Rassismus-Kommission: Minarettabstimmung hat muslimfeindliche Haltung
begünstigt
Die Volksinitiative gegen den Bau von Minaretten vom November 2009 hat
laut dem zweiten Bericht des Bundes über «Rassismusvorfälle in der
Beratungspraxis 2009» eine allgemein muslimfeindliche Haltung begünstigt.
Insgesamt spiegle sich in den gemeldeten Fällen von Rassismus das
politische Klima des letzten Jahres.
SCHWEIZ
Auch Schweizer fühlen sich als Opfer von Diskriminierung, wie aus dem
Bericht hervorgeht, den die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR)
am Dienstag vorstellte. Der 36-seitige Bericht ist Teil des von der EKR und
der Organisation Humanrights.ch getragenen Projekts «Beratungsnetz für
Rassismusopfer». Ein erster Bericht war im Sommer 2009 erschienen.
Mit 162 Fällen habe sich die Zahl der gemeldeten Fälle rassistischer
Diskriminierung mehr als verdoppelt (2008: 87 Fälle). EKR-Präsident Georg
Kreis hält im Vorwort fest, dass sich daraus keine Aussage über die Zunahme
des Rassismus ableiten lasse, weil verschiedene Faktoren zu mehr Anzeigen
führen könnten. Zahlreiche Fälle seien 2009 nicht durch direkt Betroffene,
sondern durch Familienangehörige, Zeugen oder andere Drittpersonen gemeldet
worden.
Durch die Anti-Minarettinitiative vom vergangenen November sei eine
allgemein muslimfeindliche Haltung begünstigt worden, heisst es in dem
Bericht weiter. Diese äusserte sich etwa in Mails und Blogs, aber auch in
Forderungen nach einem Verbot des Korans.
Bei den meisten 2009 gemeldeten Fällen von Rassismus spiegelt sich nach
Ansicht der Autoren das politische Klima des vergangenen Jahres wieder. So
fühlten sich etwa viele Schweizer durch die Äusserungen des damaligen
deutschen Finanzministers Peer Steinbrück im Zusammenhang mit dem
Steuerstreit pauschal abqualifiziert.
Als wichtigste Ergebnisse hält die Untersuchung fest: Ein beachtlicher
Teil der gemeldeten Fälle ist auf sozialpolitische Ereignisse
zurückzuführen. Die Diskriminierungen – in den häufigsten Fällen verbale
Äusserungen - fanden besonders in der Arbeitswelt und in der Öffentlichkeit
statt. Täter wie Opfer waren mehrheitlich Männer.
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