InfoSekta: Die Zeit der grossen Gurus ist vorbei
SCHWEIZ
Die Zürcher Sektenberatungsstelle infoSekta hat im Jahr 2009 insgesamt
1065 Anfragen bearbeitet (Vorjahr: 1040). Davon waren 634 (632)
Erstkontakte und 431 (408) Folgekontakte. 71 Prozent der Ratsuchenden
wollten Auskünfte über konkrete Gruppen.
RNA/sda
Die Zeit der grossen Gurus sei vorbei. Stattdessen führe ein Heer von
kleinen Anbietern Suchende in die Abhängigkeit, schreibt infoSekta in einer
Mitteilung zum Jahresbericht vom Dienstag.
Wie im Vorjahr betrafen ein Drittel der Anfragen den esoterischen Bereich.
Von 32 Prozent auf 44 Prozent zugenommen hat der christliche Kontext, 18
Prozent sind dem säkularen Umfeld zuzuordnen.
Bei den Gruppen steht mit 7 Prozent Scientology an der Spitze, gefolgt von
den Zeugen Jehovas (6 Prozent) und icf (International Christian Fellowship)
mit 4 Prozent. 17 Prozent der Anfragen bezogen sich auf übergreifende
Themen wie beispielsweise Astralreisen, Dämonen, Geistheilung,
Lichtnahrung, Okkultismus oder Weltuntergang.
Besonders problematisch sei die Zunahme der Anfragen zu stark
charismatisch orientierten Gemeinschaften, bei denen Heilung im Vordergrund
steht. Als Beispiel dafür nennt infoSekta die Kingdom Embassy
International. Sie falle nicht nur durch Heilsversprechen auf, mit denen
sie Personen mit schweren Gebrechen anziehe, sie ziehe auch sehr junge
Leute in ihren Bann.
Diese seien völlig enthusiastisch ob der erlebten Wunder. Manche geben in
ihrer Begeisterung zehn Prozent ihres knappen Lehrlingsgehalts an die
Gemeinschaft ab. Manche Anhänger seien mit viel Geld engagiert. Häufig
hätten Ratsuchende über erschreckend schwere Abhängigkeiten von Heilern
oder einem Medium berichtet.
Neu gab es wieder Anfragen zum VPM (Verein zur Förderung der
Psychologischen Menschenkenntnis), der sich 2002 offiziell aufgelöst hat.
Das Phänomen VPM sei damit nicht verschwunden, schreibt infoSekta, es werde
dadurch aber schwerer fassbar.
45 Prozent aller Ratsuchenden fragten telefonisch an, 51 Prozent
schriftlich. In 71 Prozent der Fälle wandten sich Privatpersonen an die
Beratungsstelle. 44 Prozent der Anfragen erfolgen, weil eine Drittperson in
ein sektenhaftes Umfeld geraten ist. InfoSekta berät seit 20 Jahren
Ratsuchende und hat in dieser Zeit über 18000 Anfragen bearbeitet.
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