Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde

 

Es ist Frühling, alles spriesst und entfaltet sich – nur in unserem Film des Monats, «Wildlife», geht eine Familie buchstäblich ein … Kein Grund jedoch, den Film nicht zu sehen!

Paul Danos Regiedebüt «Wildlife» zeigt nämlich auf feinfühlige Weise auf, wie sich ein Familienidyll aufgrund der alltäglichen Belastungen und Probleme langsam als blosse Fassade herausstellt. Aus der Perspektive des jugendlichen Protagonisten geschildert ist das zugleich ein berührender Abgesang auf eine unbeschwerte Kindheit als auch eine kritische Bestandesaufnahme der amerikanischen Gesellschaft zu Beginn der 60er – und ihren Auswirkungen auf das Individuum bis heute ...

 

Mit herzlichen Grüssen aus der Medientipp-Redaktion

Eva Meienberg und Natalie Fritz

 

 

Film des Monats April

April/2019

Wildlife

cid:image60610

In «Wildlife» – der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Richard Ford – zerbricht die Welt des vierzehnjährigen Joe vor seinen Augen

Nach mehreren Umzügen haben sich die Brinsons – die Eltern Jerry und Jeanette sowie der 14-jährige Joe – Anfang der 60er-Jahre in einer Kleinstadt in Montana niedergelassen. Als Jerry seinen Job als Caddie in einem Golfclub verliert, hält Jeanette die Familie mit ihrem Teilzeitjob als Schwimmlehrerin über Wasser. Jerry, in seiner männlichen Ehre gekränkt, lässt sich daraufhin als schlecht bezahlter Hilfsarbeiter anstellen und ist dafür wochenlang unterwegs. In dieser Zeit fängt seine Mutter ein Verhältnis mit einem älteren Mann an. Joe muss hilflos mitansehen, wie die Ehe seiner Eltern langsam zerbricht und mit ihr die Welt, wie er sie bis anhin kannte. Behutsam hat sich Schauspieler Paul Dano («Swiss Army Man»), zusammen mit seiner Lebensgefährtin Zoe Kazan, an den Stoff des Romans von Richard Ford herangetastet und legt mit «Wildlife» sein beachtliches Regiedebüt vor. Sanft und eindringlich wird hier vom Abschied erzählt. Vom Ende einer Kindheit und einer Beziehung in einer Zeit der trügerischen Sicherheit, die das kleine Glück des Vorstadtlebens versprach. Ganz langsam baut Dano das Gefühl des Unbehagens auf. Dies mit viel Empathie für seinen jugendlichen Helden, der sich in seiner Haut und seinem Zuhause immer fremder fühlt. In den nostalgischen Bildern spürt man die Melancholie genauso mitschwingen wie in den schmerzhaften Blicken, die sich tief in die Seele bohren. Unausgesprochene Anklage sowie Verzweiflung darüber, dass die Träume, die man teilte, leise zerbrochen sind.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Wildlife», USA 2018, Regie: Paul Dano, Besetzung: Jake Gyllenhaal, Carey Mulligan, Ed Oxenbould, Verleih: Praesens
https://www.praesens.com/praesens-pro-presse/katalog/wildlife/#

Kinostart: 11. April 2019

https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=KJ-nQOyQVak