Vierter Schweizer Vätertag: Väter mit Migrationshintergrund im Zentrum
SCHWEIZ
Zum vierten Schweizer Vätertag am Sonntag stellen die Organisatoren Väter
mit Migrationshintergrund ins Zentrum. Wie sie am 4. Juni mitteilten, liegt
bei diesen Vätern ein riesiges Potenzial brach, unter anderem zur
Prävention von Jugendgewalt. Der Vätertag findet jährlich am ersten Sonntag
im Juni statt.
RNA/sda
Ein Pionierprojekt soll den Austausch unter diesen Vätern fördern, heisst
es in einem Communiqué von männer.ch, dem Dachverband der Schweizer Männer-
und Väterorganisationen. In etwa 20 dieser Runden in der Deutschschweiz
können sich dabei Väter mit verwandten Biografien aussprechen.
Mesut Gönç, einer der Moderatoren solcher transkultureller Väterrunden,
führt im Communiqué aus, dass ein Mann mit Migrationshintergrund mit
Ängsten konfrontiert sein kann, wenn etwa seine Frau einer Erwerbsarbeit
nachgeht und die Kinder besser Deutsch sprechen als er. Findet der
Betroffene mit diesen Gefühlen Verständnis, kann er sie auch überwinden.
Väterprojekte wie dieses stärken nicht nur die Männer selbst, sondern auch
die Beziehungen zu den Kindern, heisst es weiter. Das wiederum erleichtert
die Integration und ist nicht zuletzt ein Beitrag zur Prävention etwa von
Jugendgewalt. Nationalrat Alec von Graffenried (Grüne/BE) fordert hier ein
stärkeres Engagement des Bundes. Gerade in der Gewaltprävention für
Jugendliche sollte der männlichen Bezugsperson mehr Aufmerksamkeit
geschenkt werden.
Der diesjährige Themenschwerpunkt «Vatersein in einer multikulturellen
Schweiz» ergänzt das Motto «Aus 365 Gründen», welches jedes Jahr auf die
Bedeutung des alltäglichen väterlichen Engagements hinweist. Damit es nicht
mehr als Sonntagsväter gibt, unterstreichen die Organisatoren das
Zusammenspiel zwischen Berufs- und Familienwelt.
Die Gewerkschaft Travail.Suisse wies in diesem Zusammenhang auf den in der
Schweiz noch nicht realisierten Vaterschaftsurlaub hin. In der kommenden
Woche behandelt der Nationalrat ein entsprechendes Postulat von Roger
Nordmann (SP/VD). Der Bundesrat lehnt es ab.
Travail.Suisse ruft in Erinnerung, dass die Nachbarländer den Vätern Zeit
lassen, ihre neugeborenen Kinder kennenzulernen. Angesichts der absehbaren
Überalterung der Bevölkerung wären ein Vaterschaftsurlaub und eine
kohärente Familienpolitik ein Gebot der Stunde.
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