Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde
Was bedeutet Heimat? Was heisst es, sich mit einem Ort verbunden zu
fühlen, Teil eines Fleckchen Erdes, einer Gemeinschaft zu sein? Während
der Pandemie wurde der Begriff "Zugehörigkeit" teilweise arg
strapaziert: Ist man zugehörig zu einer vorsichtigen oder "sorglosen"
Nation - stets verbunden mit dem Dekret, wie und ob man ein- oder
ausreisen darf? Fühlt man sich zu den Skeptikern oder den Befürwortern
von Massnahmen zugehörig? Und, und ... Mit Zugehörigkeit im Sinne von
"sich aufgehoben und sicher fühlen", mit dem Gefühl von Heimat, hatte
das Ganze aber meist nur am Rande zu tun - und wenn, dann hauptsächlich
im Rahmen eher polemischer Abgrenzungspolitik.
Seit die Kinos wieder offen sind, können gleich mehrere, ganz
unterschiedliche Filme zum Thema "Heimat" im Kino visioniert werden: die
Dokfilme "Kleine Heimat" über die Gentrifizierung und "Arada" über
ausgeschaffte Schweiztürken oder ab Ende Juni der Spielfilm "This is not
a Burial, it's a Resurrection". Dieser Augenschmaus aus Lesotho sollten
Sie sich keinesfalls entgehen lassen. Eine - im wahrsten Sinne des
Wortes - wundersame Geschichte über eine alte Frau, die genauso Teil
ihres Bergdorfes ist, wie das Dorf Teil von ihr ist. Sie ist aus dieser
Erde und will auch in diese Erde zurückkehren.
Wer sich auf diesen Film einlässt, wird reich belohnt.
Mit frühsommerlichen Grüssen
Eva Meienberg und Natalie Fritz
FILM DES MONATS JUNI
Juni 2021
THIS IS NOT A BURIAL, IT’S A RESURRECTION
EINE ALTE WITWE MÖCHTE NACH DEM TOD IHRES EINZIGEN SOHNES NUR NOCH
STERBEN. ABER EIN BAUVORHABEN, BEI DEM IHR DORF MITSAMT FRIEDHOF
ÜBERFLUTET WERDEN SOLLEN, LÄSST SIE AUFSTEHEN UND WIDERSTAND LEISTEN
Mantoa ist verzweifelt. Für die 80-jährige Witwe bricht eine Welt
zusammen, als ihr einziger Sohn an Weihnachten nicht heim zu ihr nach
Nazareth kehrt. Nazareth in Lesotho, nicht in Israel. Mantoas Sohn ist
in der Fremde verstorben. Die alte Frau hat nun nichts mehr, wofür es
sich zu leben lohnt. Sie beginnt, ihre eigene Beerdigung zu planen. Doch
der Tod will nicht kommen - so sehr sie sich das auch wünscht.
Dann erfährt Mantoa, dass das ganze Dorf wegen eines Stauseeprojektes
umgesiedelt werden soll. Ihr Heimatdorf einfach ausgelöscht! Der
Friedhof geflutet und mit ihm alle geliebten Verstorbenen?! Niemals! Die
alte Frau zeigt sich widerspenstig und organisiert den Widerstand gegen
das Bauvorhaben. Mantoas Auferstehung aus Trauer und Verzweiflung
animiert die Dorfbewohner ...
«This is not a Burial, it's a Resurrection» von Lemohang Jeremiah Mosese
ist eine visuelle Perle. Die einzelnen Einstellungen wirken wie Gemälde,
durchkomponiert und in ihrer Farbgestaltung überwältigend. Das Gesicht
der Protagonistin ist ebenso «schön zerfurcht» wie die die Landschaft.
Ihre Verbundenheit mit dem Ort hat etwas Physisches. Sie ist ebenso Teil
dieses Flecken Erde, wie der Ort von ihr.
«Meine Nabelschnur ist auf dem Friedhof begraben. Und die meiner
Mutter», erklärt Mantoa dann auch ihren Einsatz für den Erhalt des
Dorfes. Das Dorf bedeutet Heimat und Familie - tote Mitglieder
eingeschlossen. Es bedeutet Herkunft und Zukunft zugleich. Etwas, wofür
es sich zu kämpfen lohnt.
Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp
«This is not a Burial, it's a Resurrection», Lesotho 2020; Regie:
Lemohang Jeremiah Mosese; Besetzung: Mary Twala Mhlongo, Makhaola
Ndebele, Thabiso Makoto; Verleih: Trigon, www.trigon-film.org [1];
Filmseite: https://www.trigon-film.org/de/movies/this_is_not_a_burial
Ab 24. Juni 2021 im Kino
https://vimeo.com/480310765#at=0https://www.medientipp.ch/events/this-is-not-a-burial-its-a-resurrection/
Links:
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[1] http://www.trigon-film.org