Liebe Filmfreundinnen und *Filmfreunde Am Filmfestival in Locarno wird die iranisch-australische Regisseurin Noora Niasari ihren autobiografisch angehauchten Debütfilm «Shayda» vorstellen. In diesem entdeckt eine iranische Auswanderin ihre Freiheit und Rechte als Frau. Damit rückt der Film, der von Cate Blanchett mitproduziert wurde und Zar Amir Ebrahimi («Holy Spider») in der Hauptrolle zeigt, den wichtigen Widerstandskampf der Frauen im Iran ins Blickfeld. Im Zeichen dieses iranischen Schwerpunkts in Locarno haben wir den Film «No Bears» des iranischen Filmemachers Jafar Panahi als Film des Monats auserkoren, der ebenfalls mit seinen Filmen stets Kritik am unterdrückenden iranischen Staat übt. Aus diesem Grund wurde er mit einem 20-jährigen Berufsverbot bestraft, durfte er das Land 14 Jahre lang nicht verlassen und sass mehrere Monate in einem Gefängnis in Teheran. Mittlerweile kam er auf Kaution wieder frei. In seinem unaufgeregt erzählten Film «No Bears» verwebt Jafar Panahi seine eigenen Erfahrungen mit dem repressiven Regime im Iran und im Exil mit einer Geschichte über die Angst, die uns am Fliegen und der Veränderung hindert. Gleichzeitig hinterfragt er selbstkritisch seine Rolle als Filmschaffender am Lauf des Geschehens. Ein kluger Film, der Stadt und Land einander gegenüberstellt und aufdeckt, dass sich hier wie dort nicht viel bewegen will. Panahi setzt sich aber auch selbstkritisch mit seiner eigenen Rolle als Filmschaffender und den ethischen Grenzen des Mediums auseinander. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen erholsame Sommertage und -ferien und grüssen herzlich, Sarah Stutte und Natalie Fritz |
Film des Monats August Juli 2023
No Bears
Der iranische Regisseur Jafar Panahi verwebt seine eigenen Erfahrungen mit dem repressiven Regime im Iran und im Exil mit einer Geschichte über die Angst, die uns am Fliegen und der Veränderung hindert. Gleichzeitig hinterfragt er selbstkritisch seine Rolle als Filmschaffender am Lauf des Geschehens.
Der Regisseur Jafar Panahi hat sich ein Zimmer in einem Dorf an der iranisch-türkischen Grenze gemietet. Von dort aus überwacht er mit Laptop und Handy die Dreharbeiten seines Films, die nicht weit entfernt stattfinden.
Die Filmgeschichte fokussiert dabei auf ein iranisches Paar im Exil, das real hofft, in Frankreich Asyl zu finden. Sein Regieassistent versucht Panahi davon zu überzeugen, den Drehort mithilfe von Schmugglern zu besuchen. Doch diese Grenze will der Regisseur nicht überschreiten. Zurück im Dorf wird er in eine komplizierte Fehde um ein anderes junges Paar verwickelt, das kein Paar sein darf, weil die Frau jemand anderem versprochen wurde.
Jafar Panahi, der während der Dreharbeiten im Iran inhaftiert war, zeigt in «No Bears» auf, wie vor allem junge Menschen unter dem repressiven Regime leiden und nur noch flüchten wollen. Er sagt aber auch, dass die Erfahrungen im Exil teilweise genauso zermürbend sind.
Andererseits widmet er sich dem iranischen Stadt-Land-Konflikt, rückt Traditionen und Aberglauben ins Zentrum, die ihrerseits die Menschen an ihrer Freiheit hindern. Der Titel verweist auf die unsichtbaren Gefahren, die uns umgeben und durch die wir in unserer Angst gefangen bleiben.
Das wahrlich clevere an Panahis Geschichte ist aber, dass er mit seiner filmischen Metaebene die subversive Kraft und die ethischen Grenzen des Filmemachens untersucht. Wie viel Verantwortung am Lauf des Geschehens trägt das bewegte Bild eigentlich und wie viel Wahrheit transportiert es?
Sarah Stutte
«No Bears» Iran 2022; Regie: Jafar Panahi; ProtagonistInnen: Jafar Panahi, Mina Kavani, Bülent Keser; Verleih: Filmcoopi; Homepage: filmcoopi.ch; Filmseite: https://www.filmcoopi.ch/movie/no-bears
Ab 27. Juli im Kino
https://www.youtube.com/watch?v=DTuoCOoP62E