GR: Kirche als Non-Profit-Organisation verstehen
SCHWEIZ
Am Montag endete die fünftägige Synode (Pfarrkonvent) der
evangelisch-reformierten Landeskirche Graubünden. Nebst den Wahlgeschäften
wurde über den Stand einzelner Arbeitsbereiche informiert.
RNA/comm.
Eine vom Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund in Auftrag gegebene und
bereits viel besprochene Umfeldanalyse war laut einer Pressemitteilung
Ausgangspunkt der Eröffnungsrede von Dekan Thomas Gottschall. Die Kirchen
werden gemäss dieser Analyse künftig kleiner, ärmer und ihre Mitglieder
älter. Die Volkskirche habe aufgehört, eine homogene Einheit zu sein.
«Gerade deshalb gehören auch in die Kirche die technischen Instrumente
einer Non-Profit-Organisation: Pflichtenhefte, Mitarbeitergespräche,
Standort- und Zielbestimmungen und dergleichen mehr.» Das sei nötig, damit
haushälterisch mit den vorhandenen Kräften und Finanzen umgegangen werden
könne. Die Landeskirche als eine von vielen Non-Profit-Organisation zu
sehen, bedeute, dass sie ein klares Profil zeigen müsse, sagte Gottschall.
Gemäss dem aktuellen, geltendem Kirchenrecht steht jeder amtierenden
Pfarrperson alle sieben Jahre eine dreimonatige Weiterbildung zu. Der
Antrag, dass Pfarrperson zu einer Rückzahlung der Kosten verpflichtet
werden, wenn sie innerhalb dreier Jahre nach der Weiterbildung ihre Stelle
verlassen, wurde kontrovers diskutiert. Begriffe wie «finanzpolitisch» und
«kleinkrämerisch» zeigten schlagwortartig die gegensätzlichen Standpunkte
auf. In der abschliessenden Abstimmung wurde der Antrag deutlich abgelehnt
– der Artikel geht zurück in den Evangelischen Grossen Rat.
Grösste Überraschung an der Synode in Schiers war die deutliche Ablehnung
des geplanten Reglements für das berufsethische Handeln durch die
Pfarrpersonen. Dennoch war sich die Synode einig, dass die berufsethischen
Standesregeln nicht beliebig sein dürfen. Deshalb sollen die Richtlinien
als «Wegleitungen» festgelegt werden. Diese Wegleitungen sollen einerseits
der Öffentlichkeit gegenüber aufzeigen, welche Amtsführung und welche
ethische Haltung von Pfarrpersonen der Landeskirche erwartet werden.
Andererseits dienen sie den Pfarrpersonen als Richtlinien für die
Selbstprüfung.
Der Antrag des Kirchenrates, den Notfonds aufzulösen, wurde mit 59 gegen 9
Stimmen und 5 Enthaltungen gutgeheissen. Der Notfonds wird somit – falls
der Evangelische Grosse Rat (EGR) zustimmt – der kantonalen Kirchenkasse
angegliedert und steht allen kirchlichen Mitarbeitern in Not zur Verfügung.
Mit der Pensionierung von Giovanni Caduff im kommenden Frühjahr, verliert
die Synode ihren langjährigen Kanzellar. Als Nachfolger für dieses Amt
wurde Rüdiger Döls, Pfarrer in Malans, gewählt. Die Synode 2011 wird in
Thusis tagen. Zum Synodalprediger wurde Andreas Rade, Saas, gewählt.
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