«Goooaaaaal» in Grand Rapids!
WELT
Selbst die Vereinigende Generalversammlung 2010 in Grand Rapids, USA
(18.-28. Juni), welche die Fusion des Reformierten Weltbundes und des
Reformierten Ökumenischen Rates markiert, ist im Fussballfieber. Ein
Stimmungsbericht von Pfarrer Jan-Gerd Heetderks, Synodenpräsident aus
Holland.
RNA/comm.
Enthusiastische Brasilianer und Chilenen, verzweifelte Engländer und
Italiener, enttäuschte Deutsche, Süd-Afrikaner und Tschechen, lächelnde
Niederländer und Süd-Koreaner, begeisterte Schweizer (auf jeden Fall bis
gestern) … Nein, ich schreibe nicht über die Auswirkung des ersten
Berichtes des Nominierungs-Ausschusses, sondern über die
Fussballweltmeisterschaft. Und wenn in der Halle auf einmal ein Aufschrei
zu hören ist, ist das nicht wegen umgekipptem heissen Kaffe, sondern weil
Kamerun ein Tor geschossen hat.
Sogar in Grand Rapids, wo sonst nur die Calvin Nights Basketball spielen,
wird der Fussball gefeiert. Manchmal kommen einige Delegationen am Morgen
etwas später (natürlich heimlich), obwohl der Bus rechtzeitig abfuhr.
Verschlafen? Nein, das Team des eigenen Landes spielte, und die Versuchung,
das Spiel zu sehen, war grösser als der geistliche Hunger nach Bibelarbeit
und Morgengottesdienst.
So weit, so gut. Aber wo sonst gemeinsam gejubelt wird, wenn man zusammen
Fussball guckt, freut sich jetzt bei einem Tor ein Teil der Gruppe laut und
die anderen schlagen sich vor Ärger auf die Oberschenkel. Eine strenge,
deutsche Teilnehmerin stellte den Antrag, die Fernsehapparate im Gebäude
auf ein anderes Programm einzustellen, aber zum Glück kam es nicht so weit.
Um noch mal auf die traurigen und freudevollen Gesichter zurückzukommen –
wer wird am Ende feiern können? Schliesslich lacht, wer zuletzt lacht, am
besten. Für die Nominierung des Exekutivausschusses gelten Quoten, im
Fussball gibt es diese Quoten für Weltmeister nicht. Bis jetzt haben die
Europäer den grössten Teil vom Titelkuchen genommen (wie immer), aber die
Südamerikaner haben in der Fussballgeschichte auch eine Menge Titel
gewonnen; die besten Fussballspieler der Geschichte hatten sie auch.
Wenn die neue Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen wirklich Einheit in
Gerechtigkeit feiern will, müsste eigentlich jeder jetzt hoffen, dass ein
afrikanisches oder asiatisches Team endlich einmal Weltmeister wird. Ein
Vorschlag für das Policy Reference-Committee? Aber wie wir alle wissen,
beim Fussball hört die Freundschaft auf. Und damit drängt sich die Frage
auf, ob die Fussballweltmeisterschaft womöglich die gerade gefeierte
Einheit bedroht. Wird die Frage nach dem neuen Weltmeister in Grand Rapids
wichtiger als geteilte reformierte Tradition oder Unrecht und Gefahren der
Globalisierung? Nein, wohl nicht. Die Einheit im Geist durch das Band des
Friedens ist stärker! – Wenigstens bis zum Achtelfinale.
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