St. Galler Aussprachesynode: Kirchgemeinden sind Unternehmen, aber nicht
nur
SCHWEIZ
Am Montag hat sich das Parlament der evangelisch-reformierten reformierten
Kirche des Kantons St. Gallen in Rapperswil-Jona zu einer Aussprachesynode
zum Thema «Mitarbeiterförderung und Gemeindeentwicklung» getroffen. Dabei
wurden Parallelen wie auch Unterschiede von Kirchgemeinden und Unternehmen
betont.
RNA/comm.
«Mitarbeitende sollen wollen, können und dürfen», sagte Werner Krüsi, CEO
eines Optikunternehmens und Präsident der Kirchgemeinde Balgach, an der
Aussprachesynode. Gute Mitarbeitende möchten Leistung erbringen, verfügen
über Fachkompetenz und erhalten im Gegenzug von ihren Vorgesetzen das
nötige Vertrauen und die nötigen Ressourcen. Dann entstehe etwas Gutes, ist
Krüsi überzeugt. Dies gelte sowohl für Unternehmen als auch die
Kirchgemeinde.
«Eine Kirchgemeinde ist ein Unternehmen», sagte auch Pfarrer Markus Anker,
Seelsorger an der Universität St.Gallen, in seinem Referat. Aber nicht nur.
Eine Kirchgemeinde sei auch öffentlich-rechtliche Institution und
Glaubensgemeinschaft. In den vergangenen Jahren hätten die Kirchgemeinden
ihren Fokus stark auf die ökonomischen Eckwerte gelegt. «Unseren Selbstwert
definierten wir über unsere Nützlichkeit.» Die Schwierigkeit dabei: Nach
christlichem Verständnis erbringen nicht wir, sondern Gott die Leistung.
Anker plädierte daher für eine spirituelle Wende. Zur Arbeit gehöre das
Gebet, zu einer irdischen Kirche gehöre eine geistliche. «Glaubwürdig sind
wir kaum, wenn wir so tun, als gebe es keinen Gott.»
Ähnliche Beobachtungen hat auch Roger Keller bei der freikirchlichen
Bewegung Vineyard gemacht. «Wenn es mit dem Aufbau einer Gruppe nicht
klappte, lag das an zu wenig innerer Klarheit, an zu wenig Support und zu
wenig Aussenausrichtung.»
Die Kirchenparlamentarierinnen und -parlamentariern diskutierten in einem
sogenannten Worldcafé das Gehörte, hielten Ergebnisse und Anliegen auf dem
papierenen Tischtuch fest. Die wichtigsten davon übergaben sie dann dem
Kirchenrat. In den kommenden Monaten ist es an der Kirchenleitung, daraus
die richtigen Schlüsse zu ziehen und wichtige Anliegen umzusetzen.