Brot für alle: «Land Grabbing» im Fokus
SCHWEIZ/WELT
Ein neues Phänomen bedroht die Lebensgrundlage der Menschen in den Ländern
des Südens: Der fortschreitende Aufkauf riesiger Ackerlandflächen durch
Regierungen, globale Unternehmen und private Investoren. Das so genannte
«Land Grabbing» verschärft den weltweiten Hunger, heisst es in einer
Medienmitteilung von Brot für alle (Bfa).
RNA/comm.
In Äthiopien wurden drei Millionen Hektaren Land für die Verpachtung an
ausländische Investoren ausgezont, während landesweit mehr als 6.2
Millionen Menschen hungern. Ähnliches geschieht im Sudan, in Sambia,
Mosambik, Madagaskar, Laos, Kambodscha und vielen weiteren Staaten, in
denen die Mangelernährung der Bevölkerung gravierende Ausmasse erreicht
hat. Der Ausverkauf von Land in den Ländern des Südens hat bereits
gewaltige Dimensionen angenommen: So beziffert die Weltbank die seit dem
Jahr 2006 verhandelten oder bereits verkauften und verpachteten
Ackerflächen auf rund 50 Millionen Hektaren Land. Agrarflächen sind aus
verschiedenen Gründen zu einem interessanten Investitions- und
Spekulationsobjekt geworden.
Obwohl «Land Grabbing» in vielen Fällen in legalem Rahmen stattfindet,
seien die Konsequenzen «fatal und oft mit Menschenrechtsverletzungen
verbunden», heisst es in einer Pressemitteilung: Einheimische Bauern würden
vertrieben, verlören ihren Boden und damit die Möglichkeit, sich und ihre
Region zu versorgen. Hinzu komme, dass die neuen Besitzer zur
Ertragssteigerung meist auf industrielle Landwirtschaft setzten mit
intensivem Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln und genetisch modifiziertem
Saatgut. Trotz der verheerenden gesellschaftlichen, sozialen und
ökologischen Auswirkungen gingen viele Regierungen der betroffenen Länder
aus Profitgier oder falschen Entwicklungsvorstellungen breitwillig auf die
Deals ein. Wegen ungeklärten Landrechten sei es für sie ein Leichtes, ohne
Rücksprache mit den Betroffenen ihre Geschäfte abzuschliessen. Hinzu komme,
dass internationale Akteure wie etwa die Weltbank im «Land Grabbing» eine
«Win-Win-Situation» sähen und nicht an verbindlichen Regulierungen
interessiert seien.
Als Teil eines internationalen Netzwerks setzt sich Brot für alle gegen
diese neue Form des Kolonialismus ein. Der Entwicklungsdienst der
Evangelischen Kirchen der Schweiz hat vor einem Jahr ein Expertenseminare
zum Thema «Land Grabbing» unterstützt. Er fördert Projekte, welche die
Betroffenen vor Ort in ihrem Engagement und für einen besseren Schutz ihrer
Landrechte unterstützen und trägt die Arbeit von GRAIN mit, der ersten
Nichtregierungsorganisation, die Fälle von «Land Grabbing» systematisch
dokumentiert. Brot für alle engagiert sich zudem auf politischer Ebene,
etwa mit der Beteiligung an internationalen Konferenzen und über den Dialog
mit Regierungen, etwa bezüglich einer rechtlich bindenden
Unternehmensverantwortung
Mehr Informationen zum Thema bietet das Themenheft «EinBlick» 1/2010 mit
dem Titel «Land Grabbing» - die Gier nach Land. Bestellen oder
Herunterladen als pdf auf:
http://www.brotfueralle.ch/de/deutsch/entwicklungspolitik/recht-auf-nahrung…