖHNLICH SIE
AUCH SEIN MÖGEN!
Stolz zeigt Janis dem Kindsvater Arturo ihr kleines Töchterchen. Dieser
zweifelt aber an seiner Vaterschaft. Janis ist irritiert. Und obwohl sie
weiss, dass nur Arturo als Vater infrage kommt, beginnt sie, ihre
Tochter ganz genau zu beobachten. Schliesslich macht Janis einen
Mutterschafts-Test, der die unabhängige und selbstsichere Fotografin
völlig aus der Bahn wirft. Wie konnte das sein? Was ist passiert?
Langsam fügen sich in Janis Ahnungen und Verdachtsmomente zu einem Bild
zusammen...
Die blutjunge Ana verliert ihre kleine Tochter. Plötzlicher Kindstod.
Sie rappelt sich auf und verlässt ihr Elternhaus, um endlich
selbstständig zu leben. Zufällig treffen sich Ana und Janis. Die beiden
kennen sich bereits. Sie haben ihre Töchter im selben Spital zur
gleichen Zeit zur Welt gebracht. Beide Babys wurden direkt nach der
Geburt zur Beobachtung weggebracht. Janis verunsichert die Begegnung
nachhaltig. Was, wenn...?!
Pedro Almodóvar beschäftigt sich in «Madres paralelas» wiederum äusserst
kunstvoll und vielschichtig mit seinem Lieblingsthema Mutterschaft und
Familie. Gekonnt verbindet der spanische Regisseur die Frage nach
«wahrer» Mutterschaft mit dem historischen und soziopolitischen Problem,
was Familie und Verbundenheit ausmacht. Almodóvar zeigt auf, dass
«Familie» im Alltag viel diverser ist - und immer schon war -, als uns
das klassisch christliche Ideal der «Kernfamilie» glauben macht. Eine
hochemotionale Reise in die Welt der biologischen und der
Wahlverwandtschaften.
Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp
«Madres paralelas» (Parallele Mütter), Spanien 2021; Regie: Pedro
Almodóvar; DarstellerInnen: Penélope Cruz, Milena Smit, Rossy de Palma
Verleih: Pathé Films AG; Webseite: https://www.pathefilms.ch/;
Filmwebseite: https://www.pathefilms.ch/catalog/madres-paralelas/
Ab 16. Dezember 2021 im Kino
https://www.youtube.com/watch?v=AUJ4cd8QOOohttps://www.medientipp.ch/events/madres-paralelas/