Italiens Evangelische zufrieden mit Kruzifix-Verbot
WELT
Während das offizielle Rom den Entscheid des Europäischen Gerichtshofs für
Menschenrechte vom Dienstag zum Kruzifix-Verbot in italienischen
Schulzimmern anfrechten will, jubeln die evangelischen Christen Italiens.
Domenico Maselli, Präsident der FCEI, der Vereinigung Evangelischer
Christen Italiens, begrüsst das Urteil, da es der Religionsfreiheit diene.
RNA/nev
Der italienische Kruzifix-Streit war von der finnischstämmigen Italienerin
Soile Lautsi ausgelöst worden, die im Jahr 2002 gegen das Kruzifix im
Schulzimmer ihrer Kinder protestiert hatte. Domenico Maselli von der FCEI
ist zufrieden mit dem Gerichtsentscheid. Wer darin die Negierung der
christlichen Wurzeln Europas sehe, verkenne das grosse Verdienst des
Christentums, allen Menschen die Türen zur Freiheit geöffnet zu haben.
Die Moderatorin der Waldenserkirche, Maria Bonafede, hat erklärt: «Dieser
Gerichtsentscheid wahrt die Rechte aller: jener, die glauben, jener, die
anders glauben, und jener, die nicht glauben.
Noch entschiedener drückt sich die Baptistenpräsidentin Italiens, Anna
Maffei, aus: Den gekreuzigten Christus wie ein nationales Symbol zu
verteidigen bedeute, den christlichen Glauben zu verdrehen. Und Holger
Milkau, Dekan der italienischen Lutheraner, sagte, der öffentliche Raum sei
nicht der Ort, um Anmassungen auszudrücken. Laut dem Waldenserprofessor
Paolo Ricca ist der Gerichtsentscheid richtig: Im multireligiösen Umfeld
müsste ein Kruzifix-Verbot ausser in Schulräumen auch in öffentlichen
Verwaltungsbüros und Gerichten durchgesetzt werden.
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