Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde

Die Zeit vergeht wie im Flug und schon sind wir beinahe wieder am Ende eines aufregenden Filmjahres angelangt. Die Fülle an Produktionen die jede Woche neu ins Kino kommen, macht es nicht einfach, sich in der spärlichen Freizeit für «den einen» Film zu entscheiden. Wir vom Filmplanungsteam bemühen uns, Ihnen Werke vorzustellen, die vielleicht nicht immer dem Mainstream-Gusto entsprechen, aber beispielsweise neue Perspektiven auf Themen wie Migration, Ressourcenverschwendung, Genderthemen eröffnen. Wir hoffen, dass die von uns empfohlenen Filme als Anstoss für ein Gespräch im Freundeskreis, im seelsorgerisch-pädagogischen Bereich oder sogar im wissenschaftlichen Kontext interessant sein könnten. Übrigens erscheint jede Woche auf www.medientipp.ch ein Filmtipp.

Mit «Woman at War» haben wir einen skurriles, isländisches Werk zum Film des Monats erhoben, das ganz nahe an seinen Protagonisten bleibt und dabei mit viel abgründigem Humor und Fingerspitzengefühl aufzeigt, welche Folgen Ressourcenabbau für die betroffene Bevölkerung haben kann.

Mit herbstlich-goldenen Grüssen

Natalie Fritz

Film des Monats November

November/2018

Women at War

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Im isländischen Film «Woman at War» zeigt Benedikt Erlingsson mit viel Feingefühl und abgründigem Humor auf, welche Folgen der Raubbau an der Natur für die «normalen» Menschen haben kann

Die 50-jährige Halla ist in ihrem isländischen Dorf eine beliebte Chorleiterin, die als radikale Umweltaktivistin ein Doppelleben führt. Immer wieder schleicht sie sich vermummt und im traditionellen Wollpullover in die Berge, um mit Pfeil und Bogen die örtliche Aluminiumindustrie zu sabotieren. Nur zwei Männer kennen ihre wahre Identität. Chormitglied Baldvin, seines Zeichens Beamter im Ministerium, der Halla mit Informationen versorgt. Und ein Bauer, der sie für eine entfernte Cousine hält und ihr mehrmals bei der Flucht vor den Behörden hilft. Deren Fahndungsbemühungen nach der «radikalen Zelle» nehmen zu, als die Chinesen ihre isländischen Investitionen überdenken. Und dann wird Halla auch noch plötzlich Mutter eines ukrainischen Waisenkinds.

Benedikt Erlingsson legt nach seinem absurd-trockenhumorigen Debütfilm «Of Horses and Men» eine wunderbar skurrile Ökokritik nach. Der reale Hintergrund der zunehmenden Verbauung des isländischen Hochlands zur Gewinnung erneuerbarer Energiequellen und somit neuer Investoren, wird zutiefst warmherzig vermittelt, weil er sich den Sorgen und Nöten der kleinen Leute annimmt. Diese seltsam-bewundernswerten Menschen mit seltsam-bewundernswerten Ideen rühren jedes Herz. Wie die drei Musiker, die immer wieder unerwartet, mitten in der isländischen Weite, ins Bild drängen und drauflos spielen. So, als wären sie, wie die Hauptdarstellerin, unverrückbar und mutig-entschlossen in Zeiten des Wandels.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Woman at War», Island/Frankreich/Ukraine 2018, Regie: Benedikt Erlingsson, Darsteller: Halldóra Geirharðsdóttir, Jóhann Sigurðarson, Juan Camillo Roman Estrada, Verleih: filmcoopi, www.filmcoopi.ch

Kinostart: 1. November 2018

https://www.youtube.com/watch?v=hwOo8w6AkDs