Zwei herausragende Persönlichkeiten geben sich in diesem Drama die Ehre: Glenn Close und Jonathan Pryce verkörpern das eingespielte Ehepaar Castleman in reifem Alter. Ein Telefonat aus Stockholm bringt eine unerwartete Freudenbotschaft: Joe hat den Nobelpreis für Literatur gewonnen. Ausgelassen hüpfen Joan und Joe auf dem Ehebett herum. Diese Freude wirkt so echt und verspielt, dass sie ansteckend wirkt. – Die Vorbereitungen für die Reise nach Skandinavien beginnen. Dieser Weg zur Preisverleihung ist mit Retrospektiven unterlegt, die Joan als begabte Literatur-Studentin in Harvard zeigt, die sich in ihren Dozenten verliebt. Es ist ihre Perspektive auf die Ereignisse, ihre Erlebniswelt im Schatten des Ehemanns. Joan hat es satt, nur immer die Ehefrau des begabten Literaten zu spielen. Konflikte zeichnen sich ab und treten immer deutlicher hervor. Je näher die Preisverleihung rückt, desto stärker schmerzen alte Wunden.
Glenn Close und Jonathan Pryce sind in ihrem Schauspiel so überzeugend, dass man jede Szene des Paars mit grosser Empathie verfolgt. Man hätte die Beziehung der beiden und Joans Rolle darin noch stärker vertiefen können; mehr Kammerspiel und weniger klassisches Filmdrama wäre wünschenswert. Wenn in einem Hotelzimmer in Stockholm Joans unterdrückte Wut auf Joes gekränktes Ego trifft, ist der Film am stärksten. Alles andere ist Beiwerk. Doch auch so ist «The Wife» ein Hochfest des Schauspieler-Kinos.
Charles Martig, Filmjournalist kath.ch
«The Wife», Schweden/Vereinigte Staaten von Amerika 2017, Regie: Björn Runge, Besetzung: Glenn Close, Jonathan Pryce, Christian Slater; Verleih: Impuls; Internet: https://www.img.biz/de/; Filmwebsite: https://www.img.biz/de/kino/demnaechst-im-kino/movie/the-wife/
Kinostart: 7. Februar 2019
https://www.youtube.com/watch?v=WgaVabjuqas