Kurt Koch: «Den Reformierten nicht das Papsttum aufdrängen»
SCHWEIZ/WELT
Kurt Koch, seit 1. Juli Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der
Einheit der Christen, bekräftigt das Bekenntnis der katholischen Kirche zur
Ökumene. Die Ökumene bleibe eine Existenzfrage für die Kirche.
RNA/sda
Die Einheit der Christen sei vital für die Glaubwürdigkeit der Kirche in
der heutigen Welt, sagte Koch in einem Interview mit der «Neuen Zürcher
Zeitung» vom 16. Juli. Die Verkündigung des Evangeliums leide darunter,
wenn die Christen nicht mit einer Stimme sprechen könnten.
Er spüre bei vielen Menschen, dass sie auf Einheit drängten, sagte Koch.
Auf der anderen Seite aber sei das Ziel der Ökumene immer mehr aus dem
Blick geraten. Das hänge damit zusammen, dass jede Kirche ihre eigene Lehre
von der Kirche und ihrer Einheit habe.
«Deshalb bin ich überzeugt, dass wir uns gegenseitig mehr über das
Kirchenverständnis unterhalten müssen, damit wir wieder eine gemeinsame
Vision von der Einheit der Kirche bekommen», sagte der ehemalige Bischof
von Basel weiter.
Es gehe darum, Gemeinsamkeiten zu suchen. Die katholische Kirche dürfe den
Reformierten nicht das Papsttum aufdrängen. Auf der anderen Seite erwarte
er dann aber auch von den Reformierten, dass sie die Katholiken nicht zum
gemeinsamen Empfang des Abendmahls (Interkommunion) und zur gemeinsamen
Gottesdienst-Feier durch Geistliche verschiedener Religionen
(Interzelebration) dränge.
«Die Einheit der Kirche bedeutet, dass wir eine Kirche sind und trotzdem
Kirchen bleiben, in ihren verschiedenen konfessionellen Identitäten», sagte
Koch. Der Hauptakzent seiner Arbeit liege auf der Begegnung. Die Ökumene
komme mit Papieren allein nicht vorwärts.
Bei den Beziehungen zu den Juden werde er auf den Bemühungen seines
Vorgängers, Kardinal Kaspar, aufbauen können. Unter den Ersten, die sich
bei ihm in Rom nach der Ernennung zum Präsidenten des Einheitsrats gemeldet
hätten, seien Juden gewesen – unter ihnen auch der Botschafter Israels.
Längst beigelegt seien die Irritationen der Juden über die Wiederzulassung
traditionalistischer Bischöfe zu den Sakramenten und die Leugnung des
Holocausts durch einen ihrer Anhänger. Der Papst habe in einem Brief und in
verschiedenen Ansprachen die besondere Tragik des Holocaust betont – und
dass es keine Relativierung geben dürfe.
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