Studie: Katholische Kirche steht in Medien schlecht da
SCHWEIZ
Der Umgang der katholischen Kirche in Deutschland mit den
Missbrauchsvorwürfen verstärkt laut einer Studie ein negatives Kirchenbild
in den Medien. Wie das Zürcher Forschungsinstitut Media Tenor am Freitag,
5. März, weiter mitteilte, gab es bereits seit dem vergangenen Herbst in
Deutschland kaum noch positive Meldungen über die katholische Kirche.
RNA/kipa
«Die katholische Kirche hat ihren Sympathiebonus, den sie durch die Wahl
Josef Ratzingers zum ersten deutschen Papst seit 500 Jahren gewonnen hat,
endgültig aufgebraucht», fasste der Präsident von Media Tenor
International, Roland Schatz, die Untersuchungsergebnisse zusammen. Für die
Analyse waren aus Deutschland insgesamt 1.345 Berichte über die katholische
Kirche in der Tagesschau und den Tagesthemen der ARD, den ZDF-Sendungen
«heute» und «heute journal» sowie in den Sieben-Uhr-Nachrichten des
Deutschlandfunks ausgewertet worden.
Den Umgang des Jesuitenordens und der Bischöfe mit den
Missbrauchsvorwürfen nannte Schatz «nicht sonderlich professionell». Die
Kommunikation der eigenen Massnahmen sei nur zögerlich erfolgt. Bei einem
derart defensiven Kommunikationsstil sei es nicht verwunderlich, dass die
Kritiker die Oberhand behielten. Vor diesem Hintergrund riet Schatz den
Bischöfen zu einer offensiveren Herangehensweise: «Nur ein absolut offener
Umgang mit den Vorwürfen, der auch vor dem Episkopat nicht Halt macht, kann
den Weg dazu öffnen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.»
Insgesamt ist die katholische Kirche seit Amtsantritt von Erzbischof
Robert Zollitsch als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz laut
Media Tenor zunehmend aus dem Blick der Öffentlichkeit geraten. Ohne
nachhaltige Sichtbarkeit der christlichen Botschaft und der kirchlichen
Aktivitäten könne die Kirche aber das Vertrauen der Menschen, die ihr nicht
mehr nahe stehen, kaum erhalten.