Alliance Sud wittert verpasste Chance in Steuerfragen
SCHWEIZ
Alliance Sud bedauert es, dass die Schweiz es ablehnt, das revidierte
OECD-Abkommen zur Amtshilfe in Steuerfragen zu unterzeichnen. Die
internationale Steuerpolitik der Schweiz liegt damit in den Augen der
entwicklungspolitische Arbeitsgemeinschaft der grossen Hilfswerke weiterhin
quer zu den Bemühungen ihrer Entwicklungszusammenarbeit.
RNA/comm.
Das revidierte OECD-Abkommen enthält ein neues Zusatzprotokoll, das den
über 20 Jahre alten Vertrag den aktuellen OECD-Standards anpasst. Zu den
wesentlichen Änderungen gehört die Abschaffung von Bestimmungen zum Schutz
des Bankgeheimnisses. Besteht ein begründeter Verdacht auf
Steuerhinterziehung, soll das Bankgeheimnis die Behörden nicht mehr länger
daran hindern können, die angeforderten Kundendaten ins Ausland zu
übermitteln.
Für ärmere Länder besonders wichtig ist laut einem Pressecommuniqué von
Alliance Sud die zweite Änderung: die Öffnung des Abkommens für
Nicht-OECD-Länder. Die OECD will damit Schwellen- und Entwicklungsländern
helfen, wirksamer gegen Steuerflucht und Steuerhinterziehung vorzugehen.
Das sei wichtig, damit diese Staaten selber mehr Ressourcen aufbringen
können, um die soziale Entwicklung im eigenen Land voranzutreiben, und
weniger von der Hilfe der Industrieländer abhängen. Heute entgehen den
Ländern des Südens wegen Steuerflucht und Steuerhinterzeihung jedes Jahr
Milliarden.
Mit dem Entscheid, das revidierte OECD-Abkommen nicht zu unterzeichnen,
hat die Schweiz laut Alliance Sud eine wichtige Chance verpasst,
Entwicklungsländern zu helfen, selber mehr Ressourcen für die Bekämpfung
von Armut zu generieren, obwohl dies eines der Ziele der
Entwicklungszusammenarbeit ist. Die bisherigen Bemühungen des Bundesrates,
die Zusammenarbeit in Steuerfragen zu verbessern, hätten die
Entwicklungsländer vollständig ausgeschlossen. Das, obwohl auf Schweizer
Banken schätzungsweise 360 Milliarden Franken unversteuerte Vermögen aus
Entwicklungsländern liegen. Würden nur schon deren Zinsen besteuert,
stünden den Ländern jedes Jahr zusätzlich 6 Milliarden Franken zur
Verfügung – mehr als das Doppelte der Schweizer Entwicklungshilfe.
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