«Handel verursacht Hunger» - Hilfswerke gegen ungerechten Handel
SCHWEIZ/WELT
Handel als Pokerspiel: Die kirchlichen Hilfswerke rufen in ihrer Kampagne
zur Fastenzeit zum fairen Handel auf. Sie wenden sich dabei an
Beschaffungsstellen von Bund, Kantonen und Gemeinden. Sie müssten dem guten
Beispiel der Konsumenten beim Einkaufen folgen.
RNA/sda
Das Plakat der Kampagne von Brot für alle und Fastenopfer zeigt Herren
verschiedener Hautfarbe an einem Pokertisch mit Esswaren - die meisten
Nahrungsmittel sind in den Händen des Vertreters der Industrieländer. Zu
sehen ist es bis am 4. April (Ostersonntag). Am Donnerstag wurde die
Kampagne in Bern den Medien vorgestellt.
Die Forderungen dazu: Handelsregeln, die die Rechte der Menschen in den
Entwicklungsländern berücksichtigen und eine auf Ernährungssouveränität
ausgerichtete Agrarpolitik. Die Hilfswerke wollen auf Projekte für sichere
Ernährung aufmerksam machen und zeigen, dass fairer Handel eine Alternative
sein kann.
Ins Visier nehmen die Hilfswerke die Beschaffungsstellen von Bund,
Kantonen und Gemeinden. Bei ihnen gebe es grosse Unterschiede, sagte
Ständerätin Simonetta Sommaruga (SP/BE), Präsidentin der Stiftung für
Konsumentenschutz, laut Redetext. Eine Umfrage zeige, dass es
Fair-Trade-Profis, aber auch Fair-Trade-Neulinge gebe.
Einkäufer der öffentlichen Hand müssten abwägen zwischen sozialer und
ökologischer Nachhaltigkeit einerseits und Wirtschaftlichkeit andererseits,
stellte Sommaruga fest. Dabei falle auf, dass die Stadt Zürich, die bereits
Kriterien für fairen Handel eingeführt habe, nur geringe Preiserhöhungen
ausgemacht habe.
Sommaruga stellte zudem einen hohen Aus- und Weiterbildungsbedarf zum
Thema gerechter Handel fest. Die Einkäufer wünschten sich in der Umfrage
zwar mehr Produkte mit Gütesiegeln, fürchteten sich aber vor zu vielen
Regeln und Vorgaben. An der Umfrage beteiligten sich 29 kantonale Stellen,
9 Gemeinden und eine Bundesstelle.
Von den politischen Gremien fordern Fastenopfer und Brot für alle
verbindliche und eindeutige Leitlinien für die öffentliche Beschaffung.
Berücksichtigt werden sollten ökologische und soziale Kriterien. Aber auch
lokale Produzenten sollten in die Überlegungen einbezogen werden.
Beat Dietschy, Zentralsekretär von Brot für alle, erinnerte an eine von
30000 Personen unterschriebene Petition für gerechten Handel. Eingereicht
worden sei sie im Februar 2006; im Dezember 2008 habe sie der Nationalrat
als Postulat an den Bundesrat überwiesen. Auch an dieses Begehren wolle die
diesjährige Kampagne erinnern.
Die Hilfswerke erwarteten eine Antwort, sagte Dietschy. Diese müsse den
Anforderungen der Millenniumsziele - Halbierung von Armut und Hunger bis
2015 - und dem Anwachsen des Hungers Rechnung tragen. Die UNO schätze, dass
arme Länder derzeit wegen unfairer Handelsbedingungen jährlich 700 Mrd.
Dollar verlören.
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