Studie: Weiterhin beträchtliches Austrittsrisiko bei den grossen
Landeskirchen
SCHWEIZ
Mehr als ein Viertel aller, die noch Mitglied einer der beiden grossen
Landeskirchen sind, überlegen sich auszutreten. Das geht aus einer
repräsentativen Befragung des Forschungsinstituts gfs-zürich hervor.
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Es sei bekannt, dass in der Schweiz die Zahl der Konfessionslosen
kontinuierlich zunehme, schreibt gfs-zürich in einer Mitteilung. «Während
in der Romandie die Hälfte der Konfessionslosen gar nie in der Kirche war,
sind in der Deutschschweiz fast 90% der Konfessionslosen im Laufe der Zeit
aus der Kirche ausgetreten.» Davon seien beide grossen Landeskirchen
betroffen gewesen, die aktuelle Befragung zeige aber, dass der Aderlass bei
den Reformierten bisher deutlich grösser war als bei den Katholiken.
Insgesamt habe die reformierte Kirche 29% mehr Mitglieder verloren als die
katholische.
Bei der näheren Betrachtung, wann diese Austritte erfolgt seien, erkenne
man aber, dass 44% der Austritte der Katholiken in den letzten 5 Jahren
erfolgt sei, während bei den Reformierten nur 14% der Austritte im diesen
Zeitraum fielen. Die Kirchenaustritte der jüngsten Zeit seien zudem
praktisch ausschliesslich ein Deutschschweizer Phänomen.
Das Austrittsrisiko sei weiterhin beträchtlich: 27%, also über ein Viertel
aller Mitglieder der Landeskirchen, äussern latente oder gar deutliche
Austrittsabsichten. Besonders ausgeprägt seien diese in der Deutschschweiz
(31%), bei den unter 40-jährigen (36%) und bei den gebildeten Menschen
(36%). «Damit riskieren die Kirchen nicht nur den Nachwuchs zu verlieren,
es gehen ihnen unter Umständen auch die besten Zahler verloren. Mit 43% den
höchsten Anteil an latent Austrittswilligen verzeichnen die gebildeten
Katholiken», heisst es.
Das Forschungsinstitut gfs-zürich führte vom 14. April bis 1. Mai 2010
insgesamt 1014 telefonische Interviews durch. Die Befragung ist gemäss
gfs-zürich repräsentativ für die Deutsch- und die Westschweiz.