Frankreich: Juristen zweifeln an Burka-Verbot
WELT
Das in Frankreich geplante Verbot des islamischen Ganzkörperschleiers
stösst auf erhebliche Bedenken bei den obersten Juristen des Landes. Für
ein solches Gesetz gebe es keine Rechtsgrundlage, die unangreifbar wäre,
heisst es in einem Gutachten des Staatsrates, aus dem die Zeitung «Le
Figaro» am Freitag, 14. Mai, zitiert.
RNA/kipa
Die Regierung will in der kommenden Woche einen Gesetzentwurf einbringen,
um das Tragen der Burka in der gesamten Öffentlichkeit zu verbieten. Der
Staatsrat erklärte dagegen nach Angaben der Zeitung, ein solches Gesetz
wäre mit erheblichen verfassungsrechtlichen Unsicherheiten verbunden.
Bereits früher hatte er in einer Stellungnahme geäussert, ein Verbot der
Burka könne gerechtfertigt werden, wenn dies für die Identifikation der
betreffenden Person etwa vor Behörden oder aus Sicherheitsgründen
erforderlich sei. Die Regierung will aber darüber hinausgehen und ein
völliges Burka-Verbot erreichen. Die oppositionellen Sozialisten sind gegen
eine so weitreichende Regelung.
Frankreichs Nationalversammlung hatte das Tragen der Burka bereits in
einer rechtlich nicht verbindlichen Entschliessung verurteilt. Die
Abgeordneten nannten in einer am Dienstagabend in Paris verabschiedeten
Entschliessung «alle radikalen Praktiken, die gegen Würde und Gleichheit
von Männern und Frauen verstossen», unvereinbar mit den Werten des Landes.
Dazu gehöre auch der den ganzen Körper verhüllende Schleier, heisst es in
dem Dokument. Dieser Entschliessung stimmten auch die Sozialisten zu.
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