Lutheraner: Bitte um Vergebung an die Mennoniten
WELT
Mit einem einstimmig gefassten Schuldbekenntnis haben die Delegierten der
elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Donnerstag in
Stuttgart mennonitische Christinnen und Christen um Vergebung für frühere
Verfolgungen gebeten. In einem historischen Akt kam es im Anschluss zur
Versöhnung des Lutherischen Weltbundes (LWB) und der Mennonitischen
Weltkonferenz.
RNA/comm.
In der verabschiedeten Erklärung heisst es, der LWB empfinde «tiefes
Bedauern und Schmerz über die Verfolgung der Täufer durch lutherische
Obrigkeiten und besonders darüber, dass lutherische Reformatoren diese
Verfolgung theologisch unterstützt haben». In der Erklärung heisst es
weiter: «Im Vertrauen auf Gott, der in Jesus Christus die Welt mit sich
versöhnte, bitten wir deshalb Gott und unsere mennonitischen Schwestern und
Brüder um Vergebung für das Leiden, das unsere Vorfahren im 16. Jahrhundert
den Täufern zugefügt haben, für das Vergessen oder Ignorieren dieser
Verfolgung in den folgenden Jahrhunderten und für alle unzutreffenden,
irreführenden und verletzenden Darstellungen der Täufer und Mennoniten, die
lutherische Autoreninnen und Autoren bis heute in wissenschaftlicher oder
nichtwissenschaftlicher Form verbreitet haben.»
Der historische Hintergrund der Erklärung der LWB-Vollversammlung ist,
dass auf Grund theologischer Argumente etwa von Martin Luther und Philipp
Melanchthon sogenannte Anabaptisten im 16. Jahrhundert brutal verfolgt und
im Einzelfall auch hingerichtet worden sind. Sie werden von den heutigen
Menonniten als geistliche Vorfahren angesehen.
LWB-Präsident Bischof Mark S. Hanson sprach in Stuttgart von einem
beispiellosen Schritt der Wiedergutmachung. Allerdings haben etwa Schweizer
reformierte Kirchen schon seit einigen Jahrzehnten immer wieder
versöhnliche Kontakte mit den Mennoniten gepflegt. Dazu gehörten auch
Bitten um Vergebung.
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