St. Gallen: Uneinigkeit beim Glockengeläut
SCHWEIZ
Vertreter der Landeskirchen haben in einem Gespräch mit der Stadt St.
Gallen ihr Unverständnis für das Verbot, in der Nacht die Kirchenglocken zu
läuten, ausgedrückt. Die Stadt gebe dem Druck einer Minderheit nach,
meinten sie.
RNA/kipa
Anfang Jahr begann die IG Stiller in St. Gallen gegen den nächtlichen
Glockenschlag zu kämpfen. Ihr Ziel: Die Glocken zwischen 22 und 7 Uhr zum
Schweigen zu bringen. Im April erzielte sie einen Teilerfolg: Als Reaktion
auf bei ihr eingegangene Lärmklagen entschied die Stadt, den nächtlichen
Stundenschlag dreier Glöckchen abzustellen In den Klagen war nicht nur das
nächtliche Schweigen der Glocken an staatlichen Gebäuden gefordert worden,
sondern auch dasjenige der Kathedrale und von anderen Kirchen. Diese
Glocken liegen aber nicht in der Kompetenz des städtischen Amtes für Umwelt
und Energie, sondern in jener der Kirchgemeinden. Deshalb trafen sich
Vertreter der Evangelischen Kirchgemeinden und der Katholischen
Kirchgemeinde St. Gallen mit Vertretern der Stadt, meldet das St. Galler
Tagblatt am Montag, 5. Juli.
Die Haltung der Kirchgemeinden ist deutlich: Keine will den nächtlichen
Glockenschlag abstellen. Für sie ist dieser Markenzeichen, Tradition,
Kulturgut, Trost und Musik. «Wir werden den nächtlichen Glockenschlag
sicherlich beibehalten», sagt Annina Policante, Präsidentin der
Evangelischen Kirchgemeinde Straubenzell. Margrit Gerig, Präsidentin der
Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Tablat, erklärte, sie finde es
voreilig, dass die Stadt ihre Glocken «auf Anregung einer Minderheit»
abgestellt habe.
Für Guido Corazza, Präsident der Katholischen Kirchgemeinde St. Gallen,
war das Nachgeben der Stadt auf die Klagen «einfach der bequemste Weg». Die
Katholische Kirchgemeinde werde nicht kuschen, sagt Corazza. «Nicht wegen
einer penetranten Minderheit.» Wer in die Nähe des Doms ziehe, wisse,
worauf er sich einlasse. «Die Domglocken sind die letzten, die wir
abstellen würden», sagt Corazza. Das seien die Glocken, für die er bis
zuletzt kämpfen würde.
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