Liebe Filmfreund*innen

Sommerzeit bedeutet für viele von uns Film-Aficionadas und -Aficionados auch Festival- und Open Air-Zeit: draussen auf der grossen Leinwand Filme anschauen, dazu ein Glace schlecken und nachher gemütlich auf der Piazza über das Gesehene diskutieren ... Dieses Jahr ist alles anders, digitaler, beschränkter. Aber das Kino lebt dennoch! Verleiher*innen und Filmschaffende finden innovative Wege (virtuelle Festivals, Streaming-Plattformen, Auto-Kinos...), uns trotzdem in den Genuss hochwertiger Werke kommen zu lassen und unseren Blick auch über Corona hinaus zu lenken.

Einen faszinierenden Einblick in die Lebenswelten von Konvertit*innen bietet der Dokumentarfilm "Shalom Allah" von David Vogel. Er zeigt auf, mit welchen Vorurteilen und Problemen Schweizerinnen und Schweizer, die zum Islam konvertiert sind, tagtäglich konfrontiert werden.


Mit herzlichen Grüssen aus dem Home Office

Eva Meienberg und Natalie Fritz


Film des Monats August

August 2020

Shalom Allah

«Shalom Allah» erzählt die Geschichte von Schweizerinnen und Schweizern, die in einer Zeit latenter Islamophobie zum Islam konvertieren und konfrontiert die Zuschauenden mit ihren Vorurteilen

In der Schweizerischen Bundesverfassung Artikel 15 ist festgeschrieben, dass alle Schweizerinnen und Schweizer das Recht haben, ihre weltanschauliche Überzeugung frei zu wählen und zu bekennen. Sie dürfen ihre Überzeugung auch ändern, so wie Johan, Aïsha und das Ehepaar Lo Manto dies getan haben, als sie zum Islam konvertiert sind.

«Was ist denn am Islam schlecht?», fragt Miriam Lo Manto ihre Mutter, die verzweifelt berichtet, dass Bekannte den Kontakt zu ihrer Tochter der Konversion wegen abgebrochen hätten. Und Johann erklärt, er stehe sofort unter Verdacht Islamist zu sein, wenn er im Tarnanzug an der Reckstange trainiere. Es scheint fester Bestandteil der Konversions-Biographie zu sein, mit harten Vorurteilen konfrontiert zu werden. Wer bewusst seine Religion wählt, ist eine Überzeugungstäterin und steht bald unter Verdacht fundamentalistisch zu sein. Könnte sein. Kann aber auch nicht sein. David Vogel vermittelt seine Protagonistinnen als religiös Suchende und Zweifelnde und er lässt sie mit grossem Respekt mit ihren Widersprüchlichkeiten leben. «Shalom Allah» ist ein Lehrstück über Vorurteile. Die zentrale Frage darin ist, belassen wir es bei ihnen oder versuchen wir den Menschen zu begegnen, so wie David Vogel es in seinem Film vormacht.

Eva Meienberg, Redaktorin Medientipp

«Shalom Allah», Schweiz 2019, Regie: David Vogel, Besetzung: Johan Shaw, Aïcha Schmid, Miriam Lo Manto, Franco Lo Manto; Verleih: First Hand Films, Internet: https://www.firsthandfilms.com/:

Kino-Re-Start: 13. August 2020

https://www.youtube.com/watch?v=o__-f5XiaD0

https://www.medientipp.ch/events/shalom-allah/