Zürich: Bald gibt es mobile Kirchencontainer
SCHWEIZ
Das reformierte Zürcher Kirchenparlament hat am Dienstag über die
Situation bedrängter Christen, kirchliches Engagement in neuen
Stadtquartieren und den Umgang der Kirche mit Pluralität diskutiert.
RNA/comm.
Die Synode beschloss, verfolgte Christen im Irak zu unterstützen, da dort
die gegenwärtig schlimmste Christenverfolgung stattfindet. Seit der
Volkszählung 1987 ist die christliche Wohnbevölkerung im Irak von 1,4 Mio.
auf weniger als 400'000 Menschen zurückgegangen. In den nächsten vier
Jahren will die Zürcher Landeskirche deshalb schwerpunktmässig die dortigen
christlichen Binnenflüchtlinge unterstützen. Neben bereits gesprochenen
30'000 Franken soll auch die Bettagskollekte 2010 dafür verwendet werden,
in der Regel ein Betrag zwischen 200'000 und 300'000 Franken. Zudem werden
die Kirchgemeinden eingeladen, bedrängte Christen mit Veranstaltungen und
Kollekten zu unterstützen.
Wie soll die Kirche auf die Umwandlung von ehemaligen Industriezonen in
Wohnquartiere reagieren, zumal es dort keine angestammten Kirchengebäude
gibt?, wurde in einem Postulat gefragt. Da sei eine flexible «kirchliche
Raumplanung» nötig, sagte Kirchenrat Andrea Marco Bianca. Der Kirchenrat
denkt etwa an mobile «Kirchencontainer», die als Provisorien in Quartieren
oder an Verkehrsachsen aufgestellt werden könnten, bis sich eine dauerhafte
Lösung abzeichnet.
In einem weiteren Postulat wurde nach den «Möglichkeiten und Grenzen
christlicher Pluralität» in der Kirche gefragt. In seinem Antwortbericht
weist der Kirchenrat darauf hin, dass christliche Pluralität kein
Sonderfall sei; «weltanschaulicher Pluralismus gehört zum gemeinsamen Grund
unserer Gesellschaft». Auch sei die Kirche kein «homogener Block», sondern
lebe seit ihren Anfängen von Vielfalt. Von der Synode wurde unter anderem
kritisiert, der Text gebe zu wenig konkrete Antworten auf die Frage, wie
viel «Abweichung» es an den Rändern vertrage. Im Blick standen dabei Themen
wie etwa schamanistische Rituale auf der einen oder Reuebekenntnisse vor
einer Wiederverheiratung auf der anderen Seite. Am Ende der Debatte wurde
der Bericht des Kirchenrates aber mit grossem Mehr zustimmend
verabschiedet.
Schliesslich überwies die Synode diskussionslos eine gemeinsame Motion der
Geschäftsprüfungs- und der Rechnungsprüfungskommission, die wegen
Steuerausfällen respektive Spardruck vom Kirchenrat einen detaillierten
Prioritätenkatalog fordert, wie von den Gesamtkirchlichen Diensten
erbrachte Leistungen in Zukunft finanziert werden können.
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