Schweizer Juden und die Mischehe
SCHWEIZ
Mehr als 50 Prozent der Schweizer Juden gehen Mischehen ein. Jetzt
diskutiert der Israelitische Gemeindebund, ob und wie er Gegensteuer geben
kann.
RNA/kipa
Die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen
Gemeindebundes (SIG) befasste letzte Woche sich mit einem Antrag aus Basel,
der forderte, dass Juden häufiger untereinander heiraten sollen. Der Antrag
lautete: «Ist die Förderung der jüdischen Ehen eine Aufgabe des SIG?»
SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner erklärte gegenüber der Berner Zeitung
von Dienstag, 18. Mai, die Antwort sei noch nicht gefunden. Das Problem:
Die Mischehenrate mit Nichtjuden habe sich von einzelnen Prozenten vor 100
Jahren auf mittlerweile über 50 Prozent erhöht.
Bei der Volkszählung im Jahr 1900 bekannten sich gemäss SIG rund 18’000
Personen zum jüdischen Glauben, 100 Jahre später waren es noch 17’000, dies
obwohl sich die Gesamtbevölkerung in jenem Zeitraum fast verdoppelt hat.
Hätte die jüdische Bevölkerung im selben Ausmass zugenommen wie die
Gesamtbevölkerung, hätten sich rund 50’000 Personen zum Judentum bekennen
müssen. Ein Teil des Verlustes sei mit der Abwanderung nach Israel zu
erklären. Die Zahl jüdischer Eheschliessungen habe sich zudem in den
letzten 50 Jahren von 250 auf 125 pro Jahr halbiert.
Jüdische Gemeinden weltweit begegnen dem Problem mit der Organisation von
Single-Anlässen, heute gebe es auch jüdische Datingplattformen im Internet.
Bei orthodoxen Juden verlaufen Eheschliessungen traditionellerweise über
Vermittler. Wie schwierig sich die Partnersuche für eine Minderheit wie die
Juden zuweilen gestaltet, hielt Gabrielle Antosiewicz 2005 im
Dokumentarfilm «Matchmaker – Auf der Suche nach dem koscheren Mann» fest.
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