Der Bürgerkrieg in Syrien dauert schon seit sieben Jahren an, die Lage wird immer unübersichtlicher, die Opfer zahlreicher. Inmitten der chaotischen Zustände und permanenten Belagerung dient die Wohnung von Oum Yazan in Damaskus als Zufluchtsort. Nicht nur für ihre Familie: die beiden Teenagermädchen, den kleinen Sohn und den Schwiegervater, sondern auch für den Freund ihrer Tochter, das Hausmädchen und ein junges Nachbarspärchen mit Baby. Die energische Frau versucht, das kleine Grüppchen zusammen und am Leben zu erhalten, doch dann wird einer aus ihrer Mitte von einem Scharfschützen niedergeschossen. «Insyriated» ist ein an Herz und Nieren gehendes Kammerspiel, das die Enge des Raums und die Ausweglosigkeit der Situation körperlich erfahrbar macht. An Flucht ist nicht zu denken, vielmehr sind die Menschen in dem ansonsten leerstehenden Haus sich selbst überlassen und in jeder Minute direkter Todesgefahr ausgesetzt. Eindrücklich sind vor allem die Szenen, in denen sie sich verängstigt in der Küche zusammenfinden und die Bombardierung abwarten. Alle Beteiligten müssen immer wieder entscheiden, ob sie sich selbst in Gefahr begeben und helfen sollen? Der Belgier Philippe Van Leeuw versetzt uns unmittelbar ins Geschehen und damit in eine Lage, aus der wir nicht entkommen können. Grenzen verschwimmen. Man ist genauso Opfer wie Täter. Denn jeder wird im Krieg zum Überlebenskünstler.
Sarah Stutte, Filmjournalistin
«Insyriated», Belgien/Frankreich/Libanon 2017, Regie: Philippe Van Leeuw, Besetzung: Hiam Abbass, Diamand Abou Abboud, Juliette Navis; Verleih: Filmcoopi, www.filmcoopi.ch
Kinostart: 13. Juli 2017
https://www.youtube.com/watch?v=GlNCMIsQCjg