Liebe Filmfreundinnen und *Filmfreunde

Wenn es um Schöpfergottheiten geht, spielt in den abrahamitischen Religionen das Weibliche – unlogischerweise – eine untergeordnete Rolle. Natürlich kommt es aber immer auch auf die Lesart beziehungsweise das Verständnis eines Weltbildes an, wie man die Rolle des Weiblichen im Schöpfungsakt auffasst. Andere religiöse Traditionen sehen explizit im Weiblichen eine (re-)kreative Kraft, die das Weltgeschehen und die Menschheit lenkt.

Kurzum geht es aber immer um die Legalisierung gesellschaftlicher Hierarchien, denn wer erschaffen oder eben schöpfen kann, hat Macht.

Im nigerianischen Spielfilm «Mami Wata» geht es um Glauben und um Macht, die angezweifelt werden. Grossartig in schwarz-weiss gefilmt, nimmt uns der Film mit auf eine Reise zu einem Dorf am Golf von Guinea, in dem die Meerjungfrauen-Gottheit "Mami Wata" (Mutter des Wassers) verehrt wird. Die Mittlerin zwischen der Lebensspenderin Mami Wata und der Dorfbevölkerung ist Mama Efe. Als sie einen Knaben nicht vor einer tödlichen Erkrankung retten kann, werden die Zweifel an Mama Efe und der Wassergottheit immer lauter. Zusammen mit ihren Töchtern versucht Mama Efe, die Menschen von der Macht Mami Watas und von der Richtigkeit ihrer Position zu überzeugen.

Ein Film, der zwar in einem fremden Kontext spielt, dabei aber universelle Grundprobleme eines gleichberechtigten menschlichen Zusammenlebens und des Glaubens per se visuell überwältigend abhandelt.

In diesem Sinne: Guten Film!


Sarah Stutte und Natalie Fritz


Film des Monats September

September 2023

Mami Wata

 

In einem kleinen nigerianischen Dorf am Golf von Guinea dient Mama Efe als Priesterin der Nixen-Gottheit Mami Wata. Als ein kleiner Junge an einem Virus stirbt, kommt es zu Aufständen unter der Führung der Zweifler. Mama Efe und ihre Töchter versuchen alles, um die Wogen zu glätten und das Vertrauen in ihre Gottheit wiederherzustellen.

 In einem kleinen nigerianischen Dorf am Golf von Guinea wird die Geschichte dreier Frauen erzählt, deren Leben durch die Verehrung der Meerjungfrauen-Gottheit Mami Wata geprägt ist. Die Menschen hier glauben, dass sie dem Ort Wohlstand und Gesundheit bringt. Da Efe die von Mami Wata gesalbte Priesterin ist, geniessen sie und ihre leibliche Tochter Zinwe sowie ihre Adoptivtochter Prisca einen gewissen Status unter ihresgleichen. Doch dann erkrankt ein kleiner Junge plötzlich an einer Virusinfektion, vor der Efe ihn nicht retten kann. Als er stirbt, führen die lange gehegten Zweifel an Efes Verbindung zu Mami Wata zu einer Rebellion, die das Dorf spaltet.

Der nigerianische Regisseur C.J. Obasi hat mit seinem elegant-monochromen Göttinnen-Mythos «Mami Wata» ein visuell beeindruckendes Werk geschaffen. Das poetische Märchen entfaltet mit tiefen Schwarztönen, die durch die geisterhafte weisse Gesichtsbemalung erhellt wird, im Kino – und nur hier – seine volle Wirkung.

Die afrikanische Wassergottheit wird auch heute noch vor allem in West-, Süd- und Zentralafrika sowie in Teilen des karibischen Raums gepriesen wie auch gefürchtet. Die Verkörperung des göttlichen Weiblichen hat im Leben von Generationen von Frauen tiefe Wurzeln geschlagen. Efe, Zinwe und Prisca versuchen – jede auf ihre Art – alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um ihr Volk zu beschützen. Hin- und hergerissen zwischen Tradition und Moderne kämpfen sie darum, ihren Glauben an Kräfte zu verstehen, die grösser sind als sie selbst.

Sarah Stutte

«Mami Wata» Nigeria 2023; Regie: C.J.Obasi; ProtagonistInnen: Rita Edochie, Uzomaka Aniunoh, Evelyne Ily; Verleih: Trigon Film; Homepage: http://www.trigon-film.org; Filmseite: https://www.trigon-film.org/de/movies/mami_wata

Ab 21. September 2023 im Kino

https://vimeo.com/855624445