Satoko und Kiyokazu sind ein glücklich verheiratetes Ehepaar, das keine Kinder bekommen kann und sich deshalb zur Adoption entschliesst. Sie erfahren von einer Agentur, die ungewollte Babys an kinderlose Paare vermittelt.
Nach einiger Zeit können sie einen kleinen Jungen bei sich aufnehmen, den sie Asato nennen. Seine leibliche Mutter ist die 14-jährige Hikaru, die sich sehr um ihr Baby sorgt und Satoko bei der einzigen Begegnung nach der Geburt einen Brief an ihren Sohn mitgibt. Fünf Jahre später bekommt Satoko einen Anruf von einer Frau, die behauptet Hikaru zu sein und ihren Sohn zurückhaben will.
Auch wenn die Handlung auf einem Roman der Krimiautorin Mizuki Tsujimura basiert, trägt das berührende Drama die Handschrift von Regisseurin Naomi Kawase. Sie setzt sich hier einmal mehr mit dem Thema Familie auseinander sowie ihrer eigenen Erfahrung als Kind, das von den Eltern verlassen wurde.
Kawases Erzählung beginnt bei Satoko und Kiyokazu und wechselt dann zur Perspektive von Hikaru. Dabei erfährt der Zuschauer, wie traumatisch die Ereignisse für sie waren. Von der Erzählstruktur über die schauspielerischen Leistungen bis zur visuellen Ästhetik – halb-dokumentarische Einschübe oder poetische Aufnahmen, die die Leinwand in ein strahlendes Sonnenlicht tauchen, während der Wind durch die Äste weht – ist der melancholische Film ein Erlebnis, sensibel erzählt, nachdenklich stimmend darüber, was das Muttersein ausmacht und mit einem überraschenden Ende.
Sarah Stutte, Filmjournalistin
«True Mothers», Japan 2020, Regie: Naomi Kawase, Besetzung: Hiromi Nagasaku, Aju Makita, Arata Iura, Verleih: Filmcoopi, www.filmcoopi.ch; Filmwebseite: https://www.filmcoopi.ch/fr/movie/true-mothers
Kinostart: 25. November 2021
https://www.youtube.com/watch?v=FJaMPAVx-Yk