Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde

Es «herbsteled» schon gewaltig: der Wind bläst wieder ziemlich frisch zwischen den Häuserschluchten, die ersten Kastanien-Igeli fallen von den Bäumen und der Suuser kribbelt auf der Zunge. Und Corona? Auch wenn das Virus zwischenzeitlich etwas an medialer Präsenz verloren hat, so ist es jetzt wieder voll da, Gesprächsthema Nummer 1. Sogar die Klima-Debatte wurde und wird vielerorts zurückgestellt, weil Covid 19 aktuell das Leben bestimmt. So schlimm die Folgen des Virus für den einzelnen Menschen, die Gemeinschaften oder die Wirtschaft sind, so wenig sollten wir die Klimaproblematik aus dem Blick verlieren. Darauf pocht nicht nur die Klimajugend – schliesslich wird jetzt wieder überall geheizt und wegen Corona fahren die Menschen vermehrt mit dem eigenen Auto ...

Nathan Grossmans «I Am Greta» portraitiert die als «Ikone» bezeichnete Greta Thunberg, die mit ihrem Engagement für den Umweltschutz ein weltweite Bewegungung ins Rollen gebracht hat. Der Dokumentarfilm nähert sich der 17-jährigen Schwedin ganz behutsam an und macht dadurch deutlich, dass Gretas Einsatz für das Klima keine lukrative Werbeshow ist, sondern einer tief empfundenen Verunsicherung und Zukunftsangst entspringt. Ein Film, der uns unser alltägliches Verhalten überdenken und Covid für einen Moment vergessen lässt.

Bleiben Sie gesund und alles Gute

Eva Meienberg udn Natalie Fritz

Film des Monats Oktober

Oktober 2020

I Am Greta

Märtyrerin oder trotziger Teenager? Greta Thunberg ist längst nicht mehr das streikende Schulmädchen mit den Zöpfen, sondern das Gesicht einer Bewegung, die der Klima-Bequemlichkeit der westlichen Gesellschaft den Kampf angesagt hat

Wer ist Greta? Wer ist dieses Mädchen mit den langen Zöpfen, das trotzig vor dem schwedischen Parlament sitzt mit einem handgeschriebenen Holzschild. «Skolstrejk för Klimatet» steht drauf: Schulstreik für das Klima. Sie habe lange genug gewarnt. Nicht mal ihre Eltern hätten sich geändert. Nachdem Greta aufgehört hatte zu sprechen und nichts mehr ass, musste etwas geschehen.

Kritische Stimmen fragen nach der Rolle der Eltern. Müssten sie dieses Mädchen nicht vor sich selbst schützen? Seit Greta aktiv geworden sei, gehe es ihr besser, sagt der Vater erleichtert.

«Du leidest am Asperger-Syndrom?», wird Greta in einem Interview gefragt. «Ich habe Asperger aber ich leide nicht daran.» Der Film macht uns glaubhaft, dass Greta durch ihre Autismus-Spektrum-Störung das Klima-Problem in einer Weise fokussiert, die kein Wegsehen, keine bequeme Lüge, kein Abschieben von Verantwortung erlaubt. Wasser aus der mitgebrachten Trinkflasche, Secondhand-Kleider, keine Flugreisen, vegane Ernährung. Greta lebt die Konsequenz einer Märtyrerin. Sie macht die Leiden des Planeten zu ihren eigenen. Die verhungernden Eisbären am Nordpol nehmen ihr die Lust am Essen. Die verlogenen Diskussionen der Politik lassen sie verstummen.

Greta kämpft für sich und für den Planeten. So wurde das trotzige Mädchen mit den Zöpfen zum Gesicht der «Fridays for Future»- Bewegung und zum schlechten Gewissen einer übersättigten, westlichen Gesellschaft, die zu bequem ist zum kämpfen.

Eva Meienberg, Redaktorin Medientipp

«I am Greta», Schweden 2020, Regie: Nathan Grossman, Besetzung: Greta Thunberg; Verleih: Filmcoopi Zürich, Internet: https://www.filmcoopi.ch/, Filmwebsite: https://www.filmcoopi.ch/movie/i-am-greta

Kinostart: Natürlich an einem Freitag – dem 16. Oktober 2020

https://www.youtube.com/watch?v=hYEJMDcsVzQ

https://www.medientipp.ch/events/i-am-greta/