2013. Ägypten während der Aufstände nach Mursis
Absetzung. Die Journalisten Zein und Adam, die
im Auftrag von AP die Unruhen dokumentieren,
werden in einen Polizeitransporter gesperrt. Sie
bleiben nicht lange allein: Auch Anhänger der
Armee und Unterstützer der Muslimbruderschaft
werden in die mobile Zelle gepfercht. Auf
klaustrophobischen 8 m2 harren die
Schicksalsgenossen in der Hitze und mit der
Angst der Ungewissheit aus und versuchen, trotz
ihrer ideologischen Verbohrtheit, ihre
Menschlichkeit nicht zu verlieren. Immer wieder
schwankt die Stimmung zwischen
zwangssolidarischem Galgenhumor und kaum
unterdrückter Gewaltbereitschaft. Bei jeder
Demonstration, die der Transporter passieren
muss, kommt es zu Ausschreitungen inner- und
ausserhalb des Wagens. Man kann sich diesem
«huis clos»-Drama von Mohamed Diab nicht
entziehen, weil die Kamera stets ganz nahe an
den Protagonisten dran ist. Man hört den Lärm
der Steine, die auf dem Gefängniswagen
aufprallen und riecht die Verzweiflung der
Insassen beinahe förmlich. Die Instabilität der
Situation im Innern des Vans und draussen, auf
den Strassen, wird durch die Verwendung einer
Handkamera auch ästhetisch umgesetzt und führt
zu einer verstörend intensiven Erfahrung.
«Clash» macht deutlich, wie schmal der Grat
zwischen Glaube und Ideologie, zwischen Freiheit
und Unterdrückung und wie labil das Verhältnis
zwischen Menschlichkeit und Unmenschlichkeit
ist.
Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und
Redaktorin Medientipp
«Clash» («Eshtebak»),
Ägypten/Frankreich/Vereinigte Arabische
Emirate/Deutschland, 2016, Regie: Mohamed Diab,
Besetzung: Nelly Karim, Hany Adel, Mohamed El
Sebaey; Verleih: cineworx, www.cineworx.ch
Kinostart: 25.05.2017
http://cineworx.ch/movie/clash-2/