SG: Ethikgruppe für Dialog mit Muslimen
SCHWEIZ
Die Ethikgruppe des St. Galler Kantonsrats schlägt dem Erziehungsrat
vor, seine Empfehlung für ein Kopf-Tuchverbot an Schulen mit den
Muslim-Organisationen zu diskutieren. Vertreter der Schule in der
Ethikgruppe halten ein Kopftuchverbot für unnötig.
RNA/kipa
Anfang August hatte der St. Galler Erziehungsrat den Schulen im Kanton
in einem Kreisschreiben empfohlen, das Tragen von Kopftüchern und
anderen Kopfbedeckungen in der Schule zu verbieten. Die
interfraktionelle Ethikgruppe des Kantonsrats kam bei ihrem
ordentlichen jährlichen Treffen mit Religionsvertretern zusammen, wie
die Staatskanzlei am 24. August mitteilte. Dabei waren Bischof Markus
Büchel, die Präsidenten der Kantonalkirchen und Hisham Maizar vom
Dachverband islamischer Gemeinden in der Ostschweiz. Rund 25
Kantonsrätinnen und Kantonsräte der Ethikgruppe waren der Einladung von
Bischof Markus Büchel gefolgt.
Im Zentrum des Gesprächs standen Themen wie «Aufbau und Strukturen der
muslimischen Gemeinschaft in der Schweiz» und «Ausländerfeindlichkeit
im Arbeitsmarkt». Am meisten auf den Nägeln brannte jedoch gemäss
Mitteilung der Staatskanzlei die kürzlich erfolgte Empfehlung des St.
Galler Erziehungsrates, Schülerinnen und Schülern während des
Unterrichts das Tragen einer Kopfbedeckung zu verbieten, was faktisch
einem Kopftuchverbot für muslimische Schülerinnen gleichkommt.
Es brauche eine einheitliche Lösung in den Schulen, war zu hören,
Mädchen dürften nicht durch den Zwang, ein Kopftuch tragen zu müssen,
diskriminiert werden. Andere Stimmen riefen dazu auf, endlich zur
Kenntnis zu nehmen, dass die Muslime in unserer Gesellschaft eine
Realität sind und dass es die Religionsfreiheit zu respektieren gelte.
Ein Kopfbedeckungsverbot löse keine Probleme. Vertreter der Schule in
der Ethikgruppe unterstrichen, dass die erziehungsrätliche Empfehlung
nicht nötig sei. Von kirchlicher Seite kam schliesslich der Vorschlag,
die Ethikgruppe solle mit dem Erziehungsrat das Gespräch suchen und das
Anliegen deponieren, der Erziehungsrat möge seine Empfehlung mit den
Vertretern der Muslime diskutieren.
Die Ethikgruppe des Kantonsrates St.Gallen besteht seit dem Jahr 2000.
Ihr gehören rund 30 Kantonrätinnen und Kantonsräte aller Parteien an.
Gemäss Statut prüft die Ethikgruppe Sachvorlagen und politische Fragen
aller Art unter dem Blickwinkel der Ethik, namentlich der christlichen
Ethik. Sie ist ein Forum für die Meinungsbildung der Mitglieder, die
sich dann in den Fraktionen, in den vorberatenden Kommissionen und im
Kantonsrat gezielt für Anliegen der Ethik einsetzen.
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