Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde

 

Ich hoffe, dass Sie alle die Osterfeiertage genutzt haben, um das zu tun, was sie gerne machen. Vielleicht ergab sich ja auch die Möglichkeit, den einen oder anderen Film-Klassiker – wie etwa «The Robe» oder «Ben Hur» – am TV anzuschauen. Auch der Film des Monats April, «Foxtrot», spielt in der näheren und weiteren Umgebung von Jesu Geburts- und Wirkungsstätten, aber in diesem bereits mehrfach preisgekrönten Werk von Samuel Maoz ist Veränderung nicht erwünscht.

Ein Film der aufwühlt, weil er die Absurdität der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern ungeschönt zeigt. Ein Film, der aber auch Hoffnung sät, weil er deutlich macht, dass wie und was wir erinnern, formbar ist und die nächste Generation es besser machen könnte, wenn sie sich anstrengt und alte Muster hinter sich lässt…

 

Mit frühlingshaften Grüssen

Natalie Fritz, Redaktorin Medientipp

 

Film des Monats

April 2018 by kath.ch

Foxtrot

«Wir tanzen den Foxtrot, jede Generation macht das. Wir enden immer wieder am Start». Der israelische Filmemacher Samuel Maoz verarbeitet mit viel Einfühlungsvermögen und einer grossen Portion zynischem Humor sein persönliches Kriegstrauma und die lähmende Angst vor Veränderung, die in seiner Heimat vorherrscht

Die Tür geht auf und das Unheil kommt herein. Drei Armeeangehörige treten ein und teilen dem Ehepaar Feldmann mit, dass ihr Sohn Jonathan im Dienst gefallen ist. Während die Mutter zusammenbricht, ist der Vater wütend und allein mit seiner Verzweiflung. Dann sieht man Jonathan und seine drei Kameraden bei der Grenzbewachung irgendwo im Nirgendwo, jedoch nicht als Rückblende. Denn die Geschichte ist hier noch nicht zu Ende erzählt. Sie fängt gerade erst an.

Samuel Maoz verarbeitet, nach seinem erfolgreichen Spielfilmdebüt «Lebanon», das 2009 in Venedig den Goldenen Löwen gewann, ein zweites Mal und ebenfalls schon mehrfach prämiert, sein persönliches Kriegstrauma. Intelligent erzählt, provokant und zynisch legt er den Finger auf die offenen Wunden der israelischen Gesellschaft. Im Blick sind dabei stets die Menschen, ihre inneren Kämpfe, ihre Narben.

Mit «Foxtrot» ist Maoz aber nicht nur ein inhaltliches Glanzstück gelungen, sondern auch ein visuell eindrückliches. Während die Beklemmung der Eltern in ihrer grossen und modernen Wohnung aus einer Vogelperspektive nachvollziehbar gemacht wird, muten die rostbraunen Panorama-Bilder aus dem Niemandsland surrealistisch an. Ein Kamel, eine Schranke, ein Tanz und die Einsicht, dass man Dinge nur ändern kann, wenn man Veränderung zulässt. «Wir tanzen den Foxtrot, jede Generation macht das. Wir enden immer am Start», sagte Samuel Maoz beim Interview in Zürich. Eine Einsicht, so traurig wie wahr.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Foxtrot» hat am 32. Festival International de Films de Fribourg (FIFF) den Preis der Ökumenischen Jury gewonnen. http://www.inter-film.org/de/festivals/festival-international-de-films-de-fribourg/32-festival-international-de-films-de-fribourg

«Foxtrot», Israel/Deutschland/Frankreich 2017, Regie: Samuel Maoz, Schauspieler: Lior Ashkenazi, Sarah Adler, Yonatan Shiray,Verleih: Filmcoopi, www.filmcoopi.ch; https://www.filmcoopi.ch/movie/foxtrot

Kinostart: 5. April 2018

https://www.youtube.com/watch?v=8Qo-GENw92I