Immer mehr Missbrauchsfälle erschüttern die katholische Kirche
WELT
Nicht nur in Deutschland kommen immer mehr Fälle sexuellen Missbrauchs
innerhalb der katholischen Kirche in die Medien. In Spanien soll sich ein
Geistlicher von 1992 bis 2005 in kirchlichen Schulen an 15 Jungen vergangen
haben.
RNA/sda
Die Zeitung «El País» berichtete am Dienstag über den Fall eines heute
53-jährigen Priesters, der in Spanien Schüler zwischen 12 und 14 Jahren
sexuell missbraucht haben soll. Der Spanier, der seit 2008 an einer
Universität in Santiago de Chile unterrichtete, war im vergangenen Jahr
festgenommen worden und sitzt seither in dem lateinamerikanischen Land in
Untersuchungshaft.
Auch in Brasilien kamen Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen
Kirche in die Medien. Der Vatikan bestätigte am Dienstag, dass drei
Priester im Nordosten des Landes unter dem Verdacht stehen, Minderjährige
missbraucht zu haben. Anders als von Medien berichtet, seien aber keine
Bischöfe in den Skandal verwickelt, sagte ein Sprecher.
Ein weiterer Fall wurde aus einem Kapuzinerkloster im deutschen Bundesland
Baden-Württemberg bekannt. Die Staatsanwaltschaft geht dort einer Meldung
nach, wonach ein heute knapp 80-jähriger Pater Anfang der 70er Jahre
mindestens einen Schüler sexuell missbraucht haben soll. Das Opfer hatte
sich in den vergangenen Tagen gemeldet.
Unterdessen wenden sich immer mehr besorgte und empörte deutsche
Katholiken mit Anfragen an die Bistümer. Nach einer Umfrage der Deutschen
Presse-Agentur dpa kam es bisher aber zu keiner Austrittswelle. Der Kölner
Kardinal Joachim Meisner äusserte sich entsetzt über die Missbrauchsfälle.
In seinen 48 Jahren als Priester habe er noch nie eine so schwere Zeit für
die Kirche erlebt, sagte er nach Angaben der Erzbischöflichen Pressestelle
vom Dienstag.
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