Intensive Islamdebatte in der Zürcher Synode
SCHWEIZ
Der reformierte Zürcher Kirchenrat will sich in Zukunft intensiver für die
Verständigung zwischen Christen und Muslimen einsetzen und dafür
insbesondere auch Begegnungen von Mensch zu Mensch in den Quartieren und
Dörfern fördern. Die Kirchensynode befürwortet laut einer Medienmitteilung
dieses Engagement des Kirchenrates.
RNA/comm.
Die reformierte Zürcher Synode diskutierte am Dienstag während drei
Stunden eine umfangreiche Interpellationsantwort des Kirchenrates zum
Verhältnis der Reformierten zum Islam und zum zukünftigen interreligiösen
Handeln (siehe
www.zh.ref.ch). Der Kirchenrat wies in seinem 20-seitigen
Antwortschreiben darauf hin, dass die Annahme der Minarettinitiative und
der vorangegangene Abstimmungskampf zu einer starken Polarisierung geführt
habe und die Diskussion um den Islam heute verhärtet ist. Auf beiden Seiten
gebe es Ängste und Verunsicherungen, die ernst genommen werden müssen. Um
den religiösen Frieden unter den verschiedenen Religionsgemeinschaften zu
bewahren und der wachsenden Entfremdung zwischen Muslimen und Nichtmuslimen
entgegenzuwirken, brauche es nun von beiden Seiten Gesten der gegenseitigen
Achtung sowie vertrauensbildende Massnahmen.
Die Interpellanten waren mit der Antwort des Kirchenrates zufrieden, und
die Mehrheit der Votierenden dankte für den Bericht. Wichtige Problemfelder
wie die Frage nach der Akzeptanz der schweizerischen Rechtsordnung oder die
Freiheit, den Glauben zu wechseln, würden im Bericht offen angesprochen. In
der Debatte gab es auch kritische Töne. So wurde etwa gefragt, ob der Islam
heute für junge Menschen vielleicht darum attraktiv wirke, weil in vielen
Familien die Religion keine Rolle mehr spiele und die christliche Tradition
kaum mehr gepflegt werde. Der Islam sei insofern eine willkommene
Herausforderung, als die Christen dadurch ihre Identität und ihren Glauben
verstärkt reflektieren müssten.
Kirchenratspräsident Ruedi Reich wies darauf hin, dass es nun insbesondere
auch darum gehe, Begegnungen zwischen Christen und Muslimen auf der
Gemeindeebene zu fördern. Um solche Begegnungen von Mensch zu Mensch zu
ermöglichen, werde der Kirchenrat den Kirchgemeinden in nächster Zeit eine
entsprechende Handreichung mit Ideenskizzen und Veranstaltungstipps
zukommen lassen.
Im Weiteren genehmigte die Kirchensynode ohne Gegenstimme die Rechnung
2009 der Zentralkasse. Die Rechnung schliesst bei einem Gesamtumsatz von
rund 53,5 Mio. Franken mit einem Ertragsüberschuss von rund 170000 Franken.
Das Ergebnis ist damit um rund 100000 Franken besser als budgetiert, was in
erster Linie auf das gute Unternehmensresultat des Klosters Kappel und die
Budgetdisziplin der Gesamtkirchlichen Dienste zurückzuführen ist.