Die Tür geht auf und das Unheil kommt herein. Drei Armeeangehörige treten ein und teilen dem Ehepaar Feldmann mit, dass ihr Sohn Jonathan im Dienst gefallen ist. Während die Mutter zusammenbricht, ist der Vater wütend und allein mit seiner Verzweiflung. Dann sieht man Jonathan und seine drei Kameraden bei der Grenzbewachung irgendwo im Nirgendwo, jedoch nicht als Rückblende. Denn die Geschichte ist hier noch nicht zu Ende erzählt. Sie fängt gerade erst an.
Samuel Maoz verarbeitet, nach seinem erfolgreichen Spielfilmdebüt «Lebanon», das 2009 in Venedig den Goldenen Löwen gewann, ein zweites Mal und ebenfalls schon mehrfach prämiert, sein persönliches Kriegstrauma. Intelligent erzählt, provokant und zynisch legt er den Finger auf die offenen Wunden der israelischen Gesellschaft. Im Blick sind dabei stets die Menschen, ihre inneren Kämpfe, ihre Narben.
Mit «Foxtrot» ist Maoz aber nicht nur ein inhaltliches Glanzstück gelungen, sondern auch ein visuell eindrückliches. Während die Beklemmung der Eltern in ihrer grossen und modernen Wohnung aus einer Vogelperspektive nachvollziehbar gemacht wird, muten die rostbraunen Panorama-Bilder aus dem Niemandsland surrealistisch an. Ein Kamel, eine Schranke, ein Tanz und die Einsicht, dass man Dinge nur ändern kann, wenn man Veränderung zulässt. «Wir tanzen den Foxtrot, jede Generation macht das. Wir enden immer am Start», sagte Samuel Maoz beim Interview in Zürich. Eine Einsicht, so traurig wie wahr.
Sarah Stutte, Filmjournalistin
«Foxtrot» hat am 32. Festival International de Films de Fribourg (FIFF) den Preis der Ökumenischen Jury gewonnen. http://www.inter-film.org/de/festivals/festival-international-de-films-de-fribourg/32-festival-international-de-films-de-fribourg
«Foxtrot», Israel/Deutschland/Frankreich 2017, Regie: Samuel Maoz, Schauspieler: Lior Ashkenazi, Sarah Adler, Yonatan Shiray,Verleih: Filmcoopi, www.filmcoopi.ch; https://www.filmcoopi.ch/movie/foxtrot
Kinostart: 5. April 2018
https://www.youtube.com/watch?v=8Qo-GENw92I