«Verschlossene Auster» für katholische Kirche
WELT
Der Kritik-Preis der deutschen Journalistenvereinigung «netzwerk
recherche» (nr) für den «Informationsblockierer des Jahres» geht 2010 an
die römisch-katholische Kirche für ihren Umgang mit den
Missbrauchskandalen. Stellvertretend für die Kirche nahm Matthias Kopp,
Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, die «Verschlossene Auster» in
Hamburg entgegen.
RNA/apd
«Es wurde vertuscht, verleugnet und verheimlicht», heisst es in einer
Pressemitteilung vom Sonntag. «Die Deutschen Bischöfe geben bei der
Aufarbeitung der Missbrauchsfälle nur die Tatsachen zu, die sich nicht mehr
leugnen lassen. Die katholische Kirche respektiert den Anspruch der
Öffentlichkeit auf frühzeitige und vollständige Information nicht und
widerspricht damit ihren eigenen Werte-Postulaten nach Wahrhaftigkeit und
Ehrlichkeit.»
Jahrzehntelang sei geschwiegen worden. Pädophile Pfarrer seien trotz
bekannter Fälle sexuellen Missbrauchs immer wieder geschützt worden. Die
Täter hätten nicht nur die Körper und Seelen ihrer Opfer, sondern auch ihre
Machtpositionen missbraucht. Den Aussagen der missbrauchten Opfer sei
weniger Glauben geschenkt worden als den Priestern. Die Täter, die als
Pfarrer autoritäre Instanzen seien, hätten auf diese Weise ein
Schweigekartell errichten können, das von der Kirche geduldet wurde.
Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, nahm den
Preis ausdrücklich an. Er räumte ein, dass die Kirche «Kommunikationsfehler
gemacht» und sich «zu lange schützend vor die Täter gestellt» habe: «Wir
haben mit einem falsch verstanden Täterschutz Fehler gemacht und können
jetzt nicht zum 'Business as usual' zurückkehren.»
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