Küng fordert Schuldbekenntnis vom Papst
WELT
Der Theologe Hans Küng hat von Papst Benedikt XVI. und den katholischen
Bischöfen ein klares Schuldbekenntnis für die Vertuschung von
Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche verlangt. In einem Beitrag für
die «Süddeutsche Zeitung» forderte er zugleich ein Überdenken der
«rigoristisch-verklemmten Sexualmoral» der Kirche, die «im Zölibatsgesetz
gipfelt».
RNA/kipa
Joseph Ratzinger trage als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst
«seit Jahrzehnten die Hauptverantwortung für die weltweite Vertuschung» von
Sexualdelikten in der Kirche, schreibt der 81-Jährige. Er müsse sein
eigenes mea culpa sprechen. Auch die Bischöfe müssten ihre Mitschuld dazu
bekennen, dass die Zölibatsfrage tabuisiert und Missbrauchsfälle mit
strikter Geheimhaltung und Versetzungen vertuscht worden seien.
Küng gibt dem Zölibat eine Mitschuld an den Missbrauchsfällen. «Das
Zölibatsgesetz verpflichtet die Priester, sich jeder sexuellen Aktivität zu
enthalten; aber deren Impulse bleiben virulent, und es besteht die Gefahr,
dass sie in eine Tabuzone abgedrängt und dort kompensiert werden», schreibt
er unter Berufung auf amerikanische Psychologen. In diesem Zusammenhang
kritisierte Küng die Rede des Papstes vom «heiligen Zölibat». Das
Zölibatsgesetz sei keine Glaubenswahrheit, sondern ein Kirchengesetz aus
dem 11. Jahrhundert, das abgeschafft gehöre. «Der Zölibat ist nicht heilig,
nicht einmal selig; er ist eher unselig, insofern als er zahllose gute
Kandidaten vom Priestertum ausschliesst und Scharen heiratswilliger
Priester aus dem Amt vertrieben hat.»
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