Umfrage zur Minarett-Initiative: Rolle der Frau im Islam ausschlaggebend
SCHWEIZ
Die Rolle der Frau im Islam war offenbar grossenteils für das Ja zur
Antiminarett-Initiative im vergangenen Herbst verantwortlich. 83 Prozent
der Stimmenden hätten sich zudem früh zu einem Ja oder Nein entschieden.
Dies erbrachte eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Demoscope in
Adligenswil. Es befragte im Januar laut der «Basler Zeitung» vom Dienstag
1006 Personen.
RNA/kipa
Im Unterschied zu einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Vox fragte
Demoscope nach den Gründen und Überlegungen für das Ja. Die Vox-Analyse aus
Bern kam ebenso wie Demoscope zum Ergebnis, dass nicht die «linken Frauen»,
wie von verschiedener Seite behauptet, für den 57 Prozent Ja-Stimmen-Anteil
bei der Abstimmung über die Minarette verantwortlichen seien. Die
Vox-Analyse ergab zudem, dass eher Landbewohner, religiöse Christen,
Schweizer ohne akademische Ausbildung und politisch Konservative ja
stimmten.
Die Fragestellung von Demoscope wollte herausfinden, «welche Überlegungen
zu einem Nein beziehungsweise einem Ja beim Urnengang geführt haben». 87
Prozent bezeichnen die Abstimmung als eher wichtig bis sehr wichtig. Dies
lasse darauf schliessen, dass überlegt abgestimmt worden sei. Nach Ansicht
der Studienleiterin Eva-Maria Tschurenev fällt zudem auf, dass auch die
angeblich apolitischen Jungen zwischen 15 und 34 Jahren dem Ergebnis grosse
Bedeutung beimessen.
Als Gründe für die Zustimmung wurden prioritär die Stellung der Frau im
Islam, die Burka, und das Kopftuch genannt. Vorwiegend in der französischen
Schweiz waren zudem Bedenken wegen Al Qaida und die Situation der Schweizer
Geiseln in Libyen wichtig. Eine Mehrheit schätzt die Muslime in der Schweiz
als gemässigt und wenig anfällig für fundamentalistische Strömungen ein.
Obwohl 72 Prozent der Befragten die Muslime im Vergleich mit der EU als
gleich gut oder sogar besser integriert bezeichnen, fordern 78 Prozent,
dass sich Ausländer «deutlich mehr anpassen» müssten. Auf keinen Fall
sollen sie aber in Ghettos abgedrängt werden.
Nach Tschurenev wurde die Initiative angenommen, weil die Mehrheit die
Sorgen rund um den Einfluss des Islams von Seiten der Parteien zuwenig
beachtet sah. 67 Prozent seien zudem der Meinung, «dass die Schweiz auf ein
Problem hingewiesen hat, das andere auch haben». Eine knappe Mehrheit der
Befragten sei sich sicher, dass die Abstimmung Signalwirkung haben werde.
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