Open Forum: Bankgeheimnis kommt im Ausland schlecht an
SCHWEIZ
Das Bankgeheimnis gibt einmal mehr zu reden: An der ersten
Diskussionsrunde am Open Forum in Davos sprachen am Donnerstagabend die
Teilnehmer darüber, wie andere Staaten die Schweiz und ihr Bankgeheimnis
wahrnemen.
RNA/sda
Die Akzeptanz des Bankgeheimnisses schwinde, sagte Peter Maurer,
UNO-Botschafter der Schweiz in New York und künftig Staatssekretär im EDA,
in der vollbesetzten Aula der Schweizerischen Alpinen Mittelschule Davos.
Es sei wichtig, hierzulande wahrzunehmen, dass das Bankgeheimnis im Ausland
nicht verstanden werde.
Gerade in den anderen Industrieländern habe die Schweiz bezüglich
Bankgeheimnis ein Reputationsproblem. Schon seit längerer Zeit habe es
klare Anzeichen dafür gegeben, "dass wir zunehmend isoliert sind mit
unseren Erklärungen des Bankgeheimnisses". Auch Nationalratspräsidentin
Pascale Bruderer (SP/AG) sprach von "mahnenden Stimmen" und davon, dass
"wir ein bisschen lange nicht hingeschaut haben". Es sei wichtig, in
Zukunft nicht erst zu reagieren, "wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen".
Mit Blick auf die künftige Bedeutung der Schweiz als internationaler
Finanzplatz fragte Bruderer in die Runde: "Können wir denn nicht qualitativ
mithalten, auch ohne das Bankgeheimnis?" Eine Antwort bekam sie von Haig
Simonian, Korrespondent der "Financial Times" in Zürich: "Die Schweiz als
Finanzplatz ist kein Auslaufmodell." Doch müssten die Banker klug genug
sein, ihre international anerkannten Tugenden in den Vordergrund zu rücken.
Bruderer nahm den Gedanken auf und forderte, dass die Schweiz eine aktive
Rolle übernehme und sich in die internationalen Diskussionen über den
Informationsaustausch eingebe. An der öffentlichen Diskussionsrunde
beteiligten sich auch Ulrich Thielemann, Vizedirektor des Instituts für
Wirtschaftsethik in St. Gallen, sowie Nail Fergusson, Geschichtsprofessor
an der Universität in Harvard (USA).