Debatte um Burka-Verbot erreicht Grossbritannien
WELT
Die in mehreren europäischen Ländern geführte Debatte um ein Verbot der
Vollverschleierung muslimischer Frauen hat nun auch die Politik in
Grossbritannien erreicht. Ein Abgeordneter der Konservativen brachte einen
entsprechenden Gesetzentwurf im Unterhaus ein.
RNA/sda
Der Entwurf des Tory-Politikers Philipp Hollobone, der im Dezember
behandelt werden soll, hat aber kaum Chancen auf eine Mehrheit. Die meisten
Abgeordneten und die Regierungskoalition aus Konservativen und
Liberaldemokraten lehnen ein Verbot der Vollverschleierung ab.
Einwanderungsminister Damian Green sagte der Zeitung «Sunday Telegraph»,
ein Burka-Verbot in Grossbritannien sei «sehr unwahrscheinlich».
Grossbritannien habe eine «tolerante und sich gegenseitig respektierende
Gesellschaft».
Hollobone kritisierte dagegen, die Politik stelle sich mit ihrer Ablehnung
gegen die öffentliche Meinung. Laut einer aktuellen Umfrage befürworten
zwei von drei Briten ein Burka-Verbot nach dem Vorbild Frankreichs. In
Grossbritannien leben nach Angaben des britischen Rats der Muslime mehr als
2,5 Millionen Muslime. Weniger als ein Prozent tragen einen
Ganzkörperschleier. Die französische Nationalversammlung hatte am Dienstag
mit grosser Mehrheit das Tragen von Ganzkörperschleiern verboten. Im
September stimmt der französische Senat über das Gesetz ab, das im
kommenden Jahr in Kraft treten soll.
Erstmalig in Europa hatte das belgische Parlament im April ein Verbot des
Ganzkörperschleiers in der Öffentlichkeit verabschiedet. In anderen Ländern
wie Spanien, den Niederlanden und der Schweiz wird darüber debattiert.