«Distanz bringt Nähe»: 10 Jahre SMS-Seelsorge
SCHWEIZ
Probleme per SMS lösen: Seit 10 Jahren bietet die ökumenische,
gesamtschweizerische SMS-Seelsorge "seelsorge.net" Beratungen via Handy an.
Neu bietet das "Netz, das hält" seine Dienste unter der Kurznummer 767 an.
RNA/sda
SMS- und auch Internet-Seelsorge seien kein Ersatz der persönlichen
Seelsorge, betonten Geschäftsführer Hans Peter Murbach und SMS-Seelsorger
Jörg Weisshaupt am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Ziel sei es,
Ratsuchende bei schwierigen Problemen zu ermutigen, eine Beratungsstelle
aufzusuchen.
Manchmal reiche es bereits, dass die Absenderin oder der Absender wisse,
dass jemand das SMS oder Mail lese. Murbach bezeichnete "seelsorge.net" als
Auffangnetz.
Als Vorteil der virtuellen Seelsorge sehen Murbach und Weisshaupt die
Anonymität. Auch dass nicht umgehend spontan eine Antwort kommen müsse, sei
ein Vorteil. "Distanz bringt Nähe", sagte Murbach. Eine Anfrage wird im
Allgemeinen innert einem Tag beantwortet. Das Angebot ist kostenlos.
Wer sich meldet, ist wegen der Anonymität nicht eruierbar. Aus den
Anfragen können die Beratenden aber gewisse Rückschlüsse ziehen - die
Alterspalette ist gemäss Weisshaupt breit. Wichtigste Themen sind
Partnerschaft, Sexualität, Suizid, Familie und Einsamkeit.
Die Idee der Internet-Seelsorge hatte der reformierte Pfarrer Jakob Vetsch
im Jahr 1994. Fünf Jahre später kamen zu Mail- auch SMS-Beratungen dazu.
Stirnrunzeln habe dies ausgelöst, sagte Murbach, der seit 2004 als
Geschäftsführer dabei ist. Es habe einiges an Überzeugungsarbeit - auch im
Team - gebraucht, sagte Weisshaupt.
Heute erhält "seelsorge.net" jährlich 1500 Erstanfragen per Mail oder SMS.
Durchschnittlich tauschen Ratsuchende und Beratende fünf SMS aus, SMS- oder
Mail-Verkehr kann aber auch über Monate gehen.
Mit der Umstellung auf die einprägsame Kurznummer 767 (entspricht "SMS"
oder
"SOS" auf der Handytastatur) erhoffen sich die Initianten einen Schub der
SMS-Seelsorge. In einem geplanten Kinospot heisst es "SOS per SMS - 767 ist
für Dich da." Die Beratung geschieht auf der Basis der christlichen
Grundwerte - es gehe aber nicht ums Missionieren, betonte Weisshaupt. Das
Budget von 200'000 Franken übernehmen je zur Hälfte die beiden
Landeskirchen.
Die Organisatoren können zudem auf die Unterstützung der
Telekommunikationsanbietern zählen. Diese verzichten etwa bei der
Kurznummer auf zusätzliche Gebühren, belastet werden den Ratsuchenden
lediglich die normalen Gebühren für gesendete SMS.
Auch arbeiten die Beraterinnen und Berater ehrenamtlich. Zum SMS-Team
gehören 8 Personen, beim Mail-Team sind es 30 - alles ausgebildete
Seelsorger und Seelsorgerinnen. Die Internet- und SMS-Seelsorge wird
dreisprachig in der ganzen Schweiz angeboten.
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