Weg-Wort vom 15. Oktober 2010
Bitte haben Sie etwas Geduld
Sie rufen eine 0800er - Nummer an. Sie brauchen nur rasch eine Information:
von Ihrer Hausratversicherung, von der Swisscom oder der Billag. Am anderen
Ende der Leitung ertönt eine Stimme ab Band, welche Sie auffordert, die
Taste 1,2 oder 3 zu drücken, je nach Fragestellung. Danach hören Sie die
Stimme sagen: Herzlich willkommen. Leider
sind zur Zeit alle unsere Mitarbeiter besetzt. Bitte bleiben Sie am Apparat.
Wir bedienen Sie so schnell als möglich. Bitte haben Sie etwas Geduld. Sie
werden in einer Warteschlaufe mit Musik vertröstet, die Sie nicht mögen.
Meine letzte Warteschlaufenzeit betrug satte 12 Minuten. Aber noch bevor ich
mich ärgern konnte, hörte ich verwundert, wie Leonard Cohen mit seiner
melancholischen Stimme sang:
And Jesus was a sailor when he walked upon the water Der Song
Suzanne stammt aus dem Jahr 1967, ich war ein absoluter Cohen-Fan. Nun
tauchte ich ab, den Hörer am Ohr, und liess mich von der Melodie und der
Stimme forttragen wie auf einer Meereswoge. Auf einmal wünschte ich mir, das
Lied möge nicht zu Ende gehen. And Jesus
Was a sailor when he walked upon the water Ich schloss die Augen.
Jesus war übers Wasser gegangen. Das zeigt mir sein unendliches Vertrauen in
Gottes Führung. In eine Führung, die trägt, die Boden unter den Füssen gibt.
Wie wende ich mich an Gott? Mit einem solchen Vertrauen in seine Führung,
wie Jesus es hatte? Oder befinde ich mich mit falschen Erwartungen in einer
Warteschlaufe?
Meine Gedanken wandern zum hl. Augustinus, der gesagt hat: Gott erhört dich
vielleicht nicht nach deinem Willen, aber er erhört dich zu deinem Heil.
Plötzlich holt eine Stimme am Telefon mich zurück: Mein Name ist M.M., was
kann ich für Sie tun? Ich weiss nicht mehr. War wohl auch nicht so wichtig.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Roman Angst, Toni Zimmermann
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Weg-Wort vom 14. Oktober 2010
Überzeugende Fragen
Unter Bertold Brechts Geschichten von Herrn Keuner findet sich auch die
folgende:
"Ich habe bemerkt", sagte Herr K., "dass wir viele abschrecken von unserer
Lehre dadurch, dass wir auf alles eine Antwort wissen. Könnten wir nicht im
Interesse der Propaganda eine Liste der Fragen aufstellen, die uns ganz
ungelöst erscheinen?"
Eine Liste der Fragen aufzustellen, auf die wir keine Antwort wissen, könnte
auch der Glaubwürdigkeit unserer christlichen Lehre gut tun. Zum Beispiel:
Warum gibt es so viel Ungerechtigkeit, Elend und Leid in der Welt? Warum
musste dieser Mensch so früh sterben? Was geschieht mit uns nach dem Tod? Es
gibt so viele bedrängende Fragen, auf die unser Glaube keine Antwort gibt.
Gerade wir Theologen und Prediger fühlen uns gerne als Geheimräte Gottes,
die mehr von Gott begriffen haben als andere Leute, während doch nach
einem Wort von Karl Rahner - die wahren Theologen die sind, die besser
begriffen haben als andere Menschen, dass Gott unbegreiflich ist. Spätestens
wenn wir als Seelsorger am Bett eines Krebskranken oder am offenen Grab
einer früh verstorbenen Mutter stehen, fehlen uns glaubhafte Worte.
Unser Glaube beantwortet nicht alle unsere bedrängenden Fragen. Er kann uns
aber Kraft und Geduld geben, unsere ungelösten Lebensfragen auszuhalten in
der Hoffnung, dass Gott eine Antwort weiss und uns einmal eine Antwort gibt.
In diese Richtung weisen uns die Worte des Dichters Rainer Maria Rilke:
Forsche jetzt nicht nach Antworten,
die dir nicht gegeben werden können!
Lebe jetzt die Fragen!
Vielleicht lebst du dann allmählich
ohne es zu merken
eines fernen Tages
in die Antwort hinein.
Welche Einsichten werden mir vielleicht heute schon geschenkt?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Weg-Wort vom 13. Oktober 2010
Geben ist seliger als Nehmen (Apg 20,35)
Jetzt ist es also wissenschaftlich bewiesen, das Jesus-Wort, das uns die
Apostelgeschichte überliefert. Nach dem neuen Buch des Wissenschafts- und
Bestsellerautors Stefan Klein sind selbstlose Menschen glücklicher und leben
länger. Entgegen unserer landläufigen Meinung schneiden Egoisten nämlich nur
kurzfristig besser ab. Auf längere Sicht haben diejenigen Menschen Erfolg,
die sich um das Wohl der anderen bemühen.
Eigentlich wissen wir es ja schon: Wenn wir einem Kind eine Freude machen,
einem Fremden den Weg zeigen oder Menschen in Not Geld spenden, dann fühlen
wir uns gut. Nun zeigen auch die neuen Ergebnisse der Hirnforschung, dass
bei den meisten Menschen Zentren der Lust aktiv werden, wenn sie freiwillig
anderen etwas geben oder zu Liebe tun. Es sind dieselben Zentren, die uns
beim Genuss von Schokolade, einer Lieblingsmusik oder beim Sex angenehme
Gefühle bereiten.
Und das Glück, für andere da zu sein, ist dauerhaft. Menschen, die sich für
andere einsetzen, sind messbar zufriedener als solche, die nur ihre eigenen
Interessen verfolgen. Medizinische Untersuchungen zeigen, dass selbstlose
Menschen gesünder sind und auffallend selten unter Depressionen leiden.
Leider sind wir Menschen nicht nur dafür eingerichtet, selbstlos zu sein. Zu
unseren Erbanlagen gehört auch das Bestreben, zuerst auf den eigenen Vorteil
zu achten. Das ist ebenso notwendig. Unsere Aufgabe besteht darin, das
Gleichgewicht zwischen gesundem Egoismus und Altruismus zu finden.
Mit anderen Menschen in Verbindung zu sein und uns um ihr Wohlergehen zu
kümmern, gehört zu unseren tiefsten Bedürfnissen. Wir brauchen die
Menschlichkeit im Umgang mit anderen schon deswegen, weil sie unser eigenes
Wohlbefinden erhöht.
Für andere zu sorgen, schützt uns nicht nur vor Einsamkeit und Depression.
Vielmehr macht uns die Selbstlosigkeit glücklicher und schenkt uns
nachweislich sogar ein längeres Leben.
Kümmern wir uns also um unser eigenes Glück, indem wir uns (auch) um andere
kümmern.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Roman Angst, Toni Zimmermann
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Weg-Wort vom 12. Oktober 2010
Es gibt noch gute Nachrichten
Da steht heute wieder wenig Erfreuliches drin, seufzt meine Frau bei ihrem
morgendlichen Blick in die Tageszeitung. Da wird fast ausschliesslich über
Naturkatastrophen, Krieg und Verbrechen berichtet. Bei der Tagesschau am
Abend ergeht es mir ähnlich: Gibt es denn keine positiven Nachrichten?
Only bad news are good news Nur schlechte Nachrichten sind gute
Nachrichten, die sich verkaufen, sagen clevere Journalisten. Und sie haben
nicht einmal Unrecht. Denn Hand aufs Herz, habe ich früher nicht selber
gerne zuerst die Rubrik Unglücksfälle und Verbrechen auf¬geschlagen? Und
erzählen wir nicht mit Vorliebe negative Erlebnisse weiter und breiten wir
nicht genüsslich die Schwächen und Fehler unserer lieben Mitmenschen aus?
Sicher muss die Presse ein realistisches Bild der Welt vermitteln und über
Ereignisse und Zustände berichten, die nicht gut sind. Aber vermitteln die
Nachrichtenmedien nicht oft ein verzerrtes Bild von der Welt, indem sie
schlechte Nachrichten in den Vordergrund stellen und erfreuliche
verschweigen?
Wir können die Welt nicht nur durch die rosarote Brille ansehen. Wir dürfen
Hunger und Krieg in der Welt, Arbeitslosigkeit und soziales Elend in unserem
eigenen Umfeld nicht aus unserem Bewusstsein ausblenden. Aber soll ich mich
jeden Morgen und Abend mit belastenden Informationen überschütten lassen?
Das ist auf die Dauer deprimierend.
Offenbar finden das viele andere Menschen auch. Umfragen zeigen, dass die
Leserinnen und Leser mehr gute Nachrichten in ihrer Zeitung lesen wollen.
Die Welt braucht einen Zufluchtsort vor all den schlechten Nachrichten, die
in Zeitungen, Radio und Fernsehen verbreitet werden, dachte sich der
Amerikaner Byron Reese und startete daraufhin "Happy News" eine
Internetseite, auf der es nur gute Meldungen gibt als Ausgleich für all die
traurigen Meldungen über Natur¬katastrophen, Kriege und Verbrechen.
Haben Sie keine Lust mehr auf schlechte Nachrichten? Dann schenken Sie Ihre
Aufmerksamkeit den guten, es gibt sie nicht nur im Internet, sondern auch in
der Zeitung und in unserem Alltag. Vielleicht haben wir heute ein besonders
offenes Ohr für erfreuliche Neuigkeiten und geben bewusst gute Nachrichten
an unsere Mitmenschen weiter.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
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Weg-Wort vom 8. Oktober 2010
Bescheidenheit
Im Fernsehen gibt es so Vieles an Sinn und Unsinn anzuschauen, von
Wissenswertem, Unterhaltsamem, Quizzigem bis zu exhibitionistischem Schrott.
1 gegen 100 schau ich noch gern, es ist fast wie ein elektronisches
Kreuzworträtsel. Nun, da schaffte es einer mit Glück und Wissen alle 100 zu
schlagen und stand nun vor der letzten Entscheidung: Will ich die richtige
Antwort wissen und wenn ich recht habe, 25000 Franken zusätzlich gewinnen
oder den Verlust von allem riskieren, wenn meine Antwort so falsch ist, wie
die der andern. Spannend ist dabei zu sehen, wie zwei Seelen miteinander zu
kämpfen beginnen die Lust auf noch mehr und so eine Art Vernunft, die
sagt, du hast, was du hast.
Die Gefühle gehen hin und her: Es ist ja nur ein Spiel, sagt das eine, das
andere meint, wozu ein Betrag, für den einer in der Regel mindestens zwei
bis drei Monate arbeiten müsste, nützlich sein könnte.
Es ist ein Spiel aber nicht nur. Es ist auch Kampf mit sich selbst. Wie
gehe ich um mit dem, was ich habe. Hilft es mir mein Leben gestalten oder
löst es eine fast unstillbare Lust auf noch mehr aus. Davor ist keiner
gefeit.
Der Mann im Quiz meinte: Ich bleibe bescheiden und gehe mit dem, was ich
gewonnen habe. Er hat dem unsicheren Nochmehr widerstanden, was in der
Fernsehshow-Atmosphäre sicher nicht leicht zu bewerkstelligen ist. Ich
bleibe bescheiden. Ein guter Satz, ein gutes Tun. Es lohnt, daran zu
arbeiten, dass dieser Satz im eigenen Leben Platz findet, sich ausbreiten
kann. Er ist keinesfalls denen zu sagen, die eh nichts haben. Es gilt denen,
die viel haben und noch mehr wollen, die nicht bereit sind auf das viele zu
verzichten. Mahatma Ghandi soll einmal nach einem Spaziergang entlang der
Bahnhofstrasse gesagt haben: Es ist erstaunlich, wie wenig ich von dem, was
ich gesehen habe, brauche.
Es ist eine Kunst für Besitzende sich von der Macht des Geldes zu befreien,
wenn sie bescheiden werden. Aber nur ganz ganz wenige beherrschen diese
Kunst, haben diese Art von Vermögen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Weg-Wort vom 7. Oktober 2010
Aus der Nähe betrachtet
Der früh verstorbene Jesuit Anthony de Mello, bekannter spiritueller Meister
und Psychologe, war auch ein begnadeter Geschichtenerzähler. Seine kleinen
Geschichten voller Weisheit und Humor sind wahre Quellen zur
Selbsterkenntnis, weil sie uns auf liebenswürdige, aber deutliche Weise den
Spiegel vorhalten. So auch die folgende:
Eine Frau lästerte bei einer Freundin, die bei ihr zu Besuch war, dass ihre
Nachbarin keine gute Hausfrau sei.
Du solltest sehen, wie schmutzig ihre Kinder sind und ihr Haus. Es ist
beinahe eine Schande, in der Nachbarschaft zu wohnen. Sieh dir bloss mal
ihre Wäsche draussen auf der Leine an! Man erkennt deutlich die schwarzen
Streifen auf den Bettlaken und den Handtüchern. Die Freundin ging zum
Fenster und sagte: Ich glaube, die Wäsche ist ganz sauber, meine Liebe. Die
Streifen sind auf deinen Fensterscheiben!
Mit den Worten von Jesus heisst das:
Warum siehst du den Splitter im Auge deines Nächsten, aber den Balken in
deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Nächsten
sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge ziehen! und dabei steckt in
deinem Auge ein ganzer Balken? Scheinheilig bist du! Zieh doch erst den
Balken aus deinem eigenen Auge, dann kannst du dich um den Splitter im Auge
eines anderen kümmern. (Mt 7,3-5)
Wenn ich darauf aus bin, bei meinen Mitmenschen vermeintliche und erst noch
kleine Fehler zu finden, dann sehe ich genauso wie die Frau in der
Geschichte den grossen blinden Fleck bei mir selber nicht mehr. Damit es
nicht so weit kommt, warnt Jesus davor, zu richten und zu verurteilen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Weg-Wort vom 6. Oktober 2010
Gift und Gegengift
Eine Schlange kommt zu einer anderen zu Besuch. Nach einer Weile fragt sie:
Du, sag mal, sind wir eigentlich giftig? Na klar. Aber warum fragst
du? Ähm, ich habe mir gerade auf die Zunge gebissen!
Dieser Witz hat eine überraschende Pointe. Der Biss einer Giftschlange ist
gefährlich, ja er kann sogar tödlich sein. Denn er lähmt das zentrale
Nervensystem und schaltet damit alle wichtigen Körperfunktionen aus, sofern
nicht rechtzeitig ein Gegengift gespritzt wird. Aber in obigem Witz hat die
Schlange Angst vor ihrem eigenen Gift.
Rette mich, Herr, vor bösen Menschen, vor gewalttätigen Leuten schütze
mich! Sie haben spitze Zungen wie die Schlangen, und hinter den Lippen Gift
wie die Nattern. (Ps 140,2.4)
Mit diesem Klagelied wendet sich ein Mensch an Gott. Überzeugt, dass Gott
ein Anwalt der Armen und Geplagten ist, schleudert er ihm seinen Hilferuf
entgegen. Er vertraut ihm: Du bist mein Gott , meine starke Hilfe.
Offensichtlich war dieser Mensch verleumdet, schlecht gemacht worden. Zuerst
wurde vielleicht hinter seinem Rücken über ihn getuschelt, später dann
derart schlecht über ihn geredet, dass es seinem Ruf geschadet hat.
Mal Hand aufs Herz: Waren Sie noch nie giftig in Ihren Äusserungen, haben
spitzzüngig gegiftelt? Und es hinterher vielleicht bitter bereut? Denn das
Gift wird uns selber irgendwann zum Verhängnis. Es entfaltet schleichend
seine lähmende Wirkung in unserem Innern, es vergiftet uns das Herz und
macht uns ungeniessbar für unsere Mitmenschen. Es gibt aber ein Gegengift,
das
dauerhaft wirkt: Unsere Mitmenschen mit liebenden Augen anschauen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Weg-Wort vom 5. Oktober 2010
De Heiri hät es Chalb verchauft
Wer kennt dieses Lied aus der kleinen Niederdorfoper nicht? Ein kleiner
Bauer verkauft sein Kalb und versäuft sein Geld. Er verkauft etwas, das er
genährt und gepflegt hat, etwas sehr Reales. Der Käufer hat einen Gegenwert
für sein Geld, Heiri hat einen für sein Kalb.
Es gibt scheinbar nicht nur diese Form von Verkäufen: Ich habe nichts, miete
etwas, verkaufe es und hoffe, dass der Preis dieses Etwas in der Mietzeit
sinkt, damit ich es dann zurückkaufen kann, um es am Ende der Mietdauer
wieder zurückzugeben. Das, habe ich mir sagen lassen, sei ein Leerverkauf.
Damit nicht genug, es gäbe da noch den nackten Leerverkauf: Ich verkaufe
einem Käufer etwas, das ich gar nicht habe.
Da hat es der Käufer von Heiris Kalb schon besser.
Ich frage mich, warum sich Menschen auf solche Leerverkäufe einlassen. Ein
Spiel mit der Gier, der verdrehten Hoffnung auf noch mehr Gewinn, ein Spiel
mit der Sehnsucht, auch eine Chance zu haben? Ein gefährliches Spiel schon
im Kleinen. Es ist ein Spiel mit der Zukunft und der Hoffnung, mit der
Sehnsucht: Bescheidenheit löst sie nicht aus, eher unstillbare Gier und
Haltlosigkeit. Da ist Heiris Art recht bescheiden. Sie ist nicht gut zu
heissen, denn er versäuft das Geld seiner Familie. Das ist schwach, aber
ehrlich.
Und das ist es, was einigen Menschen, die mit zu viel Geld zu tun haben,
wohl abhanden gekommen ist: Ehrliche Arbeit. Ein Geschäften, das diesen
Namen noch verdient, ist gefragt. Das können wir in unserm Umkreis tun,
ausleben, üben, das können wir von all denen fordern, die mit mehr Geld und
Macht zu tun haben, als ihrer Moral gut tut. Ehrliche bodenständige Arbeit
ist gefordert. Eine Arbeit, die erfahrbar und sichtbar ist, eine Arbeit, die
sich an der Realität gegenseitiger Achtung orientiert und nicht an einer
letztlich undurchsichtigen Virtualität.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Roman Angst, Toni Zimmermann
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